Bewertung

Review: #1.09 Der Grüne Rat

Foto: Ewan Mitchell & Tom Glynn-Carney, House of the Dragon - Copyright: Ollie Upton / HBO
Ewan Mitchell & Tom Glynn-Carney, House of the Dragon
© Ollie Upton / HBO

Was man am Ende von #1.08 The Lord of the Tides nur erahnen konnte, ist nun tatsächlich eingetroffen und Viserys Targaryen ist tot. Diese Gewissheit sorgt gleich zu Beginn der Folge für eine ganz eigenartige Stimmung, da all das Besorgniserregende, was im Verlauf der Staffel aufgebaut wurde, nun wirklich wahr wird.

The Green Council

Wie man nach den Worten, die Alicent zuletzt von Viserys aufschnappte, bereits ahnen konnte, ist sie der Überzeugung, dass ihr Mann wollte, dass Aegon auf dem Thron sitzt. Seien wir ehrlich, auch ohne diesen letzten kleinen Schubs hätte Alicent wahrscheinlich so gehandelt, es ist für sie lediglich eine gute Rechtfertigung zu glauben, dass sie den Thronanspruch Rhaenyras in Viserys' Sinn übergeht. Ich denke, dass man diese Verwirrung gestiftet hat, damit Alicent nicht jegliche Sympathien der Zuschauer verliert, schließlich haben wir in den früheren Folgen selbst gesehen, dass sie schon immer wollte, dass ihr Sohn und nicht Viserys' Tochter den eisernen Thron erbt. Doch genug der Debatte, Alicents Gewissen muss sich dieses Mal mit etwas ganz anderem befassen, denn sie ringt mit sich und ihrem Vater, beziehungsweise dem kompletten grünen Rat darum, wie nun mit Rhaenyra verfahren werden soll. Ich muss sagen, dass ich es überhaupt nicht schockierend fand, dass Otto die gesamte Zeit über bereits im Hintergrund die Strippen gezogen hat und fest davon ausging, dass Aegon der neue König sein würde. Dagegen war ich allerdings überrascht, wie viele Ratsmitglieder an der Intrige beteiligt waren. Zwar ist davon auszugehen, dass Otto sich als Hand den Rat nach seinen Wünschen zusammengestellt hat – schließlich hatte Viserys zuletzt nicht mehr viel zu sagen – doch dass sich einzig Lyman Bienengraben für Rhaenyra ausspricht, fand ich dann doch etwas verwunderlich. Der Abschied von Lyman erfolgt dann auch gleich kurz und schmerzlos und wieder einmal frage ich mich, wie aus der einfühlsamen Figur Kristons aus den ersten Episoden dieser gefühlskalte Steinklotz geworden ist. Durch sein von Rhaenyra gebrochenes Herz scheint er nun allein darauf bedacht zu sein, seiner Königin zu dienen und das mit einer drastischen Vorgehensweise, die ihn zunehmend unsympathischer werden lässt. Hätte Otto ihn aufgefordert, nach Drachenstein zu gehen und Rhaenyra samt ihrer Familie auszuschalten, hätte Kriston sicher keine Sekunde gezögert. Ich fand es jedoch sehr erleichternd, dass Harrold Westerling nicht so leicht zu korrumpieren war und dass er lieber den weißen Mantel abgelegt hat, anstatt sich zum Königsmörder machen zu lassen. Mir gefallen die kleinen Anspielungen zu "Game of Thrones" an dieser Stelle sehr gut und ich hoffe, Harrold auf der Seite der Schwarzen wiederzusehen. Was nun Alicents Gewissen angeht, wird sich zeigen, ob die Grünen nun zu einem Attentat ausholen oder nicht, denn nach der Krönung Aegons liegt die Entscheidungsgewalt darüber bei ihm. Man hat seine Figur bisher als äußerst unangenehm gezeichnet, wodurch der Verdacht aufkommt, dass er ein genau so unangenehmer König sein wird. Ich bin allerdings ein wenig enttäuscht davon, wie wenig Einblick wir bisher in die junge Targaryen-Generation bekommen haben. Im Gegensatz zu Alicent, Rhaenyra, Daemon und Viserys kommen mir deren Sprösslinge noch etwas fremd vor, weshalb ich es in dieser Episode schwer fand, wirklich mitzufiebern. Die Suche nach Aegon empfand ich eher als langsam und mühevoll, den Wettlauf zwischen Alicents und Ottos Männern als gemächlich, weshalb ich den Eindruck hatte, dass dieser Folge der nötige Schwung gefehlt hat. Ja, es ist viel geschehen, aber nichts daran war sonderlich überraschend oder aufregend, weshalb es wohl die bisher schlechteste Episode der Staffel ist.

Die Fronten sind nun verhärtet und wir bekommen einige Konflikte zu sehen, da weder Allun Caswell noch Rhaenys sich so leicht auf die Seite der Grünen ziehen lassen. Während man mit Caswell kurzen Prozess macht, war klar, dass man mit Rhaenys nicht so unüberlegt verfahren kann. Rhaenys stand bisher häufig im Schatten der anderen Figuren, doch sie hat stets weise und durchdacht gehandelt, was sie auch dieses Mal wieder getan hat. Im Gespräch mit Alicent lässt Rhaenys sich nicht in eine Ecke zwängen, viel mehr hält sie ihrem Gegenüber den Spiegel vor. Was sich mir allerdings nicht ganz erschlossen hat, ist ihre Entscheidung, die Drachengrube einfach zu verlassen und die Grünen unbeschadet zurückzulassen. Der Krieg zwischen den Grünen und den Schwarzen, der bereits auf der Türschwelle steht, hätte mit einem Feuerstoß ihres Drachen an diesem Punkt beendet werden können. Warum tut sie aber nichts? Weil Alicent sich schützend vor ihren Sohn gestellt hat? Weil Rhaenya das Blutvergießen lieber jemand anderem überlässt? Ihr Handeln war bisher immer gut nachvollziehbar, dieses Mal jedoch wirft es Rätsel auf.

Ein weiteres Rätsel stellt für mich Alicents Beziehung zu Larys Kraft dar. Die Szene mit den beiden war äußerst schauderhaft und die Abneigung, die man gegenüber Larys geschürt hat, erreicht nun einen neuen Höhepunkt. Es ist eine perverse Parallele, dass der fußlahme Larys sich nun daran aufgeilt, die Füße seiner Königin zu betrachten und ich weiß wirklich nicht, wie es zwischen den beiden so weit gekommen ist oder wie weit sie noch gehen werden.

Neu in den Fokus gerückt wurden dieses Mal Arryk und Erryk. Es ist mir schier unmöglich, die beiden rein optisch auseinanderzuhalten, doch da, wo sie sich äußerlich gleichen wie ein Ei dem anderen, könnten ihre innere Einstellung nicht unterschiedlicher sein. Während Arryk zu den Grünen steht, hält sich Erryk an die Schwarzen. Mal schauen, ob ihr gleiches Aussehen noch zu einem verdeckten Attentat führt.

Was dieser Episode auf jeden Fall gefehlt hat, sind die Figuren, die sich in Drachenstein aufgehalten haben. Es gab bisher noch keine Folge, die so stark auf eine Figurengruppe konzentriert war und ich muss leider sagen, dass die Abwesenheit von (Viserys), Rhaenyra, Damon und ihren Kindern der Folge nicht gutgetan hat. Sie wirkte sehr eintönig und hat sich streckenweise arg in die Länge gezogen.

Fazit

Von der vorletzten Episode "House of the Dragon" hatte ich mir etwas anderes erwartet, da man von "Game of Thrones" atemberaubende vorletzte Episoden gewohnt war. Zwar hat sich einiges ereignet, doch das Gesehene konnte die Emotionen nicht in Wallungen versetzen.

Marie Müller - myFanbase

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