Review: #10.12 Aprils großer Tag
Das Winterfinale präsentiert sich überaus gelungen und kann über weite Strecken überzeugen. Alle bis hierhin relevanten Storylines werden thematisiert. Vor allem bezüglich der angeschlagenen Freundschaft zwischen Meredith und Cristina ist wieder vorsichtiger Optimismus erlaubt, was ungemein positiv zu vermerken ist. Und Aprils Hochzeitstag sorgt für den emotionalen Höhepunkt.
"We are growing apart. - I know and I don't want to compete with you. But I do because we are supposed to push each other and make each other better. Forever. Since the day we've met."
Es ist in den letzten Wochen wahrlich kein Vergnügen gewesen, zu realisieren, dass die Fronten zwischen den einst besten Freundinnen Meredith und Cristina dermaßen verhärtet sind, dass eine Aussprache immer weiter in die Ferne rückte. Der Konflikt nahm noch nie dagewesene Ausmaße an, worunter der Gesamteindruck so mancher Folge in dieser Staffel litt. Sobald der Haussegen zwischen diesen beiden Frauen schief hängt, wirkt sofort auch eine ganze Episode nicht mehr stimmig. Jedes Mal blieb der Zuschauer mit einem bitteren Nachgeschmack zurück und ich fragte mich an der ein oder anderen Stelle, wie es überhaupt so weit kommen konnte. In diesem Winterfinale laufen Meredith und Cristina nochmal zur Höchstform auf und liefern sich bei der der Kleideranprobe einen verbalen Schlagabtausch, der einem Boxkampf gleicht.
Die Problematik ist an sich durchaus interessant und realistisch. Es ist nun mal die Wahrheit, dass sich die beiden an völlig anderen Punkten in ihrem Leben befinden, beziehungsweise beide verschiedene Wege eingeschlagen haben. Cristina ist nach wie vor die engagierte Chirurgin, die, ohne Owen an ihrer Seite, sich auch wieder völlig ihrem Beruf widmet. Und Meredith versucht den bekannten Spagat zwischen Berufsleben und Familie. Jetzt, wo Derek vom Präsidenten hochpersönlich angeworben wird, um für eine medizinische Organisation zu arbeiten, wird dieser Spagat vermutlich noch größer ausfallen müssen. Das idyllische Familienleben bei den Shepherds wird vermutlich auf den Kopf gestellt werden, worauf man sich gefasst machen sollte.
Merediths und Cristinas Standpunkte sind also gleichermaßen verständlich, doch bei den Auseinandersetzungen kommen mir Merediths Worte verletzender vor, weil sie eben Cristinas gesamte Persönlichkeit angreifen. Sie wirft Cristina gleich all ihre negativen Charaktereigenschaften an den Kopf, während man bei Cristina eher das Gefühl hat, dass sie einfach versucht zu erklären, warum sie sich von Meredith unterscheidet. Es ist auch Christinas sensibleren Herangehensweise zu verdanken, dass sich die beiden schließlich ausgesprochen haben. Zumindest wurde deutlich, dass Meredith auf Cristina eifersüchtig ist, weil sie genau die Chirurgin geworden ist, von der alle zu Beginn ihrer Karriere geträumt haben. Und mit Merediths Entwicklung hat halt keiner gerechnet, doch das macht ihre Entscheidungen nicht weniger richtig. Sie hat schließlich eine Familie, mit der sie alle Erfahrungen teilen kann. Cristina steht, vor allem jetzt, ziemlich alleine da. In der Einleitung habe ich bereits vom vorsichtigen Optimismus gesprochen, weil es den Anschein macht, als wäre die Zeit vorbei, wo harsche Worte ausgetauscht werden. Außerdem lassen Merediths Worte vermuten, dass sie an der Freundschaft festhalten möchte. Auf lange Sicht könnte es dennoch eintreffen, dass sich die zwei entfremden. Sandra Ohs Dasein in der Serie hat bereits ein Ablaufdatum und das bleibt einem stets im Kopf.
"I turned out alright because you left."
Auch Alex versucht seinen Groll gegenüber seinem Vater zu verarbeiten und wieder nach vorne zu blicken. Zunächst hatte seine Wut zwar noch die Oberhand, doch allmählich hat er eingesehen, dass er dieses Kapitel hinter sich lassen muss. Alex hat es weit gebracht und ist schließlich ein talentierter Chirurg, was wirklich der Abwesenheit seines Vater zu verdanken ist. Doch der Prozess des Vergebens scheint noch nicht abgeschlossen zu sein, dafür wirkten Alex' Worte an Jo zu überhastet. Die beiden sind noch nicht lange zusammen und schon malt er sich im Kopf die Familienplanung aus. Dadurch versucht er bloß krampfhaft sicherzustellen, dass seine zukünftige Familie mal anders aussehen wird als die, in der er aufgewachsen ist. Und diesbezüglich würden sich drastischere Konsequenzen für Alex offenbaren, wenn Jimmy stirbt, weil das die Wunden wieder aufreißen würde. Auf jeden Fall ist in dieser Storyline noch nicht das letzte Wort geschrieben.
Es stellt sich noch die Frage, inwiefern Shane vielleicht bei der Operation an Jimmy einen verehrenden Fehler gemacht hat. Ich habe bereits vermutet, dass es schlimme Auswirkungen haben wird, wenn er keinem seiner Kollegen von seinen Schuldgefühlen bezüglich Heather erzählt. Und diese Auswirkungen zeigen sich jetzt in ihrer vollen Intensität. Shane ist völlig ausgebrannt, arbeitet zu viel und scheint nicht mehr klar zwischen Realität und Einbildung unterscheiden zu können. Er verwechselte Jimmy mit Heather und das spricht nicht für eine gesunde psychische Verfassung. Aus dieser Sache lässt sich einiges machen, vor allem was die anderen Assistenzärzte betrifft oder auch Cristina, die sich schon Sorgen wegen Shanes Verhalten gemacht hat.
"I broke us and I wanna fix this. But she wants to fix me."
Nachdem die Ehe von Arizona und Callie wieder auf dem Weg der Besserung ist, kann ich Arizonas Bedenken und Ängste nur bedingt nachvollziehen. Sie selbst betont ja, dass Callie sich die größte Mühe gibt, die Beziehung zu stabilisieren. Und dass sich Arizona weniger begehrt fühlt beziehungsweise das Gefühl hat, dass Callie sie ändern wolle, dafür scheint es keine Beweise zu geben. Ihr aufgewühltes Verhalten war dementsprechend nicht ernst zu nehmen und es wirkt so, als müsste sie erstmal für sich selbst bestimmte Dinge realisieren. Sie muss selbst wieder daran glauben können, dass sie begehrenswert ist.
Unter diesen Umständen war es sehr gut, dass Leah nicht auf der Hochzeit aufgetaucht ist, denn sonst wären Arizonas Gefühle völlig aus dem Ruder gelaufen. Stattdessen konzentriert sich Leah auf die Arbeit und darf tatsächlich auch ihr chirurgisches Talent unter Beweis stellen. Lange Zeit wurde ihre Karriere weniger in den Fokus gestellt, was schon im Kontrast zu den anderen Assistenzärzten stand. Jetzt, wo Miranda ihr Zwangsverhalten besser im Griff hat, kann sie Leah endlich weiter unterrichten.
Apropos Miranda, anscheinend hält sie Ben immer noch vor, die Chirurgie geschmissen zu haben, und die junge Ehe befindet sich auf wackeligen Beinen. Dabei nervt es mich schon, dass Mirandas Ansicht sehr strikt und kalt ist. All ihre Probleme projiziert sie im Moment auf Ben, der das gar nicht verdient hat. Auch in diesem Fall müsste Miranda zunächst an sich selbst arbeiten, um mit ihrem Verhalten nicht ihre Ehe in Gefahr zu bringen.
"I'm hunting bridesmaids. - Is this a farm tradition?"
Aprils und Matthews Hochzeitstag steht vor der Tür und ich habe absolut nicht damit gerechnet, wie positiv dieser Handlungsstrang hervorsticht. Aprils Verhalten fand ich zur Abwechslung mal wirklich passend, schließlich muss es diesem Tag um sie gehen und ihre Brautjungfern sollten sich dementsprechend verhalten. Es ist schön, dass hier so eine Freundschaft zwischen April und Arizona, Meredith und Cristina gezeigt wird. Aprils teilweise neurotische Züge sorgten für humorvolle Momente und lockerten die emotionsgeladene Folge zwischendurch auf. Darüber hinaus hatte sie eine sehr süße Szene mit Matthew im Krankenhaus, wo sie sich auf keinen Fall sehen durften. Seine Worte an sie waren so aufrichtig und liebevoll, dass ich genau in diesem Moment Gefallen an diesem Paar gefunden habe.
Das alles wäre auch schön und gut, wenn Jackson nicht dazwischenfunken würde, womit seit Beginn dieser Staffel zu rechnen war. Ganz klischeehaft fasst er sich inmitten der Hochzeitszeremonie ein Herz und gesteht April seine Liebe. Dieser Akt ist von Marks letzten Worten an ihn geprägt, was der rührende Teil an dieser Storyline ist. Abgesehen davon hat sich Jackson einen sehr unpassenden Moment ausgesucht und ich hätte mir gewünscht, dass er diesen Schritt bereits vor der Hochzeit getan hätte. Die Demütigung für Stephanie und Matthew fällt jetzt nämlich umso größer aus. Besonders der liebe Rettungssanitäter hat als Nebencharakter keine Chance, um gegen die Gefühle, die zwischen April und Jackson regelrecht brodeln, anzukämpfen.
Fazit
Abgesehen von Mirandas und Arizonas fraglichem Verhalten gibt es an dieser Folge nicht viel zu bemängeln. Mit Jacksons Liebesgeständnis war zu rechnen. Hier hängt es jetzt von der weiteren Gestaltung der Storyline ab, ob Jackson und April wieder für nervenaufreibende Momente sorgen werden. Für Derek steht eine besondere berufliche Wendung bevor, die ihre Konsequenzen auf Meredith haben wird. Hoffentlich wird das nicht der Grund sein, warum Meredith und Cristina ihre Freundschaft nicht retten können. Über Alex könnte noch weiteres Leid herabstürzen und Shane braucht dringend eine Auszeit. Nach der Winterpause kann man also schon auf so einiges gespannt sein.
Lukas Ostrowski - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Get Up, Stand UpErstausstrahlung (US): 12.12.2013
Erstausstrahlung (DE): 19.03.2014
Regie: Tony Phelan
Drehbuch: William Harper
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