Bewertung

Review: #8.04 Was macht Männer aus?

Es gab im Laufe der Serie schon die eine oder andere Folge, in der die männlichen Hauptcharaktere besonders im Fokus standen, man(n) denke nur an die Episode #3.04 Unter Männern, in der Derek und Co. auf einem Campingtrip waren, doch nun werden die Männer zum ersten Mal nicht nur in den Vordergrund gerückt, sondern die Frauen auch gleichzeitig deutlich in den Hintergrund gedrängt. Meredith ist nur am Anfang der Folge kurz dabei, Callie, Arizona und Cristina haben lediglich Kurzauftritte mit ein oder zwei Sätzen, Teddys 2-Sekunden-Auftritt läuft ohne Text ab und Lexie ist gar nicht zu sehen. Nur Bailey und April sind ein bisschen in die Handlung eingebunden. Für das Voice-Over sind diesmal auch die Männer zuständig, nicht wie sonst Meredith.

Die Aussicht auf eine Männerfolge hat mich von Anfang an wenig begeistert, da ich momentan gar nicht gut auf Derek zu sprechen bin. Meine derzeitige Abneigung gegen den Ex-McDreamy hat sich durch diese Episode auch nicht gelegt, sondern eher noch verschärft. Es ist ja sehr nett, dass er sich so toll mit seinen männlichen Kollegen versteht, dass er Mark und Jackson hilft, sich als Mentor und Schützling zu finden, und dass er Owen unterstützt, sich als Chief einzugewöhnen, doch für seine Ehefrau da zu sein, schafft er weiterhin nicht. Er redet nicht mit Meredith, ist abweisend und nutzt jede Gelegenheit, ihr aus dem Weg zu gehen. Die beiden sind wie Fremde in einem Bett. Wenn Derek das unter Nicht weglaufen versteht, hat er aus den vergangenen sieben Jahren wirklich nichts gelernt. Besonders bezeichnend ist die Szene, in der Derek sich mit Alex überwirft, weil dieser mehr an seine Karriere als an den Patienten denkt. Meredith hat genau das Gegenteil getan, sie hat sich für eine Patientin (Adele) eingesetzt, ohne an die Konsequenzen für ihre Karriere zu denken. Damit kommt Derek bekanntlich auch nicht zurecht. Also was denn nun? Der perfekte Mittelweg soll es wohl sein, aber mit dieser Erwartung von Perfektion droht Derek alles zu verlieren. Ich kann ihn im Moment nur schwer ertragen und wenn diese Episode daran etwas ändern sollte, dann ist das gründlich misslungen. Statt seine Männerfreundschaften zu pflegen, soll er lieber seine Ehe retten.

Ein weiteres Problem dieser Männerfolge ist, dass sie recht klischeehaft daherkommt. Im Prinzip wird alles aufgegriffen, was Frauen gemeinhin für typisch männlich halten. So amüsieren sich Alex und Jackson darüber, dass Wäsche von Alex' One-Night-Stand zwischen Aprils Klamotten geraten ist, Mark ist beleidigt, weil nicht er sondern Owen zum neuen Alpha-Männchen der Chirurgie gekürt wurde, und Owen beweist, dass er es verdient, das Alpha-Männchen zu sein, indem er einen wild gewordenen Patienten K.O. schlägt. Viel Imponiergehabe, wenig Substanz. Irgendwie ist diese ganze Folge nur eine Testosteron-Seifenoper, mit der man vielleicht den Darstellern eine Freude machen konnte, nicht aber den Zuschauern.

Die Idee mit der Comic Convention ist als Teil dieser Ausnahmeepisode auch etwas verschenkt, wie ich finde. Es wäre sicher sehr lustig gewesen, wenn wir hätten erleben dürfen, wie Cristina, Meredith oder Callie auf einen Jedi, einen Storm Trooper oder einen Vulkanier treffen. Auch hätte man Baileys Leidenschaft für Star Wars noch einmal sehr schön aufgreifen und sie in Kontakt mit der Fanszene bringen können. Letztlich sehen wir nur ziemlich wenig von den bunten Gestalten, die uns versprochen wurden, und irgendwie bleibt das Gefühl zurück, dass viele gute Gagmöglichkeiten verschenkt wurden.

Mit Abstand am besten gefallen hat mir in dieser Episode Richard Webber, der es zum Ende seiner Laufbahn hin noch einmal genießen will, nicht der Chef, sondern ein normaler Arzt zu sein, und der sich ein bisschen mit den Assistenzärzten anfreundet bzw. mit ihnen um Patienten konkurriert. Er hat was von einem Lehrer, der sich nach dem Ausstieg aus dem Schuldienst unter seine ehemaligen Schüler mischt. Als Webber zuletzt seinen Chefposten verloren hat, geschah dies gegen seinen Willen, diesmal ist er freiwillig abgetreten und stellt keine traurige, sondern eher eine hoffnungsvolle Gestalt dar. Es würde mich freuen, wenn dies eine Weile so bleibt und er es noch einmal richtig genießen kann, Arzt zu sein.

Maret Hosemann - myFanbase

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