Bewertung

Review: #6.22 Der Traum vom Glück

Im Romantikbereich zeigt sich in dieser sechsten Staffel von "Grey's Anatomy" ein Phänomen, dem ich an dieser Stelle eine Bezeichnung geben möchte: berechenbare Unberechenbarkeit. Zwischen einer ganzen Schar von Charakteren – Lexie, Mark, Alex, (Izzie), Teddy, Owen und Cristina sowie seit dieser Episode auch ein bisschen Reed und zwischenzeitlich ein wenig Jackson – hat sich ein Beziehungsgeflecht entwickelt, das vollkommen chaotisch, unbeständig und wechselhaft ist. Als Zuschauer weiß man daher längst, dass man das Unerwartete zu erwarten hat. Es gibt viele Sprünge – vor allem von einem Bett ins andere – aber kaum Zwischenschritte.

Nachdem Mark und Lexie sich in den vergangenen Episoden mehr oder weniger friedlich ignoriert haben, macht Mark der kleinen Grey aus heiterem Himmel einen unkonventionellen Heiratsantrag. Dabei haben Lexie und der frischgeschiedene Alex gerade erst beschlossen, dass sie nun tatsächlich ein Paar sind. Seine Romanze mit Teddy hat Mark mal eben durch einen One-Night-Stand mit Reed so halbwegs beendet, während Cristina erfahren muss, dass Owen nicht weiß, ob er nicht vielleicht doch in Teddy verliebt ist. Mit Meredith als Cristinas "Person" sowie Callie als Marks BFF sind natürlich noch weitere Charaktere in die ganze Geschichte involviert. Es fehlt nicht mehr viel und die Autoren müssen ein Handbuch rausgeben, damit die Zuschauer nicht den Überblick verlieren.

Marks Betonung, dass aus ihm und Teddy nichts Ernstes wird, geht in Ordnung, auch wenn es nicht unbedingt eine Nacht mit der aus dem Gang der vergessenen Nebencharaktere zurückgekehrten Reed hätte sein müssen. Es war von Beginn an ziemlicher Bockmist, dass Mark den Versuch, eine neue Partnerin fürs Leben zu finden, mit Teddy begonnen hat, die einfach nur zufällig gerade verfügbar war, zumindest körperlich, denn ihre Liebe gehört bekanntlich Owen.

Was mich betrifft, dürfen Mark und Lexie ruhig wieder zusammenfinden. Und heiraten. Einerseits, da sich die beiden, als sie zusammen waren, doch ziemlich gut entwickelt haben und sympathisch wirkten, und zum anderen, weil mir die Beziehung zwischen Lexie und Alex doch nach wie vor suspekt ist. Nachdem die beiden in der vierten Staffel eine derart oberflächliche, bedeutungslose Bettaffäre hatten – noch mal sei erwähnt, dass Alex damals vergessen hat, Lexie auf seinem Formular über innerbetriebliche Beziehungen einzutragen – und Alex und Izzie über Jahre hinweg als interessantes Paar mit Höhen und Tiefen präsentiert wurden, fällt es einfach schwer, plötzlich zu akzeptieren, dass sich Lexie und Alex lieben könnten, zumal diese ganze Storyline wohl nie diese Ausmaße angenommen hätte, wäre Katherine Heigl an den Set zurückgekehrt, wie es uns monatelang versprochen wurde.

Um nun das Augenmerk auf Cristina, Owen und Teddy zu richten, muss zunächst Meredith erwähnt werden. Sie verhält sich in dieser Episode genau richtig. Sie steht loyal zu Derek und verrät Cristina nicht, was sie von ihm über Owen erfahren hat, doch sie lässt auch Cristina nicht hängen und bringt Owen dazu, Cristina endlich selbst die Wahrheit zu sagen. Auch wenn es ihr sichtlich schwerfällt, schafft Meredith so den Spagat zwischen Freundschaft und Ehe. Ich kann die Sechste-Staffel-Meredith wirklich gut leiden, auch wenn sie wenig zu tun hat, und hoffe, dass die Siebte-Staffel-Meredith daran anknüpfen kann.

Owen handelt korrekt, als er auf Meredith hört und Cristina die Wahrheit sagt, doch er stellt es leider ganz falsch an. Er bleibt viel zu vage und wechselt schließlich auch noch in den Verteidigungsmodus. Was soll Cristina denn bitte mit den Aussagen, dass Owen nicht weiß, was er für Teddy empfindet, und dass er sich nicht vor Meredith oder sonst wem zu rechfertigen braucht, anfangen? Natürlich hört Teddy das Ganze mit an. Da spielt sich ausnahmsweise mal eine wichtige Szene im Treppenhaus des Krankenhauses ab, statt im immerwährenden Fahrstuhl, und prompt nimmt die Person, die den Dialog nicht hören soll, die Treppe.

Zumindest Callie und Arizona erliegen in dieser Folge der emotionalen Macht des Fahrstuhls und küssen sich dort, womit jedem klar sein dürfte, dass die Sache zwischen den beiden Frauen noch nicht gelaufen ist, auch wenn das Problem, das die beiden trennt, im Moment noch unmöglich aus der Welt zu schaffen scheint. Leider war ja schon länger abzusehen gewesen, dass Callie und Arizona sich trennen würden, da sich in dieser Serie alle Paare mindestens einmal trennen – das nennt sich dann berechenbare Berechenbarkeit – doch sie sollten zu denen gehören, die letztlich wieder zueinander finden.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


Vorherige Review:
#6.21 Sensibilität
Alle ReviewsNächste Review:
#6.23 Der Tod und seine Freunde (1)

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Grey's Anatomy" über die Folge #6.22 Der Traum vom Glück diskutieren.