Bewertung

Review: #3.10 Die Sonnenfinsternis (1)

Foto: Jimmy Jean-Louis & Milo Ventimiglia, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Jimmy Jean-Louis & Milo Ventimiglia, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Wahrscheinlich ahnt ihr schon, was jetzt kommt. Richtig, es ist Zeit für DKDNWS. Wie ein Damoklesschwert hängt die Aussage "Das kann doch nicht wahr sein!" über dieser Episode, die als erster Teil eines packenden Zweiteilers gedacht ist, letztlich aber so voller Ungereimtheiten und wirren Wendungen steckt, dass einem manchmal die Kinnlade runterfällt.

#3.10 Die Sonnenfinsternis (1) versucht, den Status Quo umzuwerfen, versagt aber leider dabei. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen und den Charakteren wieder ihre Identität zurückzugeben, die sie im Verlauf der zweiten und dritten Staffel verloren haben, lässt man sie Pseudokonflikte austragen und schickt sie in der Weltgeschichte rum. Und als Zuschauer wird einem so richtig bewusst, dass die Serie vor einem großen Problem steht: Ohne die Fähigkeiten bleibt von den Figuren leider nicht mehr viel übrig.

"When I found my abilities, I knew who I was supposed to be."

Eines der größten Wracks ist Peter. Zwar hat dieser schon seit längerem keine Fähigkeiten mehr, aber diesmal wird es einem bewusster denn je, dass von seiner Substanz kaum noch etwas übrig ist. In Staffel 1 hätte man Peter problemlos beschreiben können: Ein verträumter, naiver junger Mann ohne Ziele, der etwas verändern will, unglücklich verliebt ist und im Schatten seines großen Bruders steht. Und jetzt? Alles, was man noch über Peter sagen kann, ist, dass er keine Fähigkeiten mehr hat. Schluss. Aus. Ende.

Peter weiß also nichts mit sich anzufangen, genauso wenig Angela, die amüsanterweise jedem eine Aufgabe übertragen hat, bis auf ihm. So bittet Peter seinen großen Bruder darum, ihn mit nach Haiti zu nehmen und los geht's. Endlich haben wir die beiden Petrelli-Brüder wieder zusammen und der weitere Verlauf der Storyline beweist, dass Szenen zwischen Peter und Nathan einfach stets großartig sind. So sorgen die beiden diesmal für die stärkste Szene, als sie sich im haitianischen Dschungel streiten. Nathan wirft Peter zu Recht vor, er sei ein Waschlappen, und Peter wirft Nathan zu Recht vor, er hätte kein Rückgrat. Super geschrieben von Coleite und Pokaski, und super gespielt von Ventimiglia und Pasdar.

Bleibt nur noch die Frage, ob Nathan Alzheimer hat. Wie kann es sein, dass er Peter bestätigt, es hätte eine Eklipse gegeben, als er das erste Mal geflogen ist? DKDWNS! Ein eklatanter Kontinuitätsfehler, der unmöglich unabsichtlich passiert sein kann. Will man uns für blöd halten? Will man nun allen ernstes behaupten, alle Fähigkeiten hätten sich am Tag der Sonnenfinsternis manifestiert?

"I hate heroes."

Oder meinte Sylar vielmehr "I hate Heroes"? Sylars Antwort darauf, was man mit ihm in dieser Season angestellt hat? Oder einfach nur eine gelungene Selbstparodie? Ihr entscheidet.

Sylar ist also plötzlich ganz Papas Liebling und kann seinen Gehorsam und sein Verantwortungsbewusstsein kaum im Zaum halten. DKDNWS! Hatte man in #3.07 nicht noch angedeutet, dass Sylar mehr oder weniger als ein Spion für Angela vorerst bei Arthur geblieben ist? Dass er vielmehr seiner Mutter loyal ist und nicht seinem Vater? Wer hier noch durchsteigt, herzlichen Glückwunsch. Alle anderen können nur den Kopf schütteln, wie so etwas sein kann.

Man kann den Kopf gleich weiter schütteln. Sylar und Elle gehen also los, um Claire zu suchen und wollen ein Auto mieten. Huh? Hat Pinehearst kein Geld für ein Auto oder waren Bonnie und Clyde einfach nur scharf auf einen Rennschlitten? Man weiß es nicht. Und dann folgt auch schon die sinnloseste Aktion der gesamten Folge: Elle sagt dem Besitzer des Mietwagenladens, Sylar wäre ein Serienkiller.

Das KANN doch nicht wahr sein!

Was soll das denn? Elles Rückfall in alte Verhaltensmuster? Der Versuch, Spannung aufzubauen? Der Versuch, witzig zu sein? Egal, was das sein soll, es ist einfach dumm. Und absurd. Und man kann sich die Szene noch 15 Mal ansehen und wird einfach nicht dahintersteigen, inwiefern sie irgendwie Sinn machen soll.

"My absence does not give you license to act like a brat."

Mit ihrem Lamborghini/Porsche/Rennschlitten düsen Sylar und Elle also los zu Stephen Canfields Haus und keiner weiß, woher sie wissen, dass Noah und Claire dort sind, aber sie wissen es nun mal. Daddy Hornbrille und seine zickige Tochter nutzen die Zeit derweil, um ein bisschen Kampftraining zu machen und bei dieser Gelegenheit weist Noah seine Tochter in die Schranken.

Hach, ich liebe Hornbrille einfach. Kaum tritt der Charakter wieder auf, erinnert man sich, wie man ihn dafür liebt, dass er einfach mal sagt, was Sache ist. Endlich sagt Claire mal jemand, dass sie sich wie ein pampiges Kind verhält und seit fünf Folgen einfach nur eine Tortur für die Nerven ist. Und auch wenn der Konflikt zwischen den beiden eher ein bisschen forciert wirkt, so kommt man nicht drum rum zu sagen, dass Coleman und Panettiere immer noch ein tolles Vater-Tochter-Gespann abgeben.

Die beiden werden schließlich von Sylar und Elle aufgespürt und es kommt zu zwei herrlich komischen Momenten, als sie ihre Kräfte einsetzen wollen und diese plötzlich nicht funktionieren. Und da kommt der wahre Noah zum Vorschein: Er prügelt Sylar windelweich und scheut auch nicht davor zurück, Elle zu schlagen, um seine angeschossene Tochter zu beschützen. Wenn HRG einmal Amok läuft, sollte man ihm besser nicht im Weg stehen.

Während Noah also seine verwundete Tochter nach Hause bringt, renkt Elle Sylar die Schulter wieder ein und der schreit wie am Spieß. Herrlich. Doch als er dann realisiert, dass seine Fähigkeiten und damit sein mörderischer Hunger fort sind, ist er erleichtert: Ironischerweise ist ausgerechnet Sylar der Einzige, der damit kein Problem hat, keine Fähigkeiten mehr zu haben. Und der ist so beflügelt davon, dass er sich gleich mal Elle schnappt und küsst.

"Why are you turning your head sideways? What's your problem, son?"

Beflügelt von der Liebe ist auch Matt, ganz im Gegensatz zu Daphne. Während diese in der letzten Folge noch überzeugt davon war, in Matt verliebt zu sein, zweifelt sie nun urplötzlich an ihrer Entscheidung und dreht durch. Daphnes künstliche Krise ist aber so unverständlich, dass man gar nicht weiß, wie einem geschieht, als sie sich auf einmal nach Kansas verzieht. Hiro, Ando und Matt teleportieren sich gleich mal hinterher und dann müssen wir dabei zusehen, wie Hiro Maiskolben auf Matt wirft und dieser sich als unfähig herausstellt, ohne die Hilfe eines Zehnjährigen eigenständige Entscheidungen zu treffen. DKDNWS!

Zugegeben, ein paar witzige Szenen sind dabei. Masi Oka ist nach wie vor ganz hervorragend als Zehnjähriger und wer muss nicht schmunzeln, als Matt vergeblich seinen Kopf nach links und rechts dreht, um Mr. Millbrooks Gedanken zu lesen? Ansonsten aber ist die Kansas-Geschichte schmalzig und unspektakulär und man weiß einfach nicht, was das eigentlich alles soll. Einzig die Entdeckung, dass Daphne früher ihre Beine nicht bewegen konnte, kann man aus dieser Storyline mitnehmen.

"Everything's going to change today. Everything."

Auch eher DKDNWS-würdig erweisen sich die Geschehnisse in Pinehearst. Während Mohinder zunächst zu sterben droht, durch die Eklipse aber wie durch ein Wunder geheilt wird, sieht Arthur sich ohne seine Fähigkeiten machtlos und will daher wissen, was es mit dem Phänomen auf sich hat. Man kann sich nur fragen, wie es sein kann, dass Arthur keinen blassen Schimmer zu haben scheint. Wieso weiß er nicht, was vor sich geht? Dies wird ja nicht die erste Sonnenfinsternis sein, die er miterlebt hat. Noch schwerwiegender ist aber, dass gar nicht mal versucht wird, uns eine Erklärung zu geben: Weder erfahren wir, wieso die Helden plötzlich ihre Fähigkeiten verlieren, noch, wie es sein kann, dass die Finsternis rund zehn Stunden dauert, obwohl so ein Ereignis nie länger als zehn Minuten dauern kann. Die Logik wird diesmal mit Füßen getreten.

Oh, und Mohinder, wenn du es wagst, mit Maya Kontakt aufzunehmen, dann werden dich Millionen von Fans mit Füßen treten!

Leider muss man nun traurig resümieren, dass der Versuch, hier einen spannenden Zweiteiler einzuleiten, ziemlich in die Hose gegangen ist. Bis auf ein paar vereinzelte Szenen bietet #3.10 Die Sonnenfinsternis (1) nur die Gelegenheit, um sich kopfschüttelnd zu fragen, wie man solche Kontinuitäts- und Logikfehler zulassen kann und wieso man Stück für Stück die Charaktere der Show demontiert. #3.11 Die Sonnenfinsternis (2) kann eigentlich nur besser werden.

Maria Gruber - myFanbase

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