Bewertung

Review: #6.21 Sensibilität

Als Patienten erwarten wir verständlicherweise, dass unsere Ärzte neutral auf unsere Makel reagieren und sich keine subjektiven Empfindungen anmerken lassen. Einige der Ärzte des Seattle Grace/Mercy West müssen genau dies noch ein wenig üben.

Als ein über 300 Kilo schwerer Patient eingeliefert wird, nutzt Bailey die Gelegenheit, die Sensibilität von Meredith, Cristina, Alex, Lexie, Jackson, Charles, Reed und April zu testen. Wer von den jungen Ärzten seine Gesichtszüge nicht kontrollieren oder sich unpassende Bemerkungen nicht verkneifen kann, wird sofort von dem Fall abgezogen. Als erstes erwischt es Jackson, dann Cristina. Letztere beweist wenig später aber sehr wohl Sensibilität, als sie sich um ein kleines Mädchen kümmert, dessen Mutter am Herzen operiert werden muss und den Eingriff nicht überlebt. Hier zeigt sich sehr schön, warum man von Einfühlungsvermögen spricht. Cristina vermag sich in die kleine Kelly einzufühlen, da sie im gleichen Alter wie dieses Mädchen ganz plötzlich ein Elternteil, ihren Vater, verloren hat.

Dass Einfühlungsvermögen nicht in jeder Situation gut ist, beweist Dereks Konfrontation mit Gary Clark. Derek hat Mitleid mit dem Mann, der um seine Frau trauert, doch in seiner Eigenschaft als Chef der Chirurgie darf er sich nicht von seinem Mitleid vereinnahmen lassen, sondern muss hinter der damals getroffenen Entscheidung, die lebenserhaltenden Maschinen abzustellen, stehen und das Krankenhaus schützen. Schließlich war die Entscheidung ja auch richtig und im Einklang mit den Gesetzen sowie den schriftlich festgehaltenen Wünschen der Patientin. Das darf Derek bei allem Mitgefühl nicht vergessen, was natürlich leichter gesagt als getan ist, wenn man dem Ehemann direkt gegenüber sitzt. Man sieht Derek in dieser Folge richtig an, wie sehr die ganze Verantwortung an ihm zerrt. Er entfremdet sich immer mehr von seinen Kollegen. Es ist wohl einfach nicht möglich, McDreamy und McChef gleichzeitig zu sein, was Dr. Webber weitere Vergebung für die zuletzt gemachten Fehler einbringen dürfte, da es offenbar an dem Posten selbst liegt.

Nach langer Zeit sehen wir auch mal wieder etwas von Izzie: ihre Unterschrift auf den Scheidungspapieren, die Alex schließlich ebenfalls unterzeichnet. Dieses bürokratische, distanzierte Ende einer langen, aufsehenerregenden Romanze ist - machen wir uns nichts vor - sehr enttäuschend.

Auch Callie und Arizona machen in dieser Episode, wie schon in der vorherigen Folge, einen großen Schritt in Richtung Trennung. Obwohl die Verzweiflung der beiden Frauen, die sich wirklich lieben, sehr gut herüberkommt und der Trennungsgrund auch sehr viel realistischer ist als wir es schon bei so manch anderen Paaren erlebt haben, ganz zu schweigen davon, dass ich fest an eine Versöhnung glaube, stört es mich einfach, dass in dieser Serie wirklich jedes Paar mindestens eine Trennung durchmachen muss, ehe es vielleicht zu einem Happy End kommen darf. Die Autoren weigern sich nach sechs Staffeln immer noch beharrlich, da mal ein anderes Muster auszuprobieren.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


Vorherige Review:
#6.20 Ein dicker Fisch am Haken
Alle ReviewsNächste Review:
#6.22 Der Traum vom Glück

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Grey's Anatomy" über die Folge #6.21 Sensibilität diskutieren.