Bewertung

Review: #3.20 Hauch des Todes

Foto: Ali Larter, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Ali Larter, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Willkommen zurück, Bryan Fuller!

Das ist sie also: Die heißersehnte Folge, auf die alle seit Wochen gewartet hatten. Die erste Folge seit dem Finale der ersten Staffel, bei der Bryan Fuller an allen kreativen Prozessen beteiligt war. Bereits in der letzten Folge hatte Fuller – merklich – seine Finger im Spiel gehabt, doch diesmal war er sowohl als Produzent als auch als Autor am Werk. Das Ergebnis: Eine vor innovativen Ideen nur so sprühende Episode, die endgültig beweist, dass "Heroes" sein großes Tief überwunden hat.

"You look like you've been mugged and the first thing they stole was your dignity."

In optischer und regietechnischer Hinsicht ist #3.20 Hauch des Todes einmal mehr ein Beispiel dafür, dass "Heroes" ein großartiges Team hinter den Kulissen besitzt. Regisseur Greg Yaitanes demonstriert erneut sein Händchen für visuelle Details und gekoppelt mit Bryan Fullers tollem Script kommen dabei fantastische Sequenzen heraus: Nahezu dexteresk wirkt es als zu Beginn der Fokus der Kamera auf Zeljko Ivaneks Gesicht eingestellt wird. Es ist faszinierend, ihm beim Rasieren (!) zuzusehen, bizarr, verstörend, weil man weiß, dass man hier einen Killer vor sich hat. So schlicht wie die Szene ist, so wirkungsvoll ist sie, und liefert damit eine perfekte Einleitung in die Episode.

Dass Hornbrille noch Rasierschaum im Gesicht hat, als er zu Angela ins Auto steigt, ist natürlich eine grandiose Anspielung an Dankos Rasierszene. Man will uns zeigen, dass diese Männer sich erschreckend ähnlich sind, nur getrennt durch eine feine moralische Linie. Hornbrille nämlich will Angela helfen, die nach Nathans Fauxpas ihre Immunität verloren hat. Die Unterredung im Auto ist genial, und zeigt erneut die Komplexität der Beziehung zwischen Bennet und Angela auf. Obwohl sie vorgeben, nur aus Profitgründen zusammenzuarbeiten, wissen wir genau, dass mehr dahinter steckt: Man könnte fast von Freundschaft sprechen.

Auf der Flucht vor Dankos Agenten trifft sich Angela mit ihrer alten Freundin Millie, gespielt von "Pushing Daisies"-Tante Swoosie Kurtz. Klar geht dieses Casting auf Fullers Kappe und seine Entscheidung war goldrichtig. Kurtz ist klasse. Sie schafft es, dass man als Zuschauer sofort das Gefühl hat, man kenne Millie schon ewig. Hier verbirgt sich großes Potential für eine interessante Flashback-Story mit Angela und Millie, die ich nur zu gerne sehen würde.

Zum Schluss scheint es, als hätte sich die Schlinge um Angelas Hals zugezogen. Es wird spannend, als Angela Stockwerk für Stockwerk nach oben und dann plötzlich wieder nach unten fährt, direkt in die Hände von Dankos Männern – doch Mama Petrelli wird nicht geschnappt. Völlig unverhofft kommt Peter, den sie zuvor im Gespräch mit Bennet noch abgeschrieben hatte, und rettet sie. Super. Von der episch angehauchten Endszene in der Freiheitsstatue ganz zu schweigen. Das sind die innovativen Ideen, die der Feder eines Bryan Fuller entspringen.

"She said she had a hell of a cold snap."

Auf der Flucht ist diesmal auch Tracy, die dank des Rebellen entkommen kann. Dieser entpuppt sich nun tatsächlich als Micah. Noah Gray-Cabey wieder in der Show zu haben, ist natürlich toll. Daher auch an ihn: Willkommen zurück!

Tracy agiert in dieser (für sie letzten) Episode endlich mal wieder charakteristisch. Sie schert sich nicht um Matt oder Mohinder, als sie sieht, dass Daphne sie nur aufhalten wird und flieht kurzerhand alleine. Die Frau ist eben eine Einzelkämpferin, eine Egoistin. Ebenso charakteristisch ist der Moment im Kaufhaus, als sie den neuen Pulli anzieht und inne hält. Sie stellt zufrieden fest, dass ihr altes Leben sich langsam wieder zusammenbaut. Doch dann taucht Hornbrille auf und gibt sich der Verkäuferin gegenüber kurzerhand als Tracys Verlobter aus. Ge-ni-al!

Es ist nur konsequent, dass Tracy auf Bennets Deal eingeht und sich bereit erklärt, den Rebellen auszuliefern. Als sie jedoch erfährt, dass es Micah ist, bekommt sie tatsächlich Gewissensbisse – und bezahlt schließlich mit ihrem Leben. Es ist wahrscheinlich überflüssig zu sagen, dass die Tiefgaragenszene absolut umwerfend ist. Makellose Effekte, perfekte Regie – hier schimmert Fullers Genius einfach durch. Das ist die Inspiration, die er bringt und die die Show von anderen abhebt. So eine Szene bleibt im Gedächtnis haften und entlockt dem Zuschauer ein lautes "Wow!" angesichts dieses Anblicks.

Ist Ali Larter nun also endgültig raus aus der Show? Höchstwahrscheinlich. Natürlich gäbe es noch die Möglichkeit, nun auch den dritten Klon, nämlich Barbara, auftauchen zu lassen, aber das wäre wohl zuviel des Guten. Andererseits gibt es jetzt nur noch eine weibliche Hauptfigur, nämlich Claire, sodass man bezüglich der Frauenrate sicherlich etwas tun wird.

"Fly me to the moon."

Die zweite Dame, die den Löffel endgültig abgibt, ist Daphne. Nachdem sie in #3.15 schon scheinbar tot war, diente ihr Weiterleben eigentlich nur dazu, Matt bei der Stange zu halten und der ganzen Liebesstory ein gutes Ende zu verpassen. Auch wenn dieses Paar nie wirklich zündete, so ist die Geschichte doch zumindest zu einem guten Abschluss gekommen.

Auch hier lässt sich natürlich Fullers Einfluss erkennen: Daphne und Matt in Paris, das hatte einen Kitschfaktor, der mit "Pushing Daisies" mitziehen könnte. Die Portion Selbstironie, die hier durchschimmert ("You love Paris like I love..." – "DON'T!"), ist dafür erfrischend. Genauso die Tatsache, dass sich alles ab dem Gwen-Stefani-Luftballon bis zum Eiffelturm nur in Matts Gedankenwelt abspielt. So bekommen die zwei ein wirklich zuckersüßes Ende und zum Schluss bleibt ein trauernder Matt am Krankenbett zurück. Der kann sich ja jetzt erstmal um seinen Sohnemann kümmern.

"Time is once again on our side."

Während Papi auf der Flucht ist, macht Sohnemann Matt Jr. Bekanntschaft mit zwei Japanern. Hiro und Ando waren in dieser Episode erstaunlich erträglich und haben zum ersten Mal in der gesamten Staffel nicht genervt. Es scheint wirklich, als ob Bryan Fuller der Einzige ist, der es schafft, diese Charaktere zu schreiben. Vielleicht liegt es aber auch an Baby-Matt, der einfach unglaublich putzig ist.

Baby-Matt hat also auch eine Fähigkeit und scheint eine Art Aktivierungsfunktion zu haben: Alles was er anfasst, bringt er zum Laufen. So auch Hiro, der doch tatsächlich einen Teil seiner Fähigkeiten zurückbekommt und die Zeit im letzten Moment anhält. So stehen wir mit diesem Charakter jetzt zwar prinzipiell wieder am Anfang, aber ganz ehrlich – alles ist besser als das, was Hiro in den letzten zwei Staffeln gemacht hat. Und diesmal war es wirklich witzig, ihm, Ando und Baby-Matt zuzusehen. Allein der Moment, als sich die drei unter den Plüschtieren vor Janice verstecken, ist zu goldig.

Es scheint also, als ob Bryan Fuller es geschafft hätte: So traurig die Absetzung seiner Show "Pushing Daisies" auch ist, "Heroes" profitiert ganz eindeutig von Fullers Rückkehr. Endlich geben die Charaktere wieder etwas her, endlich sind die Geschichten wieder kohärent und interessant, und endlich sind die Dialoge wieder geistreich und originell. So kann ich eigentlich nur das wiederholen, was ich bereits eingangs sagte: Willkommen zurück, Bryan Fuller!

Maria Gruber - myFanbase

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