Bewertung

Review: #20.06 Der Marathon geht weiter

Foto: Niko Terho, Grey's Anatomy - Copyright: Disney/Nino Muñoz
Niko Terho, Grey's Anatomy
© Disney/Nino Muñoz

"Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" tut sich in dieser Staffel etwas schwer, Storylines zu entwickeln, die sich über mehrere Episoden logisch erstrecken. Das ist nicht mal ein direkter Vorwurf, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Umstand auch der Tatsache geschuldet ist, dass ABC aufgrund des Doppelstreiks nur zehn Episoden genehmigt hat. Bei dem Dauerbrenner erscheinen diese schon vom Papier her ziemlich wenig. Dennoch muss ich diesmal anmerken, dass man bei dieser Episode tatsächlich eine Fortsetzung vergangener Dinge erkannt hat.

Ich war ja doch etwas sprachlos über die Enthüllung von Miranda Bailey aus der letzten Episode, als sie selbst noch Studentin war. Eigentlich hätte man das schon mal in einer der vergangenen Staffeln ansprechen können. Aber nun gut. Ich fand es aber gut, dass sie zumindest sich die Zeit genommen hat, den Assistenzärzten ein bisschen Wellness zu ermöglichen, auch wenn ich wahrscheinlich ähnlich wie Owen Hunt geguckt habe, als er den Inhalt der Tüte betrachtet hat. Aber auch ihm war klar, dass man am besten keine Widerworte geben sollte. Sonst hätte man wohl ein ähnliches 'Schicksal' wie Simone Griffith und Benson 'Blue' Kwan gehabt. Auch hier hat man nämlich direkt an die vergangene Episode angeknüpft.

Ich kann Blue schon verstehen, dass er Simone sofort in Verdacht hatte, bei Bailey gewesen zu sein, da sie ihm auch sofort ein offenes Ohr geboten hat, was er ablehnte. Ich finde sowieso, solche Gespräche müssen sich einfach entwickeln und sollten nicht erzwungen werden. Das Problem war eben nur, dass Bailey es als Kritik an sich selbst und ihrem Versuch, Wellness zu verbreiten, aufgefasst hat. Aber letztlich war dieses Problem wohl genau das, was Blue und Simone gebraucht haben. Gewissermaßen haben sie ähnliche Schicksalsschläge erlitten und sind bisher nur sehr unterschiedlich damit umgegangen. Ich muss aber zugeben, mir gefällt diese Verbindung zwischen den beiden und ich erhoffe mir eigentlich, die beiden mögen noch mehrere solcher Momente teilen, da sie eben vieles gemeinsam haben. Zudem ist man auch erst einmal einen sehr konsequenten Weg gegangen und hat Lucas Adams vorerst aus dem Grey-Haus 'vertrieben'. Schlecht finde ich diese Entscheidung bei Weiterem nicht. In der letzten Episode hatte ich eigentlich nur Augenrollen übrig, sobald Lucas und Simone eine gemeinsame Szene hatten.

Lucas gefällt mir im Übrigen sowieso viel besser, wenn er alleine agiert und sich dann auf eine Art und Weise beweist, die ich nicht erwartet habe. Bisher hatte ich immer das Gefühl, durch seinen Familiennamen und dass er ADHS hat, stellt man ihn immer etwas dümmlich und überfordert dar und das in einer Art und Weise, die das Zugucken dann und wann doch mal erschwert. Mit Dorian Cardenas scheint ihn aber einiges zu verbinden und ich muss zugeben, es ist wohl die erste Episode, in der Lucas einige Pluspunkte in der Sympathie bei mir gewonnen hat. Denn sein letztes Gespräch mit Amelia Shepherd hat für mich schon deutlich signalisiert, dass er den Beruf des Arztes nicht mit Leidenschaft oder nennen wir es Hingabe macht. Aber sein Gespräch mit Dorian hat von Lucas mehr enthüllt, als es in der letzten Staffel den Anschein gemacht hat. Ich denke wirklich, Lucas ist besser, wenn er von anderen nicht abhängig ist und seine eigenen Entscheidungen nicht nur treffen, sondern auch zu ihnen stehen muss.

Ein gutes Beispiel ist da auch Atticus 'Link' Lincoln. Seine Diskussion mit Amelia wegen des Tablets für ihren Sohn fand ich zwar insofern wichtig, weil ich in der heutigen Zeit sowieso den Eindruck habe, Eltern setzen ihre Kids immer früher an elektronische Geräte, ohne an die Konsequenzen zu denken und Amelia als Neurochirurgin hat da nochmals einen anderen Blick drauf. Dennoch fand ich die Diskussion wie gesagt ziemlich unnötig und sollte wohl im Endeffekt nur als Aufhänger sorgen, damit Amelia mit Monica Beltran ins Gespräch kommt. Umsonst hat man ihr keinen Fall mit Link zugeschanzt, vermute ich mal.

Der Fall um Misty Valentine hat gleich mehrere Ebenen in meinen Augen bedient. Zum einen natürlich, dass Catherine Fox mal wieder zeigen kann, welche Macht sie über das Krankenhaus und ihre Mitarbeiter*innen hat (Catherine-Fox-Effekt ist wirklich eine sehr treffende Bezeichnung für das, wie sie sich mal wieder aufgeführt hat), zum anderen hat es aber auch gleich zwei neue Seiten von Monica gezeigt: Die einfühlsame und verständnisvolle und teils auch direkte. Dann aber auch, weil sie genau das Angesprochene von Richard Webber schon angedeutet hat. Er meinte ja erst kürzlich zu Amelia, dass Monica Grenzen neu setzt und ich hatte auch tatsächlich diesmal das Gefühl – aber eben eher auf einer privaten Ebene. Mir hat ihre Aussage über die Leidenschaft, die einem auch über schlechte Tage hinweg rettet, wahnsinnig gut gefallen, weil ich das absolut unterschreiben kann. Ich habe aber auch nach dem Warum gesucht. Warum sie es sagt und bekam die Antwort am Ende der Episode geliefert, da sie Levi Schmitt quasi einen Ratschlag gegeben hat, den sie selbst immer wieder beherzigt. Und wenn ich mir Levi in dieser und auch in den vergangen Episoden noch einmal durch den Kopf gehen lasse, dann muss ich Monica zustimmen. Bei ihm flammt nicht diese Leidenschaft auf, was vielleicht auch ein bisschen mit daran liegen könnte, dass er nicht vor allzu langer Zeit selbst einen Patienten verloren und dadurch etwas vorsichtiger ist. Aber besonders in dieser Episode fand ich es unglaublich auffällig, dass er tatsächlich auf Lob aus ist und auch seine Begründung, warum er ein Fellowship in der Pädiatrie haben will, fand ich in der Argumentation nicht schlüssig und leidenschaftlich genug.

Levi darf sich in dieser Sache gerne eine große Scheibe von Mika Yasuda abschneiden. Die Storyline von ihr und Teddy Altman hat mich tatsächlich am meisten überzeugt. Ich fand auch, dass man auch hier eine logische Fortsetzung zum Anfang dieser Staffel und zum Anfang der letzten Staffel hat. Teddy ist wieder fit und hat mit Mika gleich einen Fall, der nicht ganz leicht zu verdauen ist. Es geht um einen Patienten der angeblich Tuberkulose hat, aber alleine schon da schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken, weil es mir fast schon zu simpel erschien, als dass man dafür gleich das Teddy-Mika-Gespann auffährt. Tatsächlich hat er Krebs und das in einem fortgeschrittenen Stadium, was auch nicht mehr heilbar ist. Allerdings ist es hier die Hintergrundgeschichte, aber auch wie vor allem Mika als Ärztin oder besser gesagt als Mensch agiert. Dass Mika sehr um ihre Patienten besorgt ist und sich kümmert, das hat man meiner Meinung bemerkt, als sie so besorgt um Teddy war, weswegen ich es nur logisch finde, dass die beiden den Fall gemeinsam haben. Aber bei diesem Patienten kommt noch erschwerend die Gefängnisstrafe hinzu und dass er schon seit einem Jahr immer mehr abbaut. Dass die amerikanischen Gefängnisse überfüllt und mit Personal unterbesetzt sind, das ist nichts Neues. Die Tragik ist aber für mich hier jedoch, dass man ihn noch nicht mal als Menschen gesehen hat und ihm keine medizinische Hilfe zugesichert hat. Kein Wunder also, dass Mika alles versuchen wollte zu helfen und dann war es eine so alltägliche und auch menschliche Sache, die mir die Tränen der Rührung in die Augen trieben. Nachdem Teddy ja selbst dem Tod sehr nahe war, sieht und betrachtet sie ihre Patienten und Patientinnen nochmals aus einer Perspektive und ich finde auch, dass sie sehr deutlich emotionaler reagiert, weswegen ich es auch schön fand, als sie Mika diesen Zuspruch gegeben hat. Eigentlich ist es schade, dass man die beiden doch recht spät als Team zusammengetan hat, denn ich glaube, Teddy wäre für Mika eine großartige Mentorin und das nicht nur auf beruflicher Ebene.

Randnotizen

  • Kommt es nur mir so vor oder stimmt tatsächlich irgendwas mit Webber nicht? Und dass Catherine nichts mitbekommen zu scheint, wundert mich nach den jetzigen Ereignissen sowieso nicht.
  • Owen war eigentlich ziemlich mutig, Bailey ins Gewissen zu reden. Und dann war da schon wieder Ben Warren. Es ist wirklich auffällig, wie oft er in der letzten Zeit auftaucht.
  • Bei Mika und Taryn Helm scheinen dunkle Wolken aufzuziehen. Ich fand ihre Aussage, dass sie keine Lieblinge haben darf, etwas doof. Zumal sich Mika wirklich schon als tolle Ärztin bewiesen hat und sie mir mit Taryn als Paarung eigentlich gut gefällt.

Fazit

Für mich hat man es diesmal geschafft, Storylines fortzusetzen, die auch logisch nachvollziehbar sind und doch die ein oder andere Charakterentwicklung vorantreiben, selbst wenn manche auf der Kippe zu stehen scheinen. Bei denen überlege ich dann doch mal, ob ich davon noch etwas sehen will.

Daniela S. - myFanbase

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