Bewertung

Review: #10.11 Pioniere

Das zentrale Thema dieser Episode sind die verschiedenen Forschungsprojekte der Ärzte. Rundherum lassen die Autoren leider nicht viel Platz für Anderes und so bleiben einige Geschichten auf der Strecke.

Hochzeitsvorbereitungen

Der große Tag rückt immer näher und so stellt man uns in dieser Episode Aprils Familie vor. Die Gespräche zwischen April und ihren Schwestern bringen eine wunderbare Leichtigkeit in die Folge, da man sich sonst vornehmlich auf die Karriere der Ärzte konzentriert. April zeigt sich nun mal von einer ganz anderen Seite, nachdem sie sich die leicht schnippischen Kommentare ihrer Schwestern zur Genüge angehört hat. Und gerade aus diesem Grund sind die Szenen zwischen den vieren so erfrischend, da die sonst so neurotische April aus ihrem Schneckenhaus kommt und einfach mal ganz deutlich ihre Meinung sagt. Auch wenn ihre Erwiderung recht unbeholfen wirkt, zeigt man, dass April nicht immer die kleine schüchterne Maus ist und sie gelernt hat, sich gegen andere durchzusetzen.

Ebenso gut gefällt mir die Idee, Cristina, Meredith und Arizona zu den neuen Brautjungfern zu machen, obwohl eigentlich wohl nur Arizona ein echtes freundschaftliches Verhältnis zu April aufgebaut hat, während Meredith und Cristina so gut wie nie enger mit April interagieren. Durch die Aufgabe als Brautjungfern ergibt sich jedoch die Möglichkeit, auch zwischen April und den beiden eine Beziehung aufzubauen, damit sie nicht weiterhin nebeneinander her leben, ohne tatsächlich am Leben des anderen Teil zu haben.

Einen guten Schritt in Richtung Freundschaft haben Matthew und Jackson gemacht, die nach ihrer anfänglichen Auseinandersetzung zu Beginn der Episode feststellen, dass sie eigentlich garnicht so verschieden sind. Es würde mich sehr freuen, wenn man die beiden öfter zusammen sehen würde, da sie eine interessante Dynamik zusammen haben und trotz der zwischen ihnen stehenden April nun offenbar einen Weg gefunden haben, einander zu akzeptieren.

Vaterprobleme

Nachdem Alex' Vater nach dem Streit der beiden zunächst wieder in den Hintergrund rückte, bezieht man Jimmy nun wieder in das Geschehen ein. Wie zu erwarten war, ist Alex über seine Rückkehr nicht gerade erfreut und zeigt das auch sehr deutlich. Solch intensive Reaktionen kann Justin Chambers bereits im Schaf herbeizaubern, da er in seiner Rolle als Alex schon sehr oft handgreiflich werden musste. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er diesen Teil der Geschichte vollkommen glaubhaft spielen konnte. Gefehlt hat mir allerdings ein Moment zwischen den beiden, in dem sie sich tatsächlich aussprechen und Alex seinem Vater sagt, wie sehr es an ihm nagt, dass Jimmy die Familie verlassen hat.

Bisher hat man sich mit dieser Geschichte viel Zeit gelassen und besonders Jimmy erst nach episodenlangem Unwissen damit überrascht, dass Alex sein Sohn ist. Dass Alex mit diesem Wissen nicht sofort herausgeplatzt ist, ist zwar völlig verständlich, da Alex schließlich noch nie der Typ war, der von sich aus seine Gefühle anspricht, dennoch hoffe ich sehr, dass man mit Jimmys erneutem Krankenhausaufenthalt den Stein nun ins Rollen bringt und sich ein bewegendes Vater-Sohn-Gespräch anschließt. Dabei ist es nicht einmal wichtig, dass die beiden daraus als die dicksten Freunde hervorgehen, sondern die Entwicklung für Alex steht dabei im Vordergrund, weil er so mit diesem Teil seines Lebens abschließen könnte.

Große Karrieren

Ein Großteil der Episode dreht sich um die Projekte, an denen die Ärzte arbeiten. In diesem Zusammenhang schiebt man zunächst die Eheprobleme von Arizona und Callie, sowie die bröckelnde Freundschaft zwischen Meredith und Cristina bei Seite und konzentriert sich darauf, zumindest das Berufsleben der Ärzte voranzubringen. Der Fall, den Callie und Derek in dieser Episode zu bearbeiten haben, ist wunderbar ergreifend und bietet den für mich berührendsten Moment der Episode, als es Becca gelingt, den Roboterarm nach ihrem Mann auszustrecken. Dabei kamen mir tatsächlich die Tränen, obwohl man die beiden erst seit einigen Minuten kennt und eigentlich garnicht viel über das Ehepaar weiß. Solche Szenen gab es für meinen Geschmack in letzter Zeit viel zu selten bei "Grey's Anatomy", was sehr schade ist, da die Autoren ja offensichtlich noch wissen, wie man uns mitreißen kann.

Neben diesem Handlungsstrang können nicht nur Derek und Callie einen Erfolg für sich verbuchen, auch die zielstrebige Cristina erreicht durch die erfolgreiche Operation viel Ruhm, während Merediths OP leider nach hinter losgeht. An dieser Stelle unterstreichen die Autoren mal wieder die Unterschiede zwischen den beiden Frauen und machen das auf recht subtile Weise, indem sie erneut betonen, dass Cristina eine ausgesprochene Karrierefrau mit viel Potential ist, während man uns an Merediths Erfolg zweifeln lässt. In dieser Staffel hat man die Freundschaft zwischen den beiden systematisch zerstört und lässt von diesem Plan auch in dieser Episode nicht ab. Ich bin es mittlerweile Leid, dass man diese Figuren auseinander reißt, auch wenn es natürlich der Wahrheit entspricht, dass sie in den letzten Jahren unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Dennoch war die Freundschaft zwischen Meredith und Cristina immer ein wesentlicher Bestandteil der Serie.

In ihre Auseinandersetzung wird erneut Shane mit hineingezogen, der durch seine Affäre mit Cristina (die ich den beiden durchaus gönne) immer aufmüpfiger zu werden scheint. Sein Trauma wegen Heathers Tod scheint vergessen zu sein und er stürzt sich, ganz wie seine Mentorin, in die Arbeit. Ich hoffe sehr, dass man sich auf Shane noch etwas mehr konzentrieren wird und zeigt, inwiefern Heathers Tod und sein Anteil daran ihn beeinflusst haben.

Auch Bailey darf man nicht vergessen, deren Karriere, anders als beim Rest der Ärzte, erstmal auf Eis liegt. Es ist garnicht lange her, dass sie sich wegen einer Infektion, durch die sie einige Patienten ansteckte, mit Schuldgefühlen plagen musste und nun befindet sich Bailey erneut in einer schwierigen Situation und wird vom Krankenhausalltag ausgeschlossen. Wie sehr sie dies trifft, stand Bailey ganz deutlich in die Augen geschrieben und man fühlt sehr mit ihr mit. Aus welchem Grund man diese Entwicklung eingeschlagen hat, verstehe ich allerdings noch nicht und es ist äußerst schade, dass man nicht zeigt, wie Bailey nun mit Ben interagiert und ob sie ihren Frust über die ungewohnte Situation an ihm auslässt.

Fazit

Trotz der erfrischenden Szenen mit Aprils Schwestern und dem ergreifenden Fall von Callie und Derek bleibt diese Episode unter ihren Möglichkeiten. Man gibt sich zwar Mühe, Alex' Geschichte voranzutreiben, doch die restlichen Ärzte treten auf der Stelle, womit man abzulenken versucht, indem man sich auf ihre Eingriffe konzentriert.

Marie Florschütz - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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