Bewertung

Review: #20.09 Herzensangelegenheiten

Foto: Chris Carmack, Grey's Anatomy - Copyright: Disney/Nino Muñoz
Chris Carmack, Grey's Anatomy
© Disney/Nino Muñoz

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Gewohnheiten sind auch dafür gut, dass man sich sicher fühlt, die Komfortzone nicht verlassen muss. Und genau da setzt "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" an. Dennoch werde ich mit der Staffel nicht warm bzw. wurde nicht warm mit ihr. Man hat zwar gute Ansätze, durch die verkürzte Staffel wirkt es aber so unfertig.

Wobei fertig sind wohl dann auch Winston Ndugu und Maggie Pierce. Seitdem Maggie mit dem letzten Staffelfinale tatsächlich nicht mehr unter den Hauptdarstellern gelistet ist und sie ihm die Scheidungspapiere geschickt hat, dachte ich, wir sehen Maggie so schnell nicht wieder. Doch damit habe ich mich getäuscht. Ich war ziemlich überrascht, sie zu sehen und habe mir natürlich auch meinen Teil gedacht. Winston wirkte in den letzten Episoden so, als habe er noch immer die Hoffnung, er würde mit Maggie wieder zusammenkommen. Ich kann ihn sogar verstehen bzw. ich verstehe, dass er einen Abschluss braucht. Das letzte Mal, als er mit Maggie wirklich gesprochen hat, war im Staffelfinale, ansonsten nur Anrufe im Off und die Scheidungspapiere. Hier hat man es gut hinbekommen, die beiden dahin zurückzuführen, wie wir sie kennengelernt haben: Als Team, das sich gut versteht, das an alte Zeiten denken und das es auch wirklich zu schätzen weiß, ohne dabei angespannt zu wirken. Hat mir wirklich gut gefallen, sie so vertraut und ausgelassen zu sehen und hätte mir gewünscht, in ihrer Ehe hätte es genauso gut funktioniert. Ich war nie ein großer Fan von Maggie und war besonders am Ende froh, dass man sie rausgeschrieben hat, wobei mir dieser Schwebezustand der Ehe ganz und gar nicht gefallen hat. Durch den überraschenden Ausstieg von Kelly McCreary wirkte auch ihre Ausstiegsgeschichte und das Ehe-Aus mit Winston zu konstruiert und das ist etwas, was ich noch immer nicht in Ordnung finde.

Wie ich aber schon sagte, hat man es gut hinbekommen, die beiden zurückzuführen und ihnen zu zeigen, sich beruflich weiterentwickelt zu haben und dass sie das jetzt auch privat hinbekommen müssen. Dabei ist Maggie eigentlich wieder in alte Gewohnheiten verfallen, die aber diesmal von Winston gestoppt worden sind. Eigentlich war ich bei seiner Aussage mehr als zufrieden, war in der Annahme, sich mehr auf seine Karriere zu konzentrieren. Aber spätestens, nachdem er Monica Beltran in der Bar angetroffen hat, war mir klar, wie es enden wird und darüber bin ich sauer. Seit der Einführung von Monica hat man munter dafür gesorgt, uns die Szenen mit ihr und Amelia Shepherd schmackhaft zu machen. In der letzten Episode hat sich Amelia sogar aus ihrer Komfortzone gewagt und hat akzeptiert, dass Monica durch ihre Scheidung noch nicht bereit ist für ein Date. Nun präsentiert man uns einen One Night Stand? Ich bin mir wirklich nicht sicher, was ich davon halten soll. Bei dieser kurzen Staffel würde ich behaupten, wir haben es hier mit (unnötigem) Drama zu tun, das entweder in der nächsten Episode oder in der nächsten Staffel seinen Höhepunkt finden wird und dann bekommen wir möglicherweise eine Dreiecksbeziehung präsentiert. Gegen den Stempel Beziehung wehren sich Benson 'Blue' Kwan und Jules Millin absolut. Ich mag die beiden gerne und genieße die Szenen mit den beiden, weil sie sich auch ganz langsam annähern. Man merkt aber besonders bei Blue, wie er sich noch immer gegen die Nähe wehrt und auch Jules ist da auch nicht besser. Ich bin allerdings froh, dass die Fronten zwischen ihnen nicht mehr so verhärtet sind.

Das sieht bei Meredith Grey und Nick Marsh anders aus. Für mich haben die beiden durch Nicks Nierentransplantation ihre Chemie zueinander verloren und so wirklich will die sich auch nicht mehr einstellen. Jetzt sind sie schon eine Weile zusammen und treten dennoch noch immer auf der Stelle. Nach der Krankenhaussache mit Bailey und deren anschließenden Versöhnung hatte ich gehofft, sie sind einen Schritt weiter. Ich kann sie aber nicht erkennen. Das mag durchaus mit der Forschung zusammenhängen, ist für mich aber nicht vordergründig. Ich hatte und habe eher den Eindruck, es hat doch etwas mit Derek Shepherd und seinen bisherigen Forschungen zu Alzheimer zu tun. Bereits zu Beginn der Staffel wurde bei Amelia deutlich, wie hin- und hergerissen sie ist und diesmal hat sie geradeheraus gesagt, was sie denkt. Ihr Job steht natürlich wegen der Heimlichtuerei auf dem Spiel und sie hat vollkommen recht, deswegen Angst zu haben. Noch emotionaler ist aber der Faktor, durch die neuen Forschungsergebnisse und -erkenntnisse, dass Derek ausgelöscht wird, er wird in beruflicher Hinsicht ausgelöscht und das ist für Amelia das Hauptargument, weshalb sie zögert und Meredith quasi die Pistole auf die Brust gesetzt hat. Denn mal ehrlich. Hat Meredith jemals nachgefragt, ob Amelia zu alldem wirklich bereit ist? Auch wenn sie weiß, dass sowohl Derek als auch Ellis Grey damit Okay sind. Doch gerade bezüglich bei Derek denke ich, Meredith braucht Zeit, das zu verarbeiten.

Ihre Liebeserklärung an Nick fand ich aufrichtig und ehrlich und es ist wohl auch das Emotionalste, was sie ihm bieten kann und es unterstreicht, wie weit sie emotional gekommen ist. Die Forschung, das Geheime und der Derek-Anteil ist es aber meiner Meinung nach, weshalb Nick sich dafür entschieden hat, nicht bei Meredith zu übernachten. Einen Kollateralschaden haben wir ja schon mit der Kündigung von Teddy Altman. Ich glaube zwar nicht, dass sie von Dauer ist, sie hätte aber auch nicht sein müssen. Bisher war ich mit der Entwicklung zufrieden, was die Ehe von Owen Hunt und Teddy angeht, doch irgendwie haben sich auch die Seiten gedreht. War es doch immer Owen, der was verheimlicht hat, war es diesmal Teddy, die anfangs nicht so ehrlich war und ihrem Mann mit Sex erst einmal ruhiggestellt hat und er ist logischerweise drauf eingestiegen. Mit der Einbindung von Blue und Jules könnte es auch bei denen eher schlecht aussehen. Owens Rat an seine Frau war zwar weise und richtig, allerdings reden wir hier von – wie Amelia sie neuerdings nennt – Spürhund Catherine Fox, die schon zu Anfang der Episode deutlich gemacht hat, einen gewissen Braten zu riechen und Teddy hat den Catherine-Fox-Effect erlebt. Aber wie gesagt, ich denke, man zielt hier auf Drama ab, da sie ja nicht die erste und wahrscheinlich auch nicht die letzte ist, die die Regeln etwas weiter ausdehnt hat (gutes Kontra von ihr an ihren Mann im Übrigen) und sie sind alle noch da. Owen darf sich zum Staffelende gerne auch nochmal als liebevoller und besorgter Ehemann zeigen und seiner Frau helfen.

Eine endgültige Entscheidung ist wohl nun auch bei Mika Yasuda und Taryn Helm gefallen und hier ist man gleich mehrmals gegen die Wand gefahren, was ich schade finde. Ich mag Taryn als Ärztin wirklich sehr gerne, aber so wirklich hat man aus ihr eben auch nichts gemacht und dabei hatte sie genug Potenzial. Stattdessen hat man ein Beziehungsdrama erschaffen, was ich nur bedingt verstehe. Mika hat man für mich damit in eine leicht negative Richtung gelenkt, was man wohl auch nicht mehr hinbiegen kann. Hingebogen hat man es auch bei Jo Wilson und Atticus 'Link' Lincoln. Vor Beginn der Staffel hieß es, sie werden Schwierigkeiten mit dem Beruflichen und Privaten haben. Für mich hat man diese Problematik allerdings aber auch zu schnell abgehandelt. Es wäre sicher interessant gewesen, wenn sich das zwischen ihnen über mehrere Episoden erstreckt hätte. Somit hätte ich ein bisschen weniger das Hin und Her bei Simone Griffith und Lucas Adams ertragen müssen. Lucas fand ich aber wirklich toll und es ist einfach schade, wie lange man damit gewartet hat. Mir hat seine Zusammenarbeit mit Maggie verdammt gut gefallen, auch wenn ich denke, dass sein Engagement vor allem damit zu tun hat, sein erstes Jahr wiederholen zu müssen und er erinnerte mich dabei an George O'Malley. Ich fände es toll, wenn er das Jobangebot von Maggie annehmen würde, aber seine Gefühle für Simone werden wohl stärker sein.

Fazit

Diesmal hat man mit den Gewohnheiten gebrochen, wovon einige nicht allzu gut umgesetzt waren. Wer aber "Grey's Anatomy" schon eine Weile verfolgt, der weiß auch, man wird sicherlich noch mit einem gehörigen Knaller überrascht, mit dem man in einen Sommer voller Ungewissheit geschickt wird.

Daniela S. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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