Bewertung

Review: #11.08 Risiko

Foto: Jesse Williams, Grey's Anatomy - Copyright: 2016 ABC Studios; ABC/Eric McCandless
Jesse Williams, Grey's Anatomy
© 2016 ABC Studios; ABC/Eric McCandless

Obwohl "Grey's Anatomy" eine Dramaserie ist, muss das nicht zwingend bedeuten, dass es nur Drama gibt. Doch genau das hat man mit den Handlungsbögen in #11.08 Risiko untermauert. Es gibt in dieser Episode nur wenige schöne Momente, da sie von negativen Dingen bestimmt werden, die es schwer machten sich nicht über die Charaktere aufzuregen.

Doch noch eine Chance?

Wer das Spin-Off "Private Practice" gesehen hat, wird sich durch die Ereignisse mit Arizona, Nicole und Amelia daran erinnert fühlen. Damals war es Amelia, die von Charlotte verlangte, die Tumorscans von Erica Warner anzufordern und dadurch entstehen gewisse Parallelen zum jetzigen Handlungsverlauf mit Nicoles Erkrankung. Diesmal ist es Arizona, die diese Position innehat und dadurch auch Amelias Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Obwohl mich dieses Geschehen im ersten Moment irritiert und auch ein bisschen verärgert hat, weil es auf mich wie eine Wiederholung wirkte, muss ich sagen, dass ich im Nachhinein recht zufrieden mit der Entwicklung bin. Natürlich war klar, dass sich eine Möglichkeit finden würde, der Ärztin das Leben zu retten, da es auch schon einige Staffeln zuvor in der Serie einen (zunächst) inoperablen Schmetterlingstumor gab, den Derek erfolgreich entfernen konnte. Es lässt sich allerdings vermuten, dass bis zur OP von Nicole noch einige Zeit vergehen wird, aber ich stehe dem Ganzen positiv gegenüber, dass Amelia ihr das Leben retten könnte. Bevor sie dies aber in die Tat umsetzen kann, muss Nicole erst einmal darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass zum einen eine weitere Person gibt, die von ihrer Erkrankung weiß und zum anderen, dass eine Chance auf Heilung besteht. Dass das nicht so einfach wird, kann man sich sehr gut vorstellen. Bereits in der letzten Episode hat die Ärztin sehr deutlich gemacht, dass sie Verschwiegenheit und Diskretion vorzieht. Genau deswegen dürfte das Geständnis über die angeforderten Scans nicht leicht werden. Daher fände ich es fast besser, wenn Amelia diejenige wäre, die Herman darüber in Kenntnis setzen würde. Immerhin scheint sie sich gut mit ihr zu verstehen, wie man es bereits in einer vergangenen Episode sehen konnte.

Hermann ist durchaus in der Lage, den Zuschauer zu überraschen. Denn wer hätte geahnt, dass sie Graham nur benutzt und mit ihm Sex hat? Hier muss erwähnt werden, wie schlüssig ihre Erklärung wirkt, dass es sich nicht um ein Symptom des Tumors handelt, sondern sie ihre verbliebene Zeit voll und ganz auskosten möchte. Durch das Szenario mit Graham wurde auch nochmals ihre Entscheidung untermauert, Arizona für das Fellowship zu gewinnen, die in ihrem anderen Kollegen nichts weiter als ein Mitläufer gesehen hat. Möglicherweise ist es auch eine Art Plan von Nicole, um so Arizona dazu zu bringen, selbst etwas in Bezug auf den Tumor zu erforschen. Warten wir einfach einmal ab, wie es sich weiterhin entwickeln wird. Interessant war allerdings noch Hermans Einfühlungsvermögen in Bezug auf Aprils und Jacksons Baby. Vielleicht hat sie dadurch erneut erkannt, dass es für sie ebenfalls keine Hoffnung mehr gibt, und zeigte sich deswegen so emotional. Dieser Wesenszug macht sie meiner Meinung nach umso menschlicher und dies ist etwas, was mir am Anfang ein bisschen gefehlt hat.

"Alles was ich anfasse, mach ich kaputt."

Seit der Trennung von Arizona erlebt man Callie nur noch bei der Arbeit und diese scheint sie momentan auch mehr zu frustrieren als zu motivieren. Einen gewissen Anteil trägt diesmal Owen bei, der ihr Vorwürfe macht, weil sich einer der Veteranen verletzt hat. Daran merkte man allerdings, wie wichtig ihm das Projekt ist und er sich den Jungs ebenso verbunden fühlt, was wohl einfach auch daran liegt, weil er selbst ein Veteran ist.

Trotz dessen, dass mir sein emotionaler Ausbruch gegenüber Callie etwas missfiel, fand ich seine Ausführung, weswegen die beiden Jungs so unvorsichtig waren, sehr gut und in sich schlüssig. Denn natürlich ist klar, dass die Armeeleute nicht drüber nachdenken, welche Gefahren auf sie lauern. Aber vielleicht wäre es einfach besser gewesen, vor dem ganzen Projekt solche Dinge zu klären, um Callie aufzuzeigen, was auf sie zukommt, dann wäre ein solcher Dialog nicht nötig gewesen, der Owen ein paar Sympathiepunkte gekostet hat. Diese konnte er aber durch seine Entschuldigung wieder wettmachen und man merkte auch, dass er seine posttraumatische Belastungsstörung ziemlich gut überwunden hat. Ob dieser Konflikt allerdings der letzte gewesen ist, wage ich zu bezweifeln.

Durch diesen kleinen Streit kreierten die Autoren aber auch eine sehr schöne Szene zwischen Callie und Arizona, die zumindest eine aufkeimende Freundschaft zwischen den beiden erkennen lässt. Etwas schnell wurde für meinen Geschmack die Scheidung der beiden abgehandelt. Auch wenn die sie nie "richtig" verheiratet gewesen und von Bailey getraut worden sind, hätte ich mir doch ein bisschen mehr als einen Satz zur Scheidung gewünscht. Dass aber eine solche nichts zu bedeuten hat, bewiesen Owen und Cristina in der zehnten Staffel und ich hoffe einfach, dass man uns diesmal solch ein Hin und Her erspart und sich wirklich auf eine Freundschaft der beiden Frauen konzentriert.

Streitpunkt: Behandlungsmethode

Noch immer weiß ich nicht so recht, was ich von dem Behandlungsplan von Derek, Meredith, Maggie und Richard halten soll. Es strapazierte erheblich die Nerven, dabei zusehen zu müssen, wie uneinig die vier sich sind. Dabei gewann man leider auch einmal mehr den Eindruck, Derek wolle sich nur in den Vordergrund und sein Können über das der anderen stellen. Schließlich sorgte das zu einem erneuten Ehestreit zwischen ihm und Meredith, bei dem man einfach nicht wusste, auf welche Seite man sich stellen sollte. Denn es wirkte im Endeffekt tatsächlich so, als könne er nicht akzeptieren, dass man seine Frau ebenfalls um eine zweite Meinung bittet und sie zudem auch noch Maggies Meinung ist. Schon vor einiger Zeit musste man feststellen, dass Derek sich dann Verstärkung holt, um seine Meinung durchzudrücken.

Das Auftauchen von Webber in diesem Fall schürt die Annahme, dass Derek mit unfairen Mitteln kämpft. Zumal er sich darüber im Klaren sein musste, dass Maggie nicht mit ihrem Erzeuger sprechen will und er es dadurch auf ein Gespräch anlegt. Ob es mit seinem Familiensinn zu tun hat, wage ich zu bezweifeln. Dafür ging Derek einfach zu forsch dran und machte eigentlich damit nur klar, zu was er fähig ist um das zu bekommen, was er möchte. Denn seien wir doch mal ehrlich: Seit dem Start der elften Staffel erweckte er nicht den Eindruck, als würde ihm etwas an seiner Familie liegen. Das einzige, was dafür sprechen würde, ist, dass er es immer wieder gegenüber Meredith behauptet und das ist in meinen Augen nicht überzeugend genug. Wahrscheinlich war das auch ein Grund, warum Meredith ihn förmlich anflehte, endlich nach Washington zu gehen. Wobei man durch die Rückblenden mit Ellis und Richard schon annehmen könnte, dass es der Tochter ähnlich wie dem Ziehvater geht und sie auf den Erfolg von Derek eifersüchtig ist. Hier könnte man noch den ein oder anderen Dialog dazu einbauen. Dadurch würde sich wahrscheinlich sogar das Verhältnis zwischen Richard und Maggie verbessern, obwohl man schon auf einem sehr guten Weg ist. Schön, dass die Annäherung von Vater und Tochter über die berufliche Ebene eingeleitet wird und man so vielleicht auch die Gemeinsamkeiten in der Arbeitsweise erkennen kann.

Die Glasknochenkrankheit

Neben dem ganzen Drama, was uns diese Episode schon bescherte, setzte man mit dem Ultraschall von Aprils Baby noch das Krönchen obenauf. Natürlich sind April und Jackson nicht das Traumpaar der Serie, aber ein bisschen Glück nach all den Strapazen haben die beiden doch auch verdient, oder etwa nicht? Doch ob es dazu kommen wird, bleibt weiterhin fraglich, denn das Kind leidet an der Glasknochenkrankheit und hat nur eine geringe Überlebenschance. Mit diesem Handlungsbogen wird die Parallele zu "Private Practice" nochmals deutlich, bei denen es ebenfalls einen Fall gab, bei dem das Baby nicht überlebte und dies auch einen Hauptcharakter betraf. Ich frag mich, was die Serienmacher damit bezwecken wollen. Fakt ist zumindest, dass es für Stephanie in der nächsten Zeit zu so einer Art Spießrutenlauf kommen wird und wie schwer ihr die Situation fällt, machte die Umarmung bereits erkennbar. Schließlich gilt es zu vermeiden, die werdenden Eltern zu beunruhigen, solange man nichts Genaueres weiß. Warten wir mal ab, inwieweit Nicole vielleicht doch noch etwas machen kann, zur Not gäbe es ja dann immer noch Arizona und Addison, die den möglichen Eingriff beim Baby durchführen könnten.

Randnotizen

  • Bei Bailey hatte man endlich mal wieder das Gefühl, dass sie die Alte ist und keine arroganten Züge an sich hat, wie man es zuletzt gesehen hat.
  • Die Eifersucht von Jo ist gut darstellt und macht auch bei Alex deutlich, wie tief seine Freundschaft zu Meredith über die letzten Monate geworden ist. Außerdem fand seine Ansprache über das "Zufluchtshaus" großen Anklang bei mir.
  • Zwar gab es schöne Szenen zwischen Amelia und Owen, aber eine Beziehung oder etwas Ähnliches muss daraus nicht entstehen. Dafür sind die beiden im Wesen doch zu unterschiedlich und es würde auf die Dauer sicher nicht gut ausgehen.

Fazit

#11.08 Risiko bot jede Menge Drama und zeigte den Zuschauern dadurch nur wenig schöne Interaktionen zwischen den Charakteren. Durch die Entwicklung um Derek sorgte man für eine neue Möglichkeit, damit sich Meredith nach und nach entfalten kann. Ebenso spannend bleibt es um Dr. Herman und Arizona. Trotz dessen konnte die Folge nur bedingt überzeugen.

Daniela S. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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