Bewertung

Review: #2.03 Die Brennende Mühle

Foto: Tom Glynn-Carney & Fabien Frankel, House of the Dragon - Copyright: Sky Deutschland
Tom Glynn-Carney & Fabien Frankel, House of the Dragon
© Sky Deutschland

Der Kampf um den Thron erreicht in #2.03 The Burning Mill ein neues Stadium. Nicht länger sind allein die Targaryen darin verwickelt, so langsam bekommt man ein Gefühl dafür, dass der Krieg innerhalb der Familie sich auf das gesamte Reich auswirkt. Denn auch wenn der Ursprung für den Zwist zwischen den Häusern und Schwarzhain und Bracken so weit zurückliegt, dass sich niemand mehr daran erinnern kann, ist er ein dienliches Hilfsmittel, den Krieg zwischen den Grünen und den Schwarzen anzufeuern. Es war an dieser Stelle nicht nötig, die Schlacht in all ihren Details zu zeigen, da keine der bedeutenden Figuren darin verwickelt war, doch der abschließende Anblick unzähliger blutigen Leichen ist ein Vorbote für das, was noch kommen wird, der einem eine Gänsehaut über den Körper jagt.

Und hier stellt sich Rhaenyra nun die Frage: will ich das wirklich? In einem letzten Versuch, den Kampf um den Thron friedlich zu beenden – auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie das gehen soll – macht Rhaenyra sich auf den Weg nach Königsmund. Ich muss sagen, dass ich die Szenen nicht ganz überzeugend fand. Zwar verstehe ich die Intention, Rhaenyra im Kontrast zu ihren nach Krieg und Tod durch Drachenfeuer geifernden Beratern als besonnen darzustellen, doch was hat sie sich wirklich von ihrem Ausflug erhofft? Eine Alicent, die einsieht, dass Aegons Krönung ein Fehler war? Eine Alicent, die so viel Einfluss hat, dass sie den Krieg beenden kann? Eine Alicent, die Rhaenyra friedlich den Thron ihres Sohnes überlässt? Eine Alicent, die Rhaenyra dazu bringt, selbst den Thronanspruch fallen zu lassen? Egal aus welchem Blickwinkel man die Sache betrachtet, die Reise war in meinen Augen von vornherein zum Scheitern verurteilt. Doch eigentlich war wohl eher der Weg das Ziel, denn auch wenn das Gespräch mit Alicent keine Veränderung in Sachen Krieg bringt, so weiß Rhaenyra nun doch, dass Viserys bis zum Ende zu ihr stand und dass die Krönung Aegons durch die Grünen auf ein Missverständnis Alicents zurückzuführen ist, da es in dieser Geschichte einfach zu viele Aegons gibt. Diese Gewissheit bedeutet Rhaenyra ungemein viel und es ist eine Erleichterung, dass ihr in dieser Episode wenigstens etwas Gutes widerfährt, nachdem sie sich von drei Kindern und ihrer Stieftochter/ Nichte verabschiedet hat. Der Abschied war eine stille kurze Szene, die man für meinen Geschmack etwas mehr hätte ausschmücken können. So haben die Figuren Jacaerys, Baela und Rhaena wieder nur das Nötigste an Screentime bekommen, was sehr schade ist, da man doch eigentlich möchte, dass wir uns mit ihnen verbunden fühlen. Nur hinter die Fassade von Rhaenyra können wir kurz schauen, als sie nach der Abreise der Kinder traurig deren Spielzeug in den Händen hält. Ohne ihre Kinder, mit mittelmäßigen Beratern, ohne ihren Beschützer Erryk und ohne Daemon an ihrer Seite wirkt Rhaenyra viel schwächer, als sie so bei ihrer Krönung tat, weshalb es – wie bereits erwähnt – eine Erleichterung ist, dass wenigstens das Gespräch mit Alicent etwas ist, das Rhaenyra erbauen konnte. Wo Rhaenyra nun an Selbstsicherheit gewinnen kann, bekommt Alicent hingegen einen ziemlichen Dämpfer versetzt. Wie sich im Verlauf der Serie schon an einigen Stellen zeigte, ist dies keine Geschichte, die nur aus schwarz und weiß besteht und so habe ich tatsächlich Mitleid mit Alicent gehabt, als sie erkennen musste, dass sie die Worte von Viserys falsch interpretiert hat.

Ziemlich eindimensional und sehr unentschlossen wird in dieser Episode Aegon dargestellt. Einerseits will er den Krieg, andererseits lässt er sich gern lenken und von Larys davon überzeugen, doch in Königsmund zu bleiben. Einerseits vertraut er seinem Bruder vollkommen, andererseits zieht er Aemond bei jeder Gelegenheit auf und verspottet ihn. Wie ziellos Aegon durch das Leben steuert, ist, bei der Macht, die er verkörpert, äußerst erschreckend und genau der Grund, weshalb es – in meinen Augen – leichter ist, sich Team Schwarz anzuschließen. Worauf will man also mit der Handlung rund um Aegon hinaus? Man tritt hier etwas auf der Stelle, den abgesehen von dem Handlungsstrang um Rhaenyra, haben wir in dieser Episode nicht viel erreicht, weder was die Handlung angeht, noch haben sich die Charaktere weiterentwickelt. Das gilt zum Teil auch für Daemon, denn ich bin mir nicht sicher, woher seine plötzliche Unsicherheit in Harrenhal rührt. Plagen ihn tatsächlich Gewissensbisse in Bezug auf den Tod von Jaehaerys oder soll hier angedeutet werden, dass er vielleicht doch vergiftet wurde und nun Halluzinationen hat? Die Szenen in Harrenhal waren auf jeden Fall wenig beeindruckend und lassen die Frage offen, wann Daemon wieder Kontakt zu Rhaenyra aufnimmt und warum er es noch nicht getan hat.

Kurze Eindrücke

  • Was ist das zwischen Kriston und Alicent? Im kleinen Rat bietet er ihr offenes Paroli, doch unter vier Augen möchte er vor dem Abschied einen Pfand ihrer Zuneigung? Die beiden werfen sich allerdings meist eher genervte Blicke zu, so als wäre keiner von ihnen glücklich darüber, mit dem anderen anzubandeln.
  • Hätte Gwayne noch geringschätziger mit Kriston umgehen können? Und auch die neu ernannten Mitglieder der Königsgarde scheinen ihm nicht einen Hauch von Respekt entgegenzubringen. Es versteht sich zwar, dass Kriston sich diesen erst verdienen muss, doch es fast schon zu dick aufgetragen, dass man Kriston mit jeder Episode noch unliebsamer machen möchte.
  • War das ein Chaos im kleinen Rat. Für einen kurzen Moment habe ich mir tatsächlich Otto zurückgewünscht.
  • Wieder so ein kurzer Moment zwischen Corlys und Rhaenys, den ich nicht recht deuten kann. Ich finde es schade, dass man den Szenen zwischen ihnen nicht mehr Zeit zur Entfaltung lässt, denn nur so kurz angerissen haben wir keine Gelegenheit, uns wirklich in die Situation hineinzuversetzen.
  • Rhaenys ist Rhaenyra wirklich eine loyale Verbündete, was sie unglaublich sympathisch macht.
  • Es gibt doch keine Zweifel daran, dass es sich bei den drei Dracheneiern um eben jene handelt, aus denen später einmal die Drachen von Daenerys schlüpfen werden, oder?
  • Milly Alcock zu sehen, war eine schöne Überraschung.

Fazit

Diese Episode lässt es langsamer angehen und es gibt keine Szenen, die einem wirklich nahe gehen. Sie dient eher als Wegbereiter, was durchaus gut ist, doch es ist an der Zeit, ein bisschen mehr Gas zu geben und anstatt nur Checkpunkte aus "Feuer und Blut" abzuarbeiten und an den Charakteren zu feilen.

Marie Müller - myFanbase

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