Bewertung

Review: #3.12 Vater unser

Nach den eher katastrophalen letzten beiden Folgen gab es eigentlich nur wenig Grund zur Hoffnung. Zu irrsinnig waren die Storylines, zu verkorkst die Charaktere. Doch kaum wurde der Punkt erreicht, da man glaubte, die Serienmacher hätten diese Show nun völlig gegen die Wand gefahren, da kommt so eine Folge wie #3.12 Vater unser.

Ist diese Folge gut? Jein. Sie ist nicht außergewöhnlich und weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber sie ist zumindest solide. Und in Zeiten der Krise sind solide Episoden wie ein Fels in der Brandung, denn sie zeigen uns, dass es vielleicht doch noch ein Fünkchen Hoffnung gibt.

"Hiro will never amount to anything."

Überraschend gut war diesmal die Storyline rund um Hiro (!), der mit Claire zusammen 16 Jahre in die Vergangenheit reist, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Wie bezeichnend es für diesen Charakter ist, dass er als Zehnjähriger mehr auf die Reihe kriegt, als als Erwachsener, bedarf wohl keiner Erklärung. Kaum eine Figur litt so unter den unterirdischen Leistungen der Autoren wie Hiro.

Wir treffen auf Tamlyn Tomita aka Hiros bezaubernde Mutter, die sich nicht nur als Heilerin herausstellt, sondern auch als Trägerin des Katalysators. Das Zusammentreffen zwischen ihr und Hiro ist einfach fantastisch und von Tomita und Oka wunderbar gespielt. Seit Charlie gab es keine so rührende Szene mit Hiro mehr. Er erlangt letztlich dank Mama Nakamura sein Gedächtnis zurück, bekommt den Katalysator, Mama Nakamura haucht ihren letzten Atem aus, Hiro kehrt zurück zur Dachterrasse und... verliert den Katalysator gleich mal. Herzlichen Glückwunsch, Hiro!

Zugegeben, Hiro konnte wirklich nicht mit Arthur rechnen. Im Nachhinein ist diese Wendung einfach lächerlich unlogisch. Woher wusste Arthur, wo genau im Zeit-Raum-Kontinuum Hiro und Claire gerade stecken? Und woher wusste er, dass Hiro den Katalysator hat? Und wieso schaffen es die Autoren nicht ein einziges Mal mehr, wirklich wichtige Dinge zu klären, anstatt uns vor riesengroßen Logiklöchern stehen zu lassen?

Während Hiro sich mit Waffeln und toten Tauben rumschlägt, besucht Claire ihre Mutter und trifft dabei auf sich selbst. Baby Claire ist wirklich wahnsinnig putzig und Claire dabei zuzusehen, wie sie sich quasi selbst die Windeln wechselt, ist paradox wie witzig. Doch besonders toll sind die Szenen zwischen Claire und den jüngeren Versionen ihrer Eltern. Klar, einige der Dialoge sind wirklich arg dick aufgetragen, aber eigenartigerweise passt es. Es ist einfach schön zu sehen, wie die besondere Verbindung zwischen Claire und Hornbrille trotz einer Zeitspanne von 16 Jahren und der ungewöhnlichen Umstände bestehen bleibt und HRG schließlich auf sie hört und nicht ans Telefon geht.

Was ist also die Moral von der Geschichte? Claire ist nicht mehr der Katalysator und wird von ihrem Großvater in die Gegenwart zurückverfrachtet; Hiro verliert seine Fähigkeiten an Arthur und landet auf einem Flaggenmast; und Arthur hat den Katalysator nun doch bekommen. So könnte man letztendlich sagen, dass der ganze Ausflug eigentlich für die Katz war, doch das war er nicht. Gerade Hiro und Claire bekamen durch diese Storyline endlich wieder ein paar Sympathiepunkte zurück. Und was noch wichtiger ist: Die Show konnte beweisen, dass sie sich durchaus noch auf einige ihrer alten Stärken besinnen kann.

"Cake!"

Was hat er nicht alles ertragen müssen: Er ging mit den Todeszwillingen auf einen Roadtrip, erfuhr von Angela, dass er ein Petrelli ist, bekam dann plötzlich ein Gewissen von den Drehbuchautoren, wurde kurzzeitig zum Company-Agenten, rettete seinen vermeintlichen Bruder Peter, nur um dann für seinen größenwahnsinnigen vermeintlichen Vater zu arbeiten, wurde von Elle gefoltert, verliebte sich in Elle, hatte eine Affäre mit Elle, erfuhr, dass Mama und Papa Petrelli gar nicht seine Eltern sind, tötete daraufhin Elle und wurde dann wieder ganz der Alte. Ich denke nicht, dass Sylar diese Art von grausamer Behandlung durch die Autoren überlebt hätte, wäre Zachary Quinto nicht so ein fantastischer Akteur.

Sylar sorgt in dieser Folge für ein paar herrlich skurrile Szenen und man ertappt sich dabei, es einfach zu genießen, den alten Sylar wieder zurück zu haben. Das Massaker in Sue Landers' Büro ist wunderbar makaber und nicht weniger amüsant ist Sylars Szene im Aufzug. Weiterhin haben wir ihm zu verdanken, dass ein wichtiger Charakter endlich ein für alle Mal von Fenster ist: Arthur Petrelli.

Versteht mich nicht falsch, Arthur Petrelli war ein toller Charakter. Aber die Figur hatte nicht mehr genug Kraft, um eine weitere halbe Staffel vorwärts zu treiben. Die Geschichte um den Petrelli-Patriarchen war erzählt, die Luft war raus und so war es der einzig konsequente Schritt, sich der Figur endgültig zu entledigen. Dass es letztlich Sylar ist, der Arthur killt, ist dabei eigentlich nebensächlich, denn was zählt, ist, dass Peter tatsächlich den Abzug gedrückt hat.

Wieso Angela wollte, dass ausgerechnet Peter Arthur umbringt, versteht wohl keiner. Es gäbe ein Dutzend anderer Alternativen, die nicht darauf hinausliefen, dass ihr eigener Sohn seinen eigenen Vater killen müsste. Nichtsdestotrotz mangelt es dem letzten Zusammentreffen zwischen Vater und Sohn nicht an Dramatik. Arthur unterschätzt seinen Sohn – und Sylar – und wird dafür mit dem Tod bestraft. RIP Arthur Petrelli. Du warst ein erfrischend fieser Bösewicht, auch wenn deine Beweggründe und Absichten eigentlich zu keiner Zeit klar waren, aber dafür hast du uns die bislang beste Episode der dritten Staffel beschert. Wir hoffen, dich in vielen Flashbacks wiederzusehen!

"I'm taking over Pinehearst."

In Arthurs Fußstapfen scheint nun Nathan zu treten. Nachdem er in der letzten Folge einen absurd abrupten Sinneswandel hatte, ist Nathan jetzt anscheinend endgültig auf der dunklen Seite der Macht angelangt und übernimmt Pinehearst. Dabei steht ihm die stets intrigante Tracy zur Seite, die mir immer noch sehr gut gefällt.

Tracy weiht Nathan in das Vorhaben Pinehearsts ein, mithilfe der Formel eine Superarmee aufzubauen und wir lernen Kyle... ähhh Scott kennen. Nathans Unterredung mit Scott und dessen Erzählung über den Irakkrieg ist nur ein unnötiger Dialog von vielen, der Zeit verbraucht hat, die man für die Klärung viel wichtigerer Dinge hätte hernehmen können. Zum Beispiel Arthurs Agenda. Ich denke, hier liegt eines der zentralen Probleme des Plots: Alles drehte sich um Pinehearst, doch wir haben nie wirklich erfahren, was Arthurs Plan überhaupt war und was Pinehearst bewirken sollte. Wieso die Formel? Wieso die Superarmee? Tracys Gerede von der Bekämpfung von Krieg und Terror ist das einzige, was man uns hier gegeben hat, doch es bleibt alles sehr vage und damit überhaupt nicht greifbar für uns Zuschauer.

Nun ja, aber dass diese Serie zurzeit massive Probleme hat, ist kein Geheimnis. Wenigstens konnte diese Episode jedoch dank der Stories um Hiro, Claire, Sylar und Arthurs Tod punkten. Es wird sich zeigen, ob die Serie sich diese ganzen Entwicklungen zu Herzen nehmen und die Storylines nun grundsatztreu und schlüssig weiterentwickeln wird – oder weiterhin ihre Charaktere dreht und formt, wie es gerade passt. Doch wenigstens zeigt #3.12 Vater unser, dass man "Heroes" vielleicht doch noch nicht komplett abschreiben sollte. Daher: 6 von 9 Punkten.

Maria Gruber - myFanbase

Die Serie "Heroes" ansehen:


Vorherige Review:
#3.11 Die Sonnenfinsternis (2)
Alle ReviewsNächste Review:
#3.13 Feuer

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Heroes" über die Folge #3.12 Vater unser diskutieren.