Bewertung

Review: #2.01 Ein Sohn für einen Sohn

Foto: Tom Glynn-Carney, House of the Dragon - Copyright: 2023 Home Box Office, Inc. All rights reserved.
Tom Glynn-Carney, House of the Dragon
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Endlich hört man wieder die vertrauten Klänge des Intros von "House of the Dragon". Es sind Töne, die wir bereits aus "Game of Thrones" kennen und es ist lange her, dass wir sie zuletzt gehört haben, da die Wartezeit nach dem Finale der ersten Staffel von "House of the Dragon" bis zu diesem Zeitpunkt wirklich lang war. Das prickelnde Gefühl, sich wieder in die Welt von George R. R. Martin zu begeben, wird schon in den ersten Sekunden von einer Überraschung begleitet, denn auch wenn die Melodie des Intros die gleiche geblieben ist, so hat sich die Aufmachung doch sehr verändert. Wir blicken hier nicht mehr auf die Landkarte von Westeros, wie wir es noch in Staffel 1 taten, stattdessen erstreckt sich auf einer Art Wandteppich die Geschichte der Targaryens und sie wird vor unseren Augen gewebt. Man sieht Drachen und Feuer, Kämpfe und Blut, die Grünen und die Schwarzen. Einige Bilder und Szenen kann man leicht deuten, andere regen zum Grübeln an und es ist ein schöner Nervenkitzel sich auszumalen, welche Szenen wir hier zu sehen bekommen und wann sich die Bedeutung dieser Bilder im Verlauf der Geschichte für uns erschließen werden.

Nach diesem Intro, das sich allein und zurecht auf die Targaryens konzentriert, war ich dann doch sehr überrascht, als uns die ersten Aufnahmen der Episode nicht nach Königsmund oder Drachenstein führen, sondern weit in den Norden, nach Winterfell und zur Mauer. Ich muss ganz ehrlich sagen, das war ein richtiger Stimmungsdämpfer. In diesem Moment hatte ich kein Interesse daran, wie es den Starks geht, weshalb mich der Anblick Winterfells und die Geschichte über die neuen Männer bei der Nachtwache ein wenig enttäuschte. Zwar waren es nur wenige Augenblicke, die wir hier verbrachten und dennoch war es für meinen Geschmack kein gelungener Einstieg in die zweite Staffel. Im Staffelfinale haben wir zuletzt erlebt, wie Lucerys in einer nervenaufreibenden Verfolgungsjagd von Vhagar und Aemond in der Luft zerfetzt wurden. Wir sahen Rhaenyra, die zuvor sehr bedacht an den Thronraub durch ihren Bruder heranging und in deren Augen nun schlagartig das Feuer zu leuchten begann, weshalb es für mich auch die Frage nach Rhaenyra und ihrer Rache war, die mich zu Beginn der zweiten Staffel am brennendsten interessierte. Nun scheint es, als würde man erst einmal einen Gang zurückschalten. Wir starten in Winterfell, dann ein Geplänkel von Daemon und Rhaenys, Corlys am Hafen und ein Schwenk zu den Grünen… Es wirkt alles eher belanglos, als würde man überall den Weg für die kommenden Handlungen ebnen wollen, ohne uns vorher jedoch richtig abgeholt zu haben.

Es dauert gefühlt sehr lange, bis die Episode Fahrt aufnimmt und es dauert noch länger, bis sie emotional zu berühren weiß. Als Rhaenyra die Überreste von Arrax und Lucerys findet, habe ich mich zum ersten Mal mit der Geschichte verbunden gefühlt und als sich diese Gefühle dann in ihrer Umarmung mit Jacaerys widerspiegeln, wird der emotionale Höhepunkt erreicht. Doch leider sind dies nur sehr kleine und kurze Szenen.

Die meiste Zeit über befasst die Episode sich damit, Abschnitte aus der Romanvorlage abzuarbeiten oder vorzubereiten. Es ist zwar gut gemeint, dass sich die Serie gleich im Staffelauftakt breit aufstellen möchte und wir von jeder Figur etwas zu sehen bekommen, doch dadurch hat man das Gefühl, dass es äußerst schleppend vorangeht und dass nur an sehr wenigen Stellen wirklich Tiefgang erreicht wird. Besonders schwer habe ich mich mit den Grünen in Königsmund getan. Es wird auf jeden kurz ein Blick geworfen, um die Erinnerungen an die Figuren aufzufrischen und man hat das Gefühl, jeden danach ordnungsgemäß in eine Schublade einsortieren zu können. Nachdem man dahinter einen Haken gesetzt hat, entwickelt sich urplötzlich alles ganz rasant und wo Daemon eben noch auf Drachenstein Pläne schmiedete, landet er auf einmal mit einem Boot am Ufer vor Königsmund, erteilt Aufträge und dann ist die Familie Targaryen auch schon um ein Mitglied geschrumpft. Wo die ersten 45 Minuten der Episode sich unglaublich zäh anfühlen, vergehen die letzten Minuten Schlag auf Schlag und man ist regelrecht überrumpelt davon, was sich hier zum Schluss noch abspielt. Doch auch wenn der Spannungsbogen am Ende arg gespannt wird, fühlt sich der Tod von Jaehaerys seltsam höhepunktlos an. Wir sehen eine verwirrte Helaena, die mit ihrer Tochter auf dem Arm quasi aus dem Schlafzimmer spaziert, sich neben das Bett ihrer Mutter setzt – womit sie für einen coitus interruptus sorgt – um dann beinahe teilnahmslos zu verkünden, dass ihr Sohn tot ist. Schnitt, Episode zu Ende, Abspann.

Kurze Eindrücke

  • Alicent hat seit neuestem also eine Affäre mit Kriston. Wo er bei Rhaenyra Feuer und Flamme war, wirkt er jetzt vollkommen emotionslos.
  • Wieder einmal hatte Helaena eine Art Vorahnung. Man sollte jedem ihrer Worte Bedeutung beimessen.
  • An alle Nicht-Buchkenner: In Bezug auf den Tod von Jaehaerys ist man ein wenig von der Geschichte abgewichen. Das dritte Kind von Helaena und Aegon, ein Sohn namens Maelor, wurde unterschlagen. Und auch die Tatsache, dass Helaena lieber Maelor opfern wollte, um Jaehaerys zu retten wurde nicht umgesetzt. In "Feuer und Blut" versucht Helaena den Thronerben zu schützen, während sie ihn hier direkt ans Messer liefert. Und wo wir gerade beim Thema sind, eine weitere Abweichung gibt es wohl in Bezug auf Daeron, den dritten Sohn von Alicent und Viserys, der wohl kein Teil der Geschichte mehr werden wird.

Fazit

Auf dem Papier beinhaltet der Staffelauftakt von "House of the Dragon" alles, was man sich wünschen kann, aber an der Umsetzung hapert es dann doch. Es ist keine Episode, die einen von vorne bis hinten mitreißt und ich frage mich, ob ich nach der langen Wartezeit zu hohe Erwartungen hatte.

Marie Müller - myFanbase

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