Bewertung

Review: #5.08 Geister

Die fünfte Staffel hat durchaus ganz nett begonnen, doch nach acht Episoden bewegt sich die Serie in eine Richtung, die mich verwirrt und in mir tiefe Beunruhigung aufkommen lässt. Wohin werden wir Zuschauer geführt und, was noch wichtiger ist, wollen wir da überhaupt hin?

Hahn aus dem Korb

Erica hat das Gebäude verlassen. Die Herzchirurgin, die gerade ihre Homosexualität entdeckt hatte, arbeitet nicht länger im Seattle Grace Hospital und ist vorerst von der Bildfläche verschwunden. So wenig sympathisch mir Erica auch war, ein fader Nachgeschmack bleibt. Die offizielle Begründung für das Rausschreiben des Charakters Erica, nämlich die fehlende Chemie zwischen ihr und Callie, klingt nicht völlig aus der Luft gegriffen, doch hat die Chemie zwischen Izzie und George als Liebespaar bekanntlich auch nicht gestimmt und hier hat man keinen der beiden Charaktere rausgeschrieben. Auch darf Callie, die sich nicht eindeutig als homosexuell geoutet hat, vorerst bleiben. An mir nagt somit das ungute Gefühl, dass die Großmufties des Senders ABC keinen lesbischen Charakter in ihrer Vorzeige-Serie "Grey's Anatomy" haben wollten und dafür kann ich wirklich kein Verständnis aufbringen.

Ghost – Nachricht von Denny

Es gibt im TV einen weiblichen "Ghost Whisperer", doch der wird von Jennifer Love Hewitt und nicht von Katherine Heigl gespielt. Es gibt im TV auch durchaus ein blondes "Medium", aber das wird von Patricia Arquette dargestellt. Dass Izzie nun ständig und überall Denny sieht, mit ihm spricht und ihn sogar berühren kann, gibt Rätsel auf. Die plausibelsten Erklärungen sind, dass Izzie entweder unter einer psychischen Störung, wie etwa Schizophrenie, leidet, oder eine physische Erkrankung hat, die Halluzinationen auslöst, wie beispielsweise ein Gehirntumor. Diese ganze Geschichte ist fraglos sehr beunruhigend und birgt die Gefahr in sich, ins Unglaubwürdige und Übertriebene abzudriften.

Natürlich ist Denny ein beliebter Charakter und zwischen ihm und Izzie besteht durchaus die viel beschworene Chemie, doch Fakt ist, dass sich die Autoren entschieden haben, Denny in der zweiten Staffel sterben zu lassen. Dazu hat sie keiner gezwungen, sie hätten Denny überleben lassen und ihm und Izzie ein Happy End geben können. Nun aber ist Denny tot und dass man ihn jetzt dauernd auftauchen lässt, wirkt nicht unbedingt wie eine natürliche, von langer Hand geplante Entwicklung. Dass damit Izzies Abschied eingeläutet wird, vielleicht ihr Tod durch einen Tumor oder das Ende ihrer Karriere aufgrund einer Geisteskrankheit, darf zumindest vermutet werden. Beunruhigend.

Sadie und der Club der gehirntoten Schlitzer

Meredith hatte lange vor Cristina schon einmal eine gute Freundin namens Sadie. Die taucht nun unvermutet auf, um im Seattle Grace ihre Ausbildung zu machen. Sie findet bald heraus, dass die anderen Anfänger um Lexie heimlich an sich selbst herumschnippeln, um medizinische Praxis zu bekommen, und ist gleich mit Begeisterung bei der Sache. Oh je. Zunächst einmal gefällt mir die Aussicht, dass sich Sadie zwischen Meredith und Cristina drängen könnte, ganz und gar nicht, denn die Freundschaft von Meredith und Cristina war in den wechselhaften Staffeln von "Grey's Anatomy" eine absolute Konstante, auf die ich auch in Zukunft nicht verzichten möchte.

Weiterhin wecken diese Selbstexperimente der Anfänger-Ärzte bei mir gemischte Gefühle. Als Horrorfilmfan finde ich das leicht blutige Treiben im Krankenhauskeller nicht uninteressant, allerdings ist "Grey's Anatomy" eigentlich eine andere Art Unterhaltung. Hinzukommt, dass ich mich langsam wirklich frage, was das Problem der Ausbilder im Seattle Grace Hospital ist. Seit Beginn der Staffel kämpft Richard Webber darum, seine Klinik wieder zu einem Top-Lehrkrankenhaus zu machen, mit dem Ergebnis, dass sich die Lehrlinge schon selbst verstümmeln müssen, um überhaupt mal chirurgisch arbeiten zu können. Da es schon mehrere Donnerwetter gab, weiß ich nicht, was noch passieren muss, damit im Seattle Grace Hospital endlich wieder vernünftig gelehrt und gelernt wird. Vielleicht ein toter Junior-Doktor, getötet von einem anderen Jungarzt im Keller des Krankenhauses?

Fazit

Die Serie "Grey's Anatomy" ist mir derzeit so suspekt wie nie zuvor. Ich bin gespannt, aber auch beunruhigt. Sehr beunruhigt.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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