Bewertung

Review: #3.08 Schurken

Foto: Milo Ventimiglia, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Milo Ventimiglia, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Ich liebe Flashbackepisoden. #1.10 Sechs Monate zuvor? Tolle Folge. #1.17 Die Firma? Fantastisch. #2.08 Vier Monate zuvor? Großartig. Und #3.08 Schurken? Die bisher beste Folge der dritten Staffel, die zwar manchmal etwas verwirrend ist, aber ein paar wichtige Lücken schließt und einfach richtig viel Spaß macht.

"My king, my queen… Congratulations."

Wir starten da, wo wir letztes Mal stehen geblieben waren: Hiro isst Hyänendung und der befördert ihn auf eine spirituelle Reise durch Zeit und Raum. Womit wir schon beim großen Kritikpunkt der Folge wären – war diese "Rahmenhandlung" wirklich nötig? Wieso konnte man nicht einfach so eine Flashbackepisode einbauen? Das hat bei #1.10 und #1.17 schließlich auch hervorragend geklappt. Und so hätte man mit den drei oder vier Sprüngen zurück zu Hiro und Usutu (RIP) nicht wertvolle Zeit verschwendet, die auf die Ausarbeitung anderer Storylines hätte verwendet werden können. Stattdessen müssen wir uns mehrere Male ansehen, wie einem apathischen Hiro mystische Dämpfe unter die Nase gehalten werden.

Aber nun gut, beginnen wir mit den Petrellis und mit einem TV-Ehepaar, das wahrlich königlich wirkt: Robert Forster und Cristine Rose. Die beiden vermitteln eine so großartige Chemie in all ihren gemeinsamen Szenen, dass man es kaum noch erwarten kann, bis die beiden endlich wieder zusammentreffen werden. Die Eingangsszene bei der Festgala? Das Gespräch im Schlafzimmer? Der Verrat am Esstisch? Erste Klasse und von Forster und Rose überragend gespielt. Die Einblicke in Arthurs und Angelas Ehe werfen ein völlig neues Licht auf Mama Petrelli, die jahrelange in einer wahren Ehehölle gefangen war und erst durch Linderman aus ihr befreit wurde.

Dass Linderman Angela aus Gutmütigkeit geholfen hat, wage ich allerdings zu bezweifeln: Vielmehr tat er es, weil er genau wusste, wie Angela reagieren würde und er die Rache einer betrogenen Ehefrau zu Recht nicht unterschätzt hat. Auch auf Linderman wirft diese Episode ein neues Licht: In Staffel 1 war er noch der enigmatische Oberbösewicht, der unzerstörbar schien. Nun aber sehen wir, dass er und Arthur durchaus gleichwertige Partner waren und Linderman verliert hier irgendwie diese Unnahbarkeit, die er in der ersten Staffel zweifellos besaß. Das verdeutlicht auch Nathans Verhalten gegenüber Linderman: Während Nathan ihm in der Küche des Corinthians mit einer gehörigen Portion Respekt entgegen trat, ist davon diesmal keine Spur. Linderman hat seine rätselhafte Aura nun endgültig verloren, aber nichtsdestotrotz funktionieren diese Szenen.

Auch die Beziehung von Arthur zu seinen Söhnen wurde mit dem Flashback gut thematisiert: Es wird sofort ersichtlich, dass Peter für Arthur auf ganzer Linie eine Enttäuschung war und Nathan eindeutig Papas Liebling. Dennoch besitzt Arthur eine solche Skrupellosigkeit, dass er sogar seinen eigenen Sohn geopfert hätte, um seine Pläne zu verwirklichen. So hat man Mitleid mit Nathan, als dieser trotz aller Differenzen aufrichtig bestürzt über die angebliche Herzattacke seines Vaters ist, hinter der allerdings Mama Petrelli steckt – genial! Es war also Angelas vergiftete Suppe, die Papa Petrelli ans Bett fesselte und fast umbrachte. Eine wunderbare Intrige. Sehr gut gemacht, Show!

"We created a monster. We set him loose on the world."

Sehr gut gemacht war auch die Storyline rund um Sylar, Elle und Hornbrille, die besonders für Sylars Entwicklung enorm wichtig war. War ich anfangs noch sehr skeptisch gewesen, als man Sylar in Staffel 3 plötzlich ein Gewissen verpasste, denke ich, dass wir nun durchaus damit zufrieden sein können, was man mit Sylar gemacht hat. Durch dieses Flashback wird nochmals verdeutlicht, wie Gabriel Gray unfreiwillig zu einem Monster wurde und sein Hunger ihn übermannte. Man erinnere sich, wie bereits in #1.03 die Wände von Sylars Wohnung mit "Forgive Me" und "I have sinned" vollgekritzelt waren. Erste Anzeichen dafür, dass Sylar anfangs mit sich haderte, bis er dem Hunger nicht mehr standhalten konnte.

Es ist fantastisch, wie problemlos Zachary Quinto es schafft, wieder in die Rolle des unscheinbaren Gabriel Gray zu schlüpfen. In keiner Sekunde zweifelt man daran, dass hier der unschuldige Uhrmacher vor einem steht und nicht der erbarmungslose Killer. Verzweifelt, weil er Brian Davis getötet hat, steht Sylar tatsächlich vor dem Selbstmord und wird von einer engelsgleichen Elle gerettet. Und DAS ist grandios: Elle und Sylar – eine großartige Kombination, nicht zuletzt, weil Zachary und Kristen eine tolle gemeinsame Präsenz haben.

Doch was ist mit Elle passiert? Sie verhält sich... zu nett. War sie einst noch ein sadistisches Elektrokätzchen, das ohne mit der Wimper zu zucken Leute toastete, ist sie nun eine vergleichsweise liebenswürdige Blondine, die mehr Moral beweist als Hornbrille. Ließ erst das Ereignis mit Sylar sie so aufgedreht und leicht psychopathisch werden oder haben die Autoren mal wieder einen Charakter verbogen, damit er für ihre Storylines passt? Das nämlich passiert schon seit geraumer Zeit: Die Charaktere handeln teilweise so rollenwidrig, dass man nur den Kopf schütteln kann. Im Fall von Elle ist es nicht tragisch, doch man muss sich nur Namen wie Mohinder, Hiro oder Claire ins Gedächtnis rufen, um zu sehen, dass dies momentan das große Problem von "Heroes" ist: Charaktere werden der Story angepasst, nicht umgekehrt.

Umso cooler ist aber Hornbrille, der in dieser Folge wieder ganz der Alte ist und sich indirekt als Sylars Erschaffer entpuppt: Seine Neugier und perverse Faszination für Gabriels Kraft verblendeten ihn, sodass er die Situation eskalieren ließ und das Monster zum Leben erweckte. Wow! Auch das wirft wieder ein völlig neues Licht auf die Situation, unterstreicht aber gleichzeitig Bennets stetigen Unglauben daran, dass Sylar je gut werden könne. Vor allem aber denkt man etwas wehmütig daran zurück, wie genial der Charakter Bennet doch war, als er noch so viel Bedeutung hatte und so richtig morally gray war. Mehr HRG bitte!

"God gave you a big sister instead of a brain."

Neben den zwei hervorragenden Geschichten über die Petrellis und über Sylar haben wir noch eine dritte, die sich auf Meredith, Flint und Thompson konzentriert. Inwiefern dieser Rückblick wichtige Informationen aufdeckt, sei dahingestellt, aber es war schön, Eric Roberts in der Rolle des Thompson wieder zu sehen. Plus: Flint stellt sich als Merediths (strohdummer) Bruder heraus und ist damit – tada! – ein weiterer Onkel von Claire.

Wir erfahren sonst aber nicht viel mehr, als dass Meredith einmal kurzzeitig Agentin war und mit Thompson zusammengearbeitet hat, Flint einfach nur total pathetisch und doof ist (und einfach mal gar nicht als obergefährlicher Level-5-Bösewicht durchgeht) und es Meredith war, die damals den Zug in Flammen gesteckt hat. Das war auch der eigentliche Clou: Meredith verursachte das Zugunglück, bei dem Claire sich erstmals als Heldin erweisen sollte. Eine großartige, nahezu poetische Wendung und vor allem wahnsinnig gut geschnitten. Überhaupt war es wunderbar gemacht, wie die Szenen aus alten Episoden in die Geschichte eingegliedert wurden: Ein großes Lob an Regie und Schnitt, die mal wieder tolle Arbeit geleistet haben.

Ich kann mich nun eigentlich nur wiederholen: Ich liebe Flashbackepisoden. Und #3.08 Schurken zählt dazu. Klar, die Folge hatte einige Mängel, aber ich drücke gerne ein Auge zu. Wer weiß, vielleicht ist es die Nostalgie, die man während dieser Folge verspürt, oder einfach die Tatsache, dass die Episode schlichtweg zu unterhalten weiß, oder die Genugtuung, Hiro zehn Sekunden lang wie am Spieß schreien zu hören – aber 8 von 9 Punkten sind diesmal drin.

Maria Gruber - myFanbase

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