Bewertung

Review: #8.23 Der große Abflug (1)

Foto: Patrick Dempsey & Eric Dane, Grey's Anatomy - Copyright: 2013 ABC Studios
Patrick Dempsey & Eric Dane, Grey's Anatomy
© 2013 ABC Studios

Bleiben oder Gehen? Auf Meredith und Derek warten tolle Jobs in Boston, Cristina hat jede Menge Angebote vorliegen, Alex bekommt überraschend die Chance, am Johns Hopkins Hospital zu arbeiten, und auch Jackson muss sich entscheiden. Nur April verliert sämtliche Wahlmöglichkeiten, da sie die Prüfung nicht bestanden hat. Das schockierende Ende dieser Folge verleiht der Frage, wer bleibt und wer geht, jedoch auf einen Schlag eine völlig neue Bedeutung, die niemand erwartet hätte und die alles auf den Kopf stellt: Wer bleibt am Leben und wer geht für immer?

Lassen wir, so schwer es auch fällt, die letzten Minuten der Episode zunächst außer Acht. April ist tatsächlich durch die Prüfung gefallen und muss erleben, wie ein Krankenhaus nach dem anderen sein Jobangebot an sie zurückzieht. Eine schmerzvolle und demütigende Erfahrung für die junge Ärztin, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten recht gut in ihre Position als Chief Resident eingefunden hatte. Als Owen ihr dann auch noch mitteilt, dass es im nächsten Jahr keinen Platz mehr im Seattle Grace/Mercy West für sie gibt, liegt sie endgültig am Boden. Es steht außer Frage, dass sich April den Schlamassel selbst eingebrockt hat. Sie kann die Schuld nicht auf ungerechte Prüfer schieben und sie wurde auch nicht wie Meredith von einem Grippevirus gepeinigt. Sie hat schlichtweg die Nerven verloren und sich in einem denkbar schlechten Licht präsentiert. Dass Owen ihr aber keine zweite Chance gibt und sie nicht bis zum nächsten Prüfungszyklus weiterbeschäftigt, ist hart. Aus wirtschaftlicher Sicht mag dies verständlich sein, aus menschlicher Sicht weniger. Ja, sie hat versagt, aber sie wird dafür auch ziemlich schonungslos fallengelassen.

Owen schreibt April also ab und konzentriert sich darauf, die anderen Assistenzärzte zu halten, die aber ausgesprochen abwanderungswillig sind. Sie haben die Möglichkeit, in anderen Krankenhäusern mehr zu verdienen, selbstständiger zu arbeiten und eine völlig neue Umgebung kennen zu lernen. Meredith und Co. sind drauf und dran, ihr "Elternhaus" zu verlassen und sich in der Ferne etwas Eigenes aufzubauen.

Zu Baileys Entsetzen ergibt sich auch für Ben eine neue berufliche Chance fernab von Seattle – und das am gleichen Tag, an dem er ihr einen Heiratsantrag machen wollte. Noch hat sich Ben nicht für den Umzug nach Los Angeles entschieden, doch die Tatsache, dass sein so schön geplanter Antrag ohnehin an Baileys Workaholismus gescheitert ist, spricht eigentlich Bände. Wenn Bailey ihrer Arbeit immer wieder den Vorzug vor dem Privatleben gibt, was sollte Ben daran hindern, genau dies auch zu tun?

Das Beziehungsdilemma von Bailey und Ben kommt gleich nach Marks Schwierigkeit, sich zwischen Lexie und Julia zu entscheiden. Die Problematik ist hinlänglich bekannt: Julia liebt Mark und ist reif für Ehe und Familie. Lexie liebt Mark und ist noch nicht reif für Ehe und Familie. Mark liebt Lexie, aber weiß genau, dass Julia die bessere Wahl ist. Eine so schwere Entscheidung lässt sich eigentlich nur mit Hilfe eines unvorhergesehenen Ereignisses treffen, eines Ereignisses wie ... einen Flugzeugabsturz.

Damit wären wir bei dem extremen Ende dieser Folge angelangt. Das Flugzeug, mit dem Meredith, Derek, Cristina, Mark, Lexie und Arizona nach Boise in Idaho unterwegs waren, ist abgestürzt. Wir wissen nicht warum, wir wissen nicht wo und wir wissen nicht, wer überleben wird. Die Szenen, in denen wir die Wrackteile des Flugzeugs irgendwo im Nirgendwo sehen, erinnern natürlich ganz stark an den Beginn der Serie "Lost". Man darf wohl davon ausgehen, dass Meredith, wie damals in "Lost" der gute Dr. Jack Shephard, verwirrt aufwachen wird und realisieren muss, dass sie gerade mit einem Flugzeug abgestürzt ist. Schön zu wissen, dass Shonda Rhimes auch andere Serien als Inspiration zu Rate zieht, weniger schön, dass es ausgerechnet eine Serie wie "Lost" ist, in der im Laufe der Zeit zahlreiche Hauptcharaktere ins Gras gebissen haben.

Ich bin mir absolut sicher, dass es in der nächsten Episode, im Staffelfinale, Tote geben wird. Diese unerwartete Katastrophe des Flugzeugabsturzes dient eindeutig dazu, die Karten neu zu mischen. Charaktere, die eigentlich gehen wollten, werden im Zuge der Ereignisse doch bleiben, während andere Charaktere, deren Verbleib sicher schien, einen dramatischen Abschied bekommen. Aber wen wird es treffen? Allzu viele Spekulationen will ich eigentlich nicht anstellen, aber ich gehe stark davon aus, dass Meredith, Derek und Cristina überleben werden. Damit bleiben als potentielle Opfer noch Mark, Lexie und Arizona. Jeder dieser drei Charaktere würde tiefe Lücken reißen und definitiv vermisst werden. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass der Flugzeugabsturz eine Art Ablenkungsmanöver ist und noch etwas anderes passiert. Zum Beispiel könnte April, die sturzbetrunken die Bar verlassen hat, in einen Unfall verwickelt werden oder sich selbst etwas antun. Eines ist zumindest gewiss: es wird wieder eines dieser aufwühlenden, traumatischen Staffelfinals werden, für die wir diese Serie so hasslieben.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


Vorherige Review:
#8.22 Carpe Diem
Alle ReviewsNächste Review:
#8.24 Der große Abflug (2)

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Grey's Anatomy" über die Folge #8.23 Der große Abflug (1) diskutieren.