Bewertung

Review: #11.10 Der letzte Einsiedler

Foto: Caterina Scorsone, Grey's Anatomy - Copyright: 2016 ABC Studios; ABC/Adam Taylor
Caterina Scorsone, Grey's Anatomy
© 2016 ABC Studios; ABC/Adam Taylor

Auch wenn man nicht viel Sympathie für April übrig hat, muss man diesem Charakter diesmal zugestehen, den Sympathiehauptteil von #11.10 Der letzte Einsiedler getragen zu haben. Meredith zeigte sich von einer Seite, die erkennen lässt, wie gut die Abwesenheit von Derek ihrer beruflichen Karriere tut.

Vollkommen alleine

Nachdem bekannt wurde, dass das Baby von April und Jackson unter der Glasknochenkrankheit leidet, geht es jetzt in die nächste heiße Phase und diese zerreißt einem das Herz. Nicht nur, weil man mit den beiden mitleidet, sondern wegen der Uneinigkeit der beiden, ob sie das Kind bekommen sollten oder nicht. Dies erinnert stark daran, dass es bereits in der zehnten Staffel einen Streitpunkt zwischen April und Jackson dieser Art gab. Damals ging es darum, ob ihr Kind religiös aufgezogen werde sollte oder nicht. Auch diesmal spielt der Glaube an Gott eine große Rolle.

Bevor ich aber dazu komme, warum Gott bei dem Paar wichtig ist, möchte ich erst einmal darauf eingehen, wie unterschiedlich die Meinung der beiden ist. Man sagt immer, werdende Mütter lieben ihre Kinder schon, bevor diese überhaupt geboren sind, und dazu zählt auch April. Natürlich ist ihr bewusst, dass ihr Kind nur eine Lebenserwartung von 18 Monate hat. Jedoch ist für sie wichtig, es zu lieben und den Schmerz zu ertragen, weil eine Mutter ihr Kind liebt und für es da ist, egal, was (mit ihm) passiert. Während April noch nicht vom Schlimmsten ausgeht, scheint für Jackson die Sache klar zu sein. Seine Ansicht ist durchaus verständlich und nachvollziehbar und dennoch hat man das mulmige Gefühl, als wolle er sich nicht diesem Schmerz und dieser Angst aussetzen, das kurze Leben des Kindes zu ertragen. Ein bisschen unsympathisch macht ihn das schon, da er somit nicht an einem Strang mit April zieht und vielleicht genau deswegen nicht für sie da sein kann.

Das scheint auch sie selbst bemerkt zu haben und sucht deswegen Hilfe und Trost bei ihrer Mutter in einer sehr schönen Mutter-Tochter-Szene, die gezeigt hat, wie ähnlich die beiden eigentlich sind. Denn auch ihre Mutter legt großen Wert auf Gott und lässt Jackson einmal mehr alleine dastehen, der bereits in den beiden letzten Staffeln ein Problem mit dem Glauben Aprils hatte. Dieses Problem wirft ein eher negatives Licht auf ihn und der Zuschauer gewinnt den Eindruck, es sei ihm wichtig, Recht zu behalten. In der gemeinsamen Szene mit April und ihrer Mutter wirkte es tatsächlich so, als wäre ihm der Glaube seiner Frau völlig egal, da es eine Sache zwischen ihm und ihr und nicht Gott ist. Diese Verhaltensweise macht allerdings auch deutlich, wie ähnlich Jackson seiner Mutter Catherine zu sein scheint, die er nicht einmal über die aktuelle Situation in Kenntnis gesetzt hat. Aprils emotionaler Ausbruch wurde sehr gut von Sarah Drew dargestellt und bot diesem Handlungsstrang die nötige Emotionalität. Zumal ist es sie, auf der der meiste Schmerz und die meiste Angst lastet, die durch diese Reaktion deutlich wurde. Auch wenn es noch einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt, dass alles halbwegs gut ausgehen könnte, ist es doch eher unwahrscheinlich.

Rettung möglich?

Ich hätte nicht erwartet, dass Herman sich dazu bereit erklären würde, alle nötigen Untersuchungen über sich ergehen zu lassen, damit Amelia ihr helfen kann. Zumal sie ja in der letzten Episode sehr deutlich gemacht hat, nichts von dem möglichen Eingriff zu halten. Vielmehr ging sie sehr zynisch an die Sache heran und untermauerte damit erneut, keine Hoffnung mehr auf Heilung zu haben. Und obwohl sie auch diesmal mehr als einmal eine zynische Bemerkung in Amelias Richtung abfeuerte, ließ sich erkennen, dass ihr Verhalten und ihre Umgangsweise eher als eine Art Selbstschutz anzusehen sind.

Ich denke, Herman in ihr schlummert noch immer die Hoffnung am Leben zu bleiben. Es wirkte in der gemeinsamen Szene mit Arizona nicht so, als hätte sie mit ihrem Leben abgeschlossen. Überhaupt muss ich eins sagen: Herman ist seit dem Bekanntwerden ihrer Krankheit sehr viel menschlicher geworden und sogar ein bisschen sensibler und zerbrechlicher, was es mir immer weniger möglich macht, sie nicht zu mögen, und auch wenn ich jetzt davon ausgehe, dass sie sterben wird, hoffe ich doch, sie möge uns doch noch ein Weilchen erhalten bleiben.

Denn bis zu ihrer eigenen OP wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen. Zwar hat Amelia schon einen Plan, wie sie den Tumor vollständig entfernen kann, doch braucht sie dazu Hilfe der Assistenzärzte, die aber ihre Denkweise nicht nachvollziehen können. Etwas schade finde ich es schon, da mir sofort wieder der Gedanke in den Sinn kam, sie könne es ohne die Hilfe von Derek nicht schaffen, schließlich kennt er seine Schwester am besten und könnte ihre Pläne umsetzen. Glücklicherweise haben sich die Autoren anders entschieden und die schon zu lange vernachlässigte Stephanie konkreter in die Handlung eingebunden, die dank Alex nun Amelias Vorgehensweise gedanklich umsetzen kann. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit der beiden Frauen und glaube, dass sie sich durch ihre Art sehr gut ergänzen werden. Vielleicht verschlägt es Stephanie am Ende in die Neurochirurgie.

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Wie gut es ist, dass sich Derek derzeit in Washington befindet, zeigt sich vor allem an der Arbeitsweise und dem Ideenreichtum von Meredith. Es scheint so, als könne sie sich ohne ihn viel besser entfalten und weiß endlich etwas mit dem 3D-Drucker und ihrer Forschungsreihe anzufangen. Dadurch entstand auch seit langem wieder eine gemeinschaftliche Szene zwischen dem Großteil des Kollegiums. Diese Zusammenarbeit und die Beteiligung jedes Einzelnen, um zu einem Ergebnis zu kommen, habe ich in der Vergangenheit sehr vermisst. Ich will zwar nicht unbedingt behaupten, dass Derek in dieser Hinsicht der Störfaktor gewesen ist, der Meredith daran gehindert hat, zu brillieren, doch der Verdacht lässt sich nach dieser Folge nicht ganz von der Hand weisen.

Meredith war sie nicht nur in ihrem Fall erfinderisch, sondern auch darin was ihre Einsamkeit betrifft. Dass sie Derek vermisst, steht außer Frage, wenn man bedenkt, wie viel die beiden schon zusammen durchgestanden haben. Trotzdem oder gerade deswegen hat mir bitter aufgestoßen, wie sie Alex zu einer zweiten Cristina machen wollte, um ihre Einsamkeit zu kompensieren. Schon zu Beginn der Staffel zeigte sich deutlich, dass Meredith ihren Freund in diese Richtung schieben möchte. So ganz verübeln kann man es Meredith nicht, schließlich sind Alex und sie die einzigen, die von den einstigen Anfängern noch übrig geblieben sind, wodurch eine Verbundenheit zwischen ihnen besteht. Umso besser fand ich am Ende, dass sie sich selbst zu helfen wusste und den ausgedruckten Tumor mit ins Bett nahm, wobei man es fast interpretieren könnte, als würde sie ihren Mann bis zu einem gewissen Grad als einen solchen ansehen.

Und möglicherweise war Derek das bezüglich ihrer Annäherungsversuche gegenüber Maggie tatsächlich. Immerhin hatte er auf Biegen und Brechen versucht, die beiden Halbschwestern und Webber zusammenzubringen, was absolut nach hinten losging. Ein bisschen schnell hat sich das freundschaftliche Verhältnis zwischen den beiden schon entwickelt, was vermutlich daran liegt, da es keine Zwischenszene gegeben hat, die die letzte Szene zwischen den beiden erklären würde. Lassen wir uns einfach mal überraschen, was uns noch präsentiert wird. Auf jeden Fall ist mir Maggie etwas sympathischer geworden, was auch an dem Gespräch über Männer lag, das sie mit Meredith, Amelia und Bailey geführt hat. Mal sehen, wann man es ihr gewährt, einen Freund zu haben und wer es sein wird.

Noch nicht für einen Neuanfang bereit

Ich mag die Konstellation von Owen und Callie sehr gerne und bin auch wirklich froh darüber, dass sie als Freunde agieren und nicht, wie wir es in #8.13 Was wäre wen...? erlebt haben, als Ehepaar und Eltern. Ich hoffe, man behält die (aufkeimende) Freundschaft der beiden bei. Zumal Callie erst einmal Single bleiben möchte und Owen ohnehin noch nicht für etwas Neues bereit ist. Allerdings wirkt es bei ihm leider schon seit einiger Zeit so, als würde er sich aus dieser Spirale gar nicht mehr befreien können.

In diesem Fall ist Callie vollkommen anders und scheint ihr Leben als Single zu genießen. Wahrscheinlich hat sie deswegen auch nicht bemerkt, dass die Dame mit ihr geflirtet hat und es nicht auf Owen, sondern sie abgesehen hat. Ich denke, bis es wieder zu einer Beziehung kommt, wird es noch eine Weile dauern. Bis dahin könnte Callie ihrem Chef eine Art Stütze sein, ansonsten sieht es für Owen sehr eintönig aus, was schade ist.

Fazit

Mit dem Cliffhanger um die Ergebnisse von Aprils und Jacksons Baby ebnete man den Weg für eine weitere emotionale Episode. Trotz ein paar Kleinigkeiten, die nicht ganz stimmig und störend wirkten, überzeugte die Folge im Großen und Ganzen und brachte vor allem Herman und Maggie weitere Sympathiepunkte ein, die man ruhig noch aufstocken könnte. Ansonsten muss man einmal mehr das großartige Schauspiel von Sarah Drew loben, das einen völlig mitgerissen hat.

Daniela S. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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