Review: #1.11 Veteranen
Der Plot wird dichter, die Charaktere stärker. Und ich habe Angst vor Arlo Givens. "Justified" rüstet eindeutig fürs Finale auf.
Von Vätern und Söhnen
Der Konflikt zwischen Raylan und Boyd dehnt sich langsam aus, nämlich auf deren Väter. Und während man direkt nur gezeigt bekommt, wie es um die Familien von Raylan und Boyd bestellt ist, läuft indirekt ein Prozess mit, der Zeigt, wo der Marshal und sein krimineller Gegenpart stehen und wie es wirklich um sie bestellt ist. Die Väter definieren die Söhne, wenn man so möchte…
Obwohl ich von Arlo Givens in #1.05 The Lord of War and Thunder noch überaus begeistert war, muss ich jetzt mein Bild von Raylans Vater ein wenig zurecht rücken. Zwar schleicht er sich immer noch durchs Leben, allerdings zeigt er in der verzweifelten Lage, in der er jetzt steckt, eine Seite, die irgendwie Schlimmes erahnen lässt. Die Brutalität, mit der Raylan aufwachsen musste und von der wir bereits wussten, schimmert durch, obwohl man nicht sagen kann, dass Arlo wirklich aggressiv wird. Es ist viel mehr eine recht gefährliche Spannung, die man jedes Mal spürt, wenn die Kamera auf Raylans Vater fällt und so ähnlich sich die beiden in manchen Dingen sind, man sieht in dieser Folge ganz deutlich, dass der Sohn aus einem ganz anderen Holz geschnitzt ist als sein Vater.
Bei Boyd und Bo verhält es sich überraschenderweise ähnlich. Zwar sehen hier Vater und Sohn auf derselben Seite des Gesetzes, könnten aber dennoch unterschiedlicher nicht sein. Boyd wirkt gegen seinen alten Herren beinahe wie ein Feingeist. Raylans Jugendfreund manipuliert, er trickst, wo sein Vater direkte Drohungen ausspricht, um sich Respekt zu verschaffen.
Dass beide Söhne auf ihre Art und Weise ihre Leute hinter sich stehen haben, ist klar. Boyds "Herde" bleibt standhaft, selbst, als sie vom Marshals Service hochgenommen werden und dass Gutterson Arlo mit Freunden an die Gurgel gegangen wäre, als er Raylan geohrfeigt hat, war klar ersichtlich. Und dass Art felsenfest hinter Raylan steht, ist ohnehin klar. Der Chief ist übrigens eine absolute Bereicherung für die Serie, was er im Streitgespräch mit Boyd einmal mehr unter Beweis stellen durfte. Grandios gezeichneter Charakter, grandios gespielt von Nick Searcy.
Sieht man sich also die Figurenkonstellationen an, haben wir es also mit einer merkwürdigen Situation zu tun. Denn obwohl die beiden Väter das Heft in der Hand haben sollten, sind es ihre Söhne, die den Respekt genießen, der von Nöten ist, um wirklich etwas bewirken zu können. Arlo und Bo sind sich der Gefahr der Situation durchaus bewusst, denn beide misstrauen dem Nachwuchs des jeweils anderen, was die ohnehin angespannte Beziehung der beiden nicht gerade verbessert.
"Did you screw things up with her?"
Wo wir gerade von angespannten Beziehungen sprechen – Ava scheint in dem ganzen Spiel eine unschuldige, aber dennoch nicht unerhebliche Rolle zu spielen. Denn wenn man Boyds Worten glauben darf, hat Ava die ganze Zeit davon gewusst, dass ihr Ehemann zusammen mit Arlo Givens die Geschäfte Bos geleitet hat, während dieser im Gefängnis war.
Ich persönlich hätte mir zunächst eine heftigere Reaktion Raylans erwartet, frage mich aber im Nachhinein, warum. Es war klar, dass der Marshal äußerlich ruhig bleibt, und weiterhin versucht, Ava vor dem Chaos zu schützen, das rund um sie ausgebrochen zu sein scheint. Die Szene in der Bar hat ohne großartig Aufsehen zu erregen, etwas sehr Bewegendes, vermutlich durch die nüchterne Natürlichkeit, in der sie angelegt ist. Ebenso verhält es sich mit den Gesprächen zwischen Raylan und Winona, die beide nachwievor ein unfassbar spannendes Verhältnis zueinander haben.
"Destined to be locked in an antagonistic relationship"
Im Grunde dreht sich natürlich alles um Boyd und Raylan. Beide versuchen, dem anderen einen Schritt voraus zu sein. Die Situation ist ernst und verschärft sich zusehends und trotzdem bleibt der Umgang der beiden miteinander spielerisch. Dass sowohl der Marshal als auch der Kriminelle sich ausgerechnet Dewey Crows bedienen, um sich ein bisschen Vorsprung herauszuarbeiten, dürfte dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Dewey ist trotz all seiner hassenswerten Attribute der Charakter, der "Justified" am meisten Leichtigkeit verpasst. Durch seine Dummdreistigkeit wird Dewey beinahe schon liebenswürdig, wie ein kleiner Hund, der Boyd durch Dick und Dünn folgt und trotzdem Raylans Leckerlis nicht wirklich ablehnen kann. Aber egal, ob man Dewey jetzt mit ins Spiel nimmt, oder nicht, Raylan und Boyd tragen derzeit wohl die Hauptlast der Geschichte. Als Zuschauer weiß man nicht so recht, wo man die beiden letzten Endes sehen will, allerdings verheißen massenhaft Mordopfer und ein neuer Raketenwerfer mit Sicherheit nicht allzu viel Gutes. Lediglich Boyds Zögern, vor allem, wenn es darum geht, Dewey zu erschießen, lassen einen hoffen, dass der große Antagonist der Serie wirklich zu Vernunft gekommen ist. Sofern man das denn überhaupt möchte…
Fazit
Die Weichen werden langsam in Richtung Staffelfinale gestellt. Beziehungen werden verfahrener und gleichzeitig gefestigt. Die Charaktere beziehen Stellung, gewinnen an Schärfe. Die Serie gewinnt nicht gerade an Geschwindigkeit, aber man merkt, dass sich etwas zusammenbraut. Wenn die Atmosphäre sich weiterhin so verdichtet, dürfte uns ein grandioses Finale bevorstehen.
Eva Kügerl – myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: VeteransErstausstrahlung (US): 25.05.2010
Erstausstrahlung (DE): 19.05.2012
Regie: Tony Goldwyn
Drehbuch: Benjamin Daniel Lobato
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