Bewertung

Review: #19.10 Machtlosigkeit

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Da gehe ich mit der festen Überzeugung in #19.10 Sisters Are Doin' It For Themselves, dass es sich um eine mäßig spannende Filler-Episode handelt, in der eher Kleinkram behandelt wird und dann liefert die Serie eine der für mich stärksten emotionszentrierten Episoden seit Langem ab.

Den Schein wahren, oder sich trauen und die Wahrheit sagen. Das war das große Thema, das sich wie ein roter Faden durch die ganze Episode gezogen hat. Manche der Charaktere haben den wichtigen Personen in ihrem Leben schon recht lange etwas vorgespielt, andere fangen gerade erst damit an. Und obwohl man uns hier eine Bandbreite an verschiedensten Szenarien gezeigt hat, hat mich eigentlich jede Geschichte überzeugt. Gehen wir sie doch gleich mal alle durch:

Teddy und Owen: Wer hätte gedacht, dass ich nochmal freiwillig mit diesen beiden anfange? Aber hey, es geschehen noch Zeichen und Wunder (oder im diesen Falle mal wieder eine gekonnte Einmischung von Bailey – vielen Dank!!). Gerade als man gedacht hatte, dass nach den ganzen hässlichen Szenen der letzten Folgen keine Chance mehr für die beiden als Paar bestehen würde, wendet sich das Blatt. Owen springt über seinen Schatten und entschuldigt sich ehrlich für all die Dinge, die ihm auch tatsächlich leidtun. Denn letzten Endes hat wohl niemand Owen Vorwürfe für die Rechtfertigung seiner Taten gemacht, sondern vielmehr für all das, was danach kam. Die Heimlichtuerei, die Ignoranz gegenüber Teddys Gefühlen und den Folgen, die seine Familie dadurch mittragen musste. Ebenso hat es mich sehr gefreut, dass Teddy sofort zurückgibt und sich bei ihm für ihr abweisendes Verhalten entschuldigt. Beide haben am jetzigen Zustand ihrer Ehe Schuld getragen und als ob sich ein Knoten gelöst hätte, scheinen nun auch beide dazu bereit, das Vergangene hinter sich zu lassen. Da wirkt Owens offizielle Wiedereinsetzung als Arzt und Trauma-Chef beinahe zweitrangig, auch wenn es sicherlich nicht schadet, wenn ihr berufliches Machtgefüge zumindest wieder etwas angeglichen wird (und ganz nebenbei war es mal wieder toll, Owen in der Notaufnahme glänzen zu sehen). Sind wegen dieser Aussprache jetzt alle Probleme vergessen und Towen wieder happy vereint? Wohl kaum. Aber das wäre ja auch langweilig. Viel wichtiger ist, dass beide aus freien Stücken einen Schritt aufeinander zu getan und sich ihre eigenen Fehler eingestanden haben. Und wenn das bedeutet, dass uns in nächster Zeit die ewigen Zankereien zwischen den beiden erspart bleiben, dann ist das wirklich ein Grund zum Feiern.

Die Assistenzärzt*innen: Am Anfang der Staffel haben wir uns noch gefragt, ob Simone oder Lucas unsere neue Hauptrolle werden. Obwohl Lucas mit seiner Verbindung zum Shepherd-Clan ja eigentlich gute Chancen und Storylines hatte, scheint er jetzt ein bisschen in Richtung Eye-Candy degradiert zu werden. Trotzdem ist klar zu sehen, dass Simones bevorstehende Hochzeit – auch wenn sie noch so oft erwähnt wird – noch lange nicht in trockenen Tüchern ist. Denn die Chemie zwischen den beiden kann auch ein Verlobter nicht so einfach auslöschen. Während diese beiden also umeinander herumtanzen und ja nicht zugeben wollen, dass ihnen der Beziehungsstatus des jeweils anderen vielleicht doch nicht so egal ist, darf der Rest weiter ihre Freundschaft ausbauen. Die WG im Grey-Haus gefällt mir unglaublich gut, ermöglicht sie doch Platz für lockere private Szenen, wie gemeinsames Frühstück oder auch einfach nur zusammen abhängen und alte Klamotten anprobieren. Es muss eben nicht immer die Babystation sein, um über einen unerfolgreichen Tag im Job hinwegzukommen.

Die Patientenfälle: Nachdem ich Natalia und Elliot sofort ins Herz geschlossen habe, war die heutige Folge nicht leicht. Man konnte sich schon ausmalen, wie die Sache enden wird, aber das hat es auch nicht weniger schmerzhaft gemacht. Die beiden haben eine so starke, liebevolle Beziehung ausgestrahlt, dass man ihnen ein Happy End aus vollem Herzen gewünscht hat. Oder zumindest eine letzte schöne Reise. Am herzzerreißendsten war es jedoch, beiden dabei zuzusehen, wie sie den Schein für den anderen gewahrt haben. Nur, damit es für die Person einfacher wird. Aber Elliot kennt seine Frau so gut, dass ihm ihre Bestellung einer heißen Schokolade schon reicht, um zu wissen, was im Busch ist, und Natalia hat bei der gemeinsamen Planung der Italienreise nur Augen für ihn. Es ist einfach schrecklich tragisch und ich konnte vollkommen mit Jules nachfühlen, die sich hilflos und wütend gefühlt hat, weil sie einfach nur dabeistehen konnten, ohne etwas zu bewirken.

Die anderen beiden Fälle waren eher lockerer und unterhaltsamer angelegt, trotzdem konnte man auch bei ihnen das Thema der Episode entdecken. Die Ehefrau, die klammheimlich nach dem Wohlergehen ihres Mannes fragt und sich dann wieder schnell davon macht, damit er selbst die Entscheidung treffen kann, sie einzuweihen. Oder bei den auf den ersten Blick herrlich chaotischen und nicht wenig nervigen Schwestern, die mit ihrer Obsession mit Krebs nur einen Weg gefunden haben, mit ihren Diagnosen klarzukommen.

Randnotizen:

  • Ein Doppelsieg für Levi! Eigentlich hätte ich gedacht, dass er seine Glasses-Zeit schon lange hinter sich gelassen hat, aber irgendwie hängen ihm die alten Unsicherheiten immer noch nach. Absolut zu Unrecht, wenn man sieht, wie er die Assistenzärzt*innen managt und mit Patienten umgeht. Nur gut, dass ihm das auch selbst bewusst geworden ist. Und noch besser, dass er diese neuerlangte Selbstsicherheit gleich umzusetzen vermag. Mal sehen, was sich da mit Carlos entwickelt. Hoffentlich sehen wir wieder mehr von Levi als nur seine abgehetzte Chef-Assistenzarzt-Rolle.
  • Wer auf jeden Fall auch unbedingt einen Sieg braucht, ist Link. Der arme Kerl konnte einem einfach nur leidtun.
  • Ebenso überraschend positiv war die Szene zwischen Maggie und Amelia. Erstere hat bei mir in den letzten Wochen einen Haufen Sympathie eingebüßt, von dem her war es also erfrischend, mal wieder eine schöne Szene mit ihr zu sehen. Hier hat man aufgezeigt, dass die Schwestern-Momente nicht aufhören müssen, nur weil Meredith weggezogen ist. Es war einfach toll, wie Maggie Amelia gegenüber zugibt, dass sie nicht so recht weiß, wo die beiden nun stehen, nachdem Meredith als direkte Verbindung weg ist und Amelia nicht eine Sekunde zögert, um ihr klarzumachen, dass sich rein gar nichts geändert hat.
  • Nicht zu vergessen ist Catherine, die mal wieder im Krankenhaus vorbeischaut und dieses Mal keine guten Neuigkeiten hat. Nachdem sie auch schon in der Vergangenheit dazu geneigt hat, ihren Gesundheitszustand vor ihrer Familie zu verheimlichen oder herunterzuspielen, bin ich positiv überrascht gewesen, als sie auf Richards besorgte Nachfrage tatsächlich mit der Wahrheit rausgerückt ist.

Fazit

Diese Folge konnte mit starken Charaktermomente punkten. Im abschließenden Voice-Over meint Meredith, dass man, anstatt die Augen zu verschließen und das Unausweichliche hinauszuzögern, lieber jemanden finden sollte, dessen Hand man halten und mit dem man das Ganze durchstehen kann. Eine schöne und wichtige Botschaft, die sich gleich mehrere der Charaktere zu Herzen genommen haben. Owen und Teddy, die endlich wieder einen Schritt aufeinander zu gegangen sind. Catherine, die ihre Last mit Richard teilt. Die Assistenzärzt*innen, die gemeinsam füreinander da sind und so den Klinikalltag meistern. Jo und Amelia, die ein offenes Ohr für ihre Lieben haben. So kann es gerne weitergehen.

Denise D. - myFanbase

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