Review: #3.09 Zeit der Schatten
"Heroes"-Episoden machen es einem zurzeit wirklich alles andere als einfach, sie zu bewerten. In einer einzigen Folge kann man gleichzeitig phänomenale Szenen und idiotische Wendungen finden, gut geschriebene Dialoge als auch hirnrissige Phrasen und man bleibt am Ende zurück und fragt sich: Wie soll man diese Folge nun bewerten?
Definitiv auf die Pluspunktseite darf man diesmal Elle und den getoasteten Sylar zählen, genauso wie Matts Traumsequenz und Tracys kleine Vereinbarung mit Arthur. Selbst Hiro hatte diesmal ein paar Lichtmomente. Eher grausam waren dafür Peter und Claires Storyline, und das plötzliche Techtelmechtel von Sylar/Elle und Matt/Daphne. Und außerdem haben wir weiterhin das Problem, dass viele Dinge einfach nicht kohärent sind.
"A woman will betray you at every turn."
Stichwort Kohärenz also. Beginnen wir mit Papa Petrelli, der seit geraumer Zeit seine Ehefrau in einem telepathischen Käfig gefangen hält. Nicht ganz zu Unrecht, schließlich hat diese ihn mit einer Suppe vergiftet. Daher kann man sich eigentlich nur darüber wundern, wieso Arthur plötzlich einen Sinneswandel bekommt und seine Frau freilässt. Ist er so gerührt von Matts und Daphnes junger Liebe? Wohl kaum. Diese kommt so hölzern daher, dass man eher wegsehen muss.
Doch auch wenn Arthurs Entscheidung schwer nachvollziehbar ist und Matt/Daphne wenig romantisch, ist die Traumsequenz dank Regisseur Greg Yaitanes sehr gut gelungen. Das schnelle Aufeinanderfolgen der Szenen, die undurchdringliche Stille im verlassenen Companygebäude, Angela gefesselt an einem Stuhl – die Inszenierung passt perfekt. So kann Matt Angela befreien, nimmt Daphne gleich noch mal in den Arm und trifft dann auf Claire und Peter. Letzteren greift er verständlicherweise sofort an und wird dabei von der 1,50 Meter großen Kampfmaschine Claire Bennet aufgehalten, die es sich in dieser Folge zur Aufgabe zu machen scheint, einfach ständig zu nerven.
Claire hat sich mit Abstand zum unmöglichsten Charakter der Serie entwickelt und dabei sogar Hiro überholt. Ganz ehrlich, was ist mit ihr passiert? Wieso ist sie so pampig, arrogant und unsympathisch geworden? Will man sie mit aller Macht zu Bitch-Claire aus der Zukunft machen? Wenn ja, dann ist dies eindeutig gelungen. Sie wirft Peter vor, dass er ihr Leben gerettet hätte, weil sie nun dazu verpflichtet sei, auch seines zu retten. Wie bitte? Dazu noch diese ganzen sinnlosen, phrasenhaften Dialoge, die von Milo und Hayden noch plumper dahergesagt werden... der Todesstoß für diese Storyline.
"I forgive you."
VIEL besser ist da schon, was uns von Zachary Quinto und Kristen Bell geboten wird. Bisweilen gibt es richtige Highlights in dieser Story und ich rede nicht nur von einem ZQ ohne T-Shirt. Die Momente zwischen Sylar und Elle sind einfach unglaublich intensiv, von Quinto und Bell makellos dargestellt und von Yaitanes großartig in Szene gesetzt. Außerdem wird deutlich, wie absolut essentiell das Flashback in der letzten Folge gewesen ist, denn ohne dieses hätte man keine Chance gehabt, diese Storyline auch nur ansatzweise nachvollziehen zu können.
Kristen Bell liefert ihre bislang beste Performance als Elle ab. Die Rage, Zerrissenheit und den Schmerz ihrer Figur weiß sie außerordentlich gut zu vermitteln. Als Zuschauer kann man ihren Zorn nur zu gut nachvollziehen, den sie immer und immer wieder in Form von Elektroblitzen auf Sylar entlädt. Wie Sylar diese Tortur nun als eine Art Buße hinnimmt, um zumindest den Mord an Bob Teelöffel zu sühnen, ist auf eine groteske Art faszinierend. Man sitzt im wahrsten Sinne des Wortes elle-lektrisiert vor dem Bildschirm und will wissen, wie weit Elle trotz Sylars Unverwundbarkeit gehen kann und wird.
Als Elle Sylar schließlich darum anfleht, sie zu töten, ist man einen Moment lang tatsächlich dazu verleitet zu glauben, Sylar würde wieder zuschlagen. Doch stattdessen befreit er Elle, vergibt ihr und nimmt ihre Fähigkeit an sich. Eine großartige Szene, die so super gespielt wurde, dass einem nicht einmal die Tränen (!) auf Sylars Gesicht bizarr vorkommen. Bis hierher ist alles tadellos, doch dann...
Ahhhhhh!
Wieso kann "Heroes" nicht eine einzige Lovestory richtig anpacken? Wie schon bei Matt/Daphne, Mohinder/Maya oder Hiro/Yaeko macht man erneut den Fehler und rasselt Hals über Kopf in eine Liebesgeschichte hinein, die weder genügend vorbereitet ist noch wirklich Sinn ergibt. Wie kann Elle den Mörder ihres Vaters erst stundenlang foltern und dann mit ihm flirten? Es steht zwar außer Frage, dass Zachary und Kristen definitiv Chemie haben, aber diese kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch dieses Paar viel zu hastig zusammengebracht wurde. Schade.
"Everything I have ever done is because of my father."
Zurück zu Papa Petrelli: Dieser Mann ist zurzeit die mit Abstand einflussreichste Figur der Serie und hat diesmal in allen Storylines sein Händchen im Spiel. Am interessantesten jedoch ist sein Wiedersehen mit Nathan. Bereits Nathans Eintritt in das Zimmer seines Vaters ist bezeichnend: Während Peter noch naiv genug war, Arthur zu vertrauen, umarmt Nathan ihn nicht. Er will sich auch nicht den ganzen Kram über die Rettung der Welt anhören. Tatsächlich hat der Charakter etwas dazugelernt seit dem Fiasko in New York. Sehr gut so.
Noch besser ist aber Tracy. Diese Frau ist einfach toll. Sie steht mit beiden Beinen im Leben, macht Nathan klar, dass er sich zusammenreißen soll, hat sich mit ihren Fähigkeiten abgefunden und sie will mit Papa Petrelli einen Deal eingehen. Tracy weiß eben, was sie will – nämlich, auf der Gewinnerseite zu stehen. In Arthur sieht sie zweifellos den Gewinner und ob dieser nun auf der guten oder bösen Seite steht, ist ihr ziemlich egal. Wie intrigant und manipulativ dieser Charakter ist, gefällt mir ausgesprochen gut.
"Captain America DIED! Spiderman revealed his secret identity! And the Hulk is RED?!"
Übrig bleiben uns somit noch – neben einem eher uninteressanten Mohinder – Ando und ein mental zu einem Zehnjährigen zurückgestuften Hiro. Klingt furchtbar, ist es aber gar nicht mal. Wenn man den anfänglichen Schock über diese Entwicklung überwunden hat, ertappt man sich zwischendurch sogar mal dabei, bei Hiros Streichen und seiner kindlichen Art unweigerlich schmunzeln zu müssen. Masi Oka ist zum ersten Mal seit langem wieder richtig gut in seiner Rolle und auch wenn es mindestens ein "Yatta!" zu viel war, so ist das ganze Szenario eigentlich recht unterhaltsam. Großer Störfaktor ist aber die Tatsache, dass Hiro doch tatsächlich einen neuen "9th Wonders!"-Comic in die Hände bekommt. Wie kann das sein, wenn a) der Zeichner des Comics tot ist und b) wir absolut keine Lust darauf haben, Hiro und Ando schon wieder dabei zusehen zu müssen, wie sie einem Comic folgen?
Sehr ihr jetzt, was ich anfangs meinte? Es ist momentan einfach unglaublich schwer, "Heroes"-Episoden zu beurteilen. Pluspunkt für Elle und Sylar, Minuspunkt für Peter und Claire, Pluspunkt für Tracy, Minuspunkt für Mohinder, Pluspunkt für Nathan und Minuspunkt für die alleinige Tatsache, dass Hornbrille gar nicht zu sehen war. Nochmal ein Pluspunkt hingegen für die atmosphärische Endszene und die Vorbereitung auf den (hoffentlich) großen Knall in #3.09 Die Sonnenfinsternis (1). Insgesamt allerdings wird man das Gefühl nicht los, dass die Folge nur ein Zwischenelement war, nichts Ganzes und nichts Halbes. Daher: 6 von 9 Punkten.
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: It's ComingErstausstrahlung (US): 17.11.2008
Erstausstrahlung (DE): 28.10.2009
Regie: Greg Yaitanes
Drehbuch: Tim Kring
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