Bewertung

Review: #20.07 Bilder aus der Vergangenheit

Foto: Niko Terho, Grey's Anatomy - Copyright: Disney/Nino Muñoz
Niko Terho, Grey's Anatomy
© Disney/Nino Muñoz

Irgendwie tut sich diese Staffel von "Grey's Anatomy" unheimlich schwer, ordentliche Handlungsstränge aufzubauen. Es kommt mir fast so vor, als würde man die kurze Staffel nur absitzen wollen und die ganze kreative Energie (wir hoffen einfach mal, dass die noch vorhanden ist…) in die bereits abgesegnete Staffel 21 stecken. Nur hilft uns das jetzt gerade auch nicht weiter. Es bleibt dabei, dass viele der Charaktere recht verloren und ziellos wirken.

Simone ist seit ihrer Trennung von Lucas und dem ganzen Chaos mit ihrer Fast-Hochzeit etwas orientierungslos gewesen und schien nicht so wirklich einen sinnvollen Platz in der Geschichte zu finden. Ein Jammer, immerhin waren ihre Anfänge so vielversprechend. Daran haben sich wohl auch die Writer erinnert und mal eben ihre tragische Familiengeschichte hervorgekramt. Es war ein cleverer Schachzug, Simone an diesen zuerst ganz unspektakulär wirkenden Fall mit Lauren heranzuführen und ihn dann damit enden zu lassen, dass Laurens Schicksal dem von Simones Mutter so sehr ähnelt, dass die plötzlich ihre Mutter auf dem Operationstisch liegen sieht. Es ist offensichtlich, dass Simone immer noch mit ihrem Trauma zu kämpfen hat. Wie soll es auch anders sein, wenn sie jedes Mal, wenn sie ihre Großmutter trifft, an ihre Mum erinnert wird und die auch noch in genau diesem Krankenhaus gestorben ist. Natürlich spuken einem da Geister durch den Kopf und man konnte vollkommen mit Simone mitfühlen, als sie in Schockstarre im OP-Saal steht und ihren Augen nicht trauen kann. Da hilft es auch nicht, dass die ganze Geschichte rund um Lauren an sich schon recht ernüchternd war. Sie und Miles haben doch eigentlich alles richtig gemacht, haben sich an Pläne und Voruntersuchungen gehalten, und dann kommt doch alles anders und Lauren überlebt nur knapp. Kein Wunder also, dass Simone am Ende des Tages in Joes Bar landet und erst einmal nur vergessen will. Hier kommt dann auch mein persönliches Highlight in Form von Bailey. In der letzten Folge wollte sie den Anfängern mit Wellness-Körben helfen, um irgendwie ihr irres Arbeitspensum erträglicher zu machen. So nett das auch gemeint war – das, womit Bailey ihnen noch viel mehr helfen kann, ist Anleitung und Führung. Und heute hat sie wieder bewiesen, dass sie das draufhat. Sie sieht, dass Simone zu kämpfen hat und nimmt sich ihr an. Hört ihr zu. Macht ihr klar, dass sie nicht mehr hätte tun können und dass Mitgefühl als Ärztin ebenso wichtig ist. Genau diese einfühlsame und erfahrene Seite von Bailey ist der Grund, warum ich ihren Charakter immer mochte, auch wenn sie es einem zwischenzeitlich nicht immer leicht gemacht hat.

Ähnlich verloren wie Simone wirkt auch Lucas, wobei es bei ihm eher selbstverschuldet ist. Er identifiziert sich mehr und mehr mit Dorian, doch während der nun wirklich nichts für seinen Krankenhausaufenthalt - und die damit verbundene Einsamkeit – kann, stellt sich Lucas selbst ins Aus. Es war der logische Schritt, nach der Trennung von Simone aus dem Haus auszuziehen. Dann darf er sich jetzt aber auch nicht beschweren, wenn das leerstehende Zimmer an Blue geht und der mehr Zeit mit den anderen verbringt. Seine Eifersucht ist zwar nachvollziehbar, trotzdem steht es Lucas frei, jederzeit etwas an der Situation zu ändern. Zum Glück konfrontiert ihn Mika genau damit und macht ihm klar, dass ein Streit nicht gleich das Ende einer Freundschaft bedeutet. Ich hoffe sehr, dass Lucas sich von nun an wieder mehr an die anderen Anfänger annähert. So amüsant die Szenen mit ihm und Amelia auch sein mögen, er gehört doch zu seinem Grüppchen.

Die wilde Storyline rund um Gillian, Cassandra und ihre heimlichen Affäre kann wiederum Owen die Augen öffnen. Dessen Beziehung mit Teddy war in letzter Zeit tatsächlich etwas merkwürdig, aber das ist ja nichts neues. Umso überraschender war es, dass Owen das selbst bemerkt und direkt dagegen vorgeht. Vielleicht hat ihn auch das vorgelebte Drama von Aaron Angst gemacht, dessen Ehe bis zu seiner Ankunft im Krankenhaus ja eigentlich auch ganz unauffällig und höchstens etwas eintönig war. Nur ein bisschen fehlende Kommunikation, was kann da schon groß passieren, das ist einfach nur der Alltag – und ehe du dich versiehst, vergnügt sich deine Ehefrau mit einer anderen an einem Teenie-Rummach-Hotspot. Da schrillen wohl auch bei Owen die Alarmglocken und auf einmal schafft er es, seine Sorgen nicht nur Amelia anzuvertrauen, sondern eben auch der Frau, die das Ganze eigentlich betrifft. Nachdem gesunde Beziehungen jetzt nicht gerade zu Owens Stärken zählen, bin ich froh, dass man hier ausnahmsweise eine schnelle Lösung gefunden hat.

Randnotizen:

  • War diese kleine Wette zwischen Blue und Jules nur ein locker gemeinter Spaß, oder bahnt sich zwischen den beiden wieder etwas an?
  • Wenn Jo tatsächlich komplett zur Geburtshilfe/Gynäkologie wechselt, kann es gut sein, dass wir auch wieder mehr von Carina zu sehen bekommen werden.
  • Dorian ist schon wieder so ein Patient, der mir ans Herz gewachsen ist – und damit definitiv Gefahr läuft, irgendwann in den nächsten Episoden tragisch ums Leben zu kommen. Wetten werden aufgenommen…

Fazit

Dank der Fälle, die dieses Mal sehr gut mit den privaten Problemen der Charaktere verknüpft wurden, kann sich diese Episode ein wenig über das bisherige Mittelmaß erheben. Trotzdem wird es mehr als Zeit, dass die Serie mal einen Gang hochschaltet. Verkürzte Staffel hin oder her, mir passiert hier einfach zu wenig. Es werden kaum große Storylines angeschnitten, die Charaktere dümpeln mit eher unbedeutenden kleinen Geschichten vor sich hin und es scheint wie eine Aneinanderreihung von Folgen, die man in einer normalen Staffel als "Filler" abgebucht hätte. Hoffentlich kommt jetzt zum Ende von Staffel 20 mal etwas Fahrt auf.

Denise D. - myFanbase

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