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Review: #4.03 Bittere Wahrheiten

Foto: Jenn Lyon, Justified - Copyright: Prashant Gupta/FX
Jenn Lyon, Justified
© Prashant Gupta/FX

Die Wahrheit kommt bekanntermaßen immer irgendwann ans Licht. Man kann lügen, man kann betrügen, man kann vertuschen, doch am Ende bleibt stets die Wahrheit. Und genau darum geht es in dieser Episode von "Justified", #4.03 Truth and Consequences, in der nicht nur Raylan von Lindsey die Wahrheit über ihre Vergangenheit und ihren Ex-Mann Randall erfährt, sondern auch Boyd die Wahrheit über die Machenschaften der Geschwister St. Cyr herausfindet, Johnnys wahre Absichten zum Vorschein kommen, und Art und seine Crew der Wahrheit um Waldo Truth/Drew Thompson immer näher kommen.

Die Storyline rund um Drew Thompson zieht sich bisher noch etwas schleppend voran, hat man doch das Gefühl, dass die Deputies trotz ihrer Nachforschungsversuche immer nur sehr wenig weiterkommen. Nachdem man in der vergangenen Folge die Identität von Waldo Truth insofern gelüftet hat, als dass der eigentlich Gesuchte sich als Drew Thompson herausgestellt hat, erfahren wir in dieser Folge letzten Endes auch nicht viel mehr, als dass Thompson Zeuge eines brisanten Mordes an einem Informanten war – durchgeführt von niemand anderem als Theo Tonin. Zumindest fädeln es die Serienmacher hier geschickt ein, dass eine gewisse Kontinuität mit den vorherigen Ereignissen gewahrt wird, indem Tonin, Quarles' Mentor und Oberboss des Drogenrings in Detroit, wieder ins Zentrum rückt. Dennoch ist die Entführungsgeschichte rund um Eve Munro letztlich nur ein müder Abklatsch der On-the-Run-Stories, die "Justified" schon in vielfacher Ausführung weitaus spannender gestalten konnte. Nach drei Episoden wird es höchste Zeit, dass Thompson endlich ausfindig gemacht wird, damit die Geschichte an Fahrt aufnehmen kann.

Zumindest bietet die Suche nach Thompson mal wieder großartige Interaktion zwischen den Marshals, etwas, das diese Staffel bisher bravourös beherrscht. Es tut "Justified" sehr gut, den zwei bisher so unterforderten Schauspielern Jacob Pitts und Erica Tazel ein bisschen mehr Platz einzuräumen, vor allem, da sie im Zusammenspiel mit Raylan und auch mit Art so toll agieren. Tims trockener Sarkasmus (zu Eve bezüglich Raylan etwa: "He does somethin' stupid every day. Can you be a little more specific?"), Rachels ruhige, aber bestimmte Schlagfertigkeit ("How many times has Wyatt Earp here put himself in positions like that – and worse – how many reprimands have you written him?" fragt sie Art, gerechtfertigt) und dann natürlich Arts absolute Coolness ("Now maybe with a third set of eyes you could have kept an eye on the armed man and the suburban grandmother.") – die vier Marshals bilden mittlerweile ein grundsympathisches Team, dem man unwahrscheinlich gern bei seinen Sticheleien zusieht. Mehr davon, bitte.

Auf der anderen Seite des Gesetzes muss Boyd derweil mehrere Brandherde gleichzeitig löschen. Diesmal will er Billy und Cassie St. Cyr loswerden, zunächst mit Erpressungsgeld, dann mit einer etwas gewalttätigeren Taktik, die allerdings nach hinten losgeht, als Jimmy von einer Klapperschlange gebissen wird. Das ist mal wieder die Art von grotesker Gewalt, die "Justified" seit jeher gut zu inszenieren weiß und der Anblick von Jimmys angeschwollenem Gesicht, an dem sich der Kopf einer Schlange festgebissen hat (!), hat es definitiv in sich. Unerwarteterweise (und glücklicherweise für Jimmy) hat die Schlange jedoch kein Gift mehr – und das ist eine Erkenntnis, die Boyd direkt zu seinen Gunsten auszuspielen weiß. Die zweite Konfrontation zwischen ihm und Billy ist mal wieder ein Highlight, vor allem, weil Walton Goggins – man kann es nicht oft genug sagen – einfach so verdammt gut ist. Gegen den erfahrenen, charismatischen Boyd wirkt Billy wie ein Schuljunge, der einfach nicht das Zeug dazu hat, ihm entgegenzutreten und so verliert Billy leider zusehends an Reiz. Denn Boyd war bereits einmal an dem Punkt, an dem Billy sich befindet, er war einmal ein true believer, doch er weiß, welche Tücken dieser Pfad haben kann. Wie sagt er doch so treffend: "Mistakin' my own hubris for God's touch, that ain't religion, son. That's called self-glorification." Dagegen sieht Billy einfach blass aus. Womöglich wird nun aber die so lieblich und fragil wirkende Cassie noch zu einer interessanten Gegnerin für Boyd.

Ein durchaus interessanter Gegner für Raylan hat sich hingegen in Randall gefunden. Lindseys Ex-Mann ist genau die Art von durchtriebenem Muskelprotz, der Raylan tatsächlich das Wasser reichen kann, da er von dessen Selbstsicherheit und Bodycount keinesfalls beeindruckt ist. Anstatt Raylans Einladung zum Showdown zu folgen, legt Randall den Marshal herein und verwüstet stattdessen sein Zimmer. Die große Frage ist nun: Wo ist Lindsey? Ist sie mit Randall abgehauen oder ist sie vielmehr unfreiwillig in dessen Fänge geraten?

Obwohl so manche Wahrheit ans Licht gekommen ist, kann #4.03 Truth and Consequences letztlich leider nicht so richtig überzeugen. Natürlich bewegt sich die Episode auf dem gewohnt hohen "Justified"-Niveau, doch storytechnisch gesehen bringt sie nicht viel voran und dreht sich in den wichtigen Belangen – vor allem dem Drew-Thompson-Fall und dem Duell zwischen Boyd und Billy – im Kreis. Es wird Zeit, dass das Tempo angezogen wird und die Dinge endlich ins Rollen kommen, anstatt immer nur Weichen zu stellen. Die Wahrheit ist bekannt – jetzt sollten langsam mal die wirklichen Konsequenzen kommen.

Maria Gruber - myFanbase

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