Review: #4.10 Schnappt Drew
"First thing we're gonna do is we're gonna acknowledge that this guy's awesome. He shoots Theo Tonin, fakes his own death in a spectacular fashion, pushes a guy out of an airplane while he's flying it, parachutes into Harlan County with enough coke and cash to jumpstart the economy of a small country and then he has the balls to get a job in law enforcement not once, but two times. He spends a couple of days riding around with you while you're looking for him and now he's run off with a hooker that's half his age. That's some badass shit."
Besser als Art hätte man es wohl nicht ausdrücken können. Drew Thompson ist der Dreh- und Angelpunkt dieser vierten Staffel von "Justified" und auch wenn es zu Beginn noch sehr mühsam voranging mit der Suche nach dem schier unauffindbaren Mann, so ist spätestens seit #4.08 Outlaw der Knoten geplatzt. "Justified" befindet sich weiterhin auf einem Höhenflug und liefert nach der ebenfalls tollen Folge #4.09 The Hatchet Tour nun auch mit #4.10 Get Drew eine fantastische Episode ab.
Es ist vor allem eine Episode, die geprägt ist von vielen wichtigen Entscheidungen, von denen manche richtig, manche falsch getroffen werden, und die so miteinander verflochten sind, dass Raylan nach viel Pech und dummen Zufällen schließlich Drew in die Hände bekommt. Wir steigen direkt nach dem Ende der letzten Folge in Drews Haus ein, wo Raylan und Boyd in einen wie gewohnt großartigen Dialog verwickelt werden, der uns mal wieder auf das altbekannte Thema der moralischen Grauzone bringt: "You should've been an outlaw. […] You should have been on the other side, with me and your Daddy. Oh, you'd still be able to shoot people and be an asshole. Your two favorite activities," sagt Boyd so wunderbar und macht damit deutlich, auf welch schmalem Grat sie doch alle wandern. Nein, Raylan ist kein ordnungsgetreuer Marshal, genausowenig aber ist Boyd ein durch und durch böser Kerl, und auch der durchtriebene Drew ist eigentlich ein äußerst netter, ja ziemlich anständiger Mann, der richtig sympathisch ist (Kudos an Jim Beaver).
Wir verfolgen in dieser Episode drei verschiedene Erzählstränge, die derart verwoben sind, dass jede Entscheidung Auswirkungen auf die anderen Mitspieler hat. Raylan beweist erneut, dass er ein richtiges Gespür dafür hat, die Reaktionen anderer zu antizipieren, und erkennt nicht nur, dass Ellen May bei Drew sein muss, sondern vermutet ganz richtig, dass Drew so verschwinden will, wie er vor 30 Jahren angekommen ist: mit dem Flugzeug. Nur ein dummer Zufall führt dazu, dass Raylan nicht schon zu Beginn Drew in die Hände bekommt. Und so sehen Drew und Ellen May keine andere Möglichkeit, als Hilfe bei Ellstin Limehouse zu suchen, der hier sein überraschendes, aber dafür umso willkommeneres Comeback feiert. Dieser hat seit der Intervention der Marshals, die sein illegal verdientes Geld in den Schweinebäuchen gefunden haben, mit finanziellen Problemen zu kämpfen und ist gewillter denn je, aus seinen Geschäften Profit zu schlagen. Es ist ein beeindruckender Monolog, den Limehouse da über seinen Traum des abstürzenden Flugzeugs hält, der deutlich macht, dass er nicht aus Gier, sondern aus dem Verantwortungsbewusstsein gegenüber seiner kleinen Gemeinde in Noble's Holler handelt und daher den Deal mit Ava und Boyd ändert. So stehen diese beiden vor einer schweren Entscheidung: Drew oder Ellen May. Die Zukunft oder die Vergangenheit. Sie wählen Drew – die falsche Entscheidung.
Boyd trifft noch eine andere fatale Entscheidung, nämlich die, Johnny erneut nicht ernst zu nehmen. Johnny, wie Raylan ganz richtig anmerkt, ist und bleibt eine second fiddle, eine zweite Geige, jemand, der angewiesen darauf ist, für und mit jemandem zu arbeiten. Nachdem er wieder von Boyd links liegen gelassen wird, gilt sein erster Anruf Duffy, doch dieser behandelt ihn ebenfalls wie den letzten Dreck. Johnny ist ziellos, frustriert, verärgert, und will es Boyd endlich heimzahlen – und da kommt Raylan gerade recht. Er hört Johnny zu, als dieser seinem Ärger über Boyd Luft macht, darüber, dass Boyd schon als Kind nie irgendetwas zu Ende brachte, ein sprunghafter Mensch ist und zur Extreme neigt. Der zweite fantastische Monolog in dieser Folge, durch den Johnny letztlich die entscheidende Gewalt zugesprochen wird, denn dieser verrät Drews Aufenthaltsort an Raylan.
Den dritten bemerkenswerten Monolog darf Drew Thompson selbst halten. Auch in seinem Leben ist es nicht unbedingt so gelaufen, wie geplant, denn eigentlich wäre er nie in Harlan County geblieben, wenn seine Fallschirmlandung nicht so katastrophal gewesen wäre. Doch Drew blieb, nahm eine neue Identität an und brachte das Kokain nach Harlan, das, wie sagt er doch so schön, "pulled them out of trailers, put them in houses, put food on your table, presents under your tree." Dies ist ein weiterer Beweis für die moralischen Grauzonen des Geschäfts, denn Drew ist zwar ein Kokaindealer gewesen, doch das daraus entsprungene Geld verschaffte gleich einem ganzen Landkreis Wohlstand. Gleichzeitig unterstreicht es mal wieder, wie kompliziert und verstrickt Harlans kleinkriminelle Landschaft doch ist, denn Drew hat jahrelang auch mit Bo, Arlo et al. Geschäfte gemacht.
#4.10 Get Drew ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie gut "Justified" darin sein kann, Geschichten zu konzipieren und die Entscheidungen und Handlungen der Protagonisten ineinander greifen zu lassen: Jeder Charakter ist wie ein Rädchen im Uhrwerk, alles ist Aktion und Reaktion, und am Ende ist es Boyd, der nicht nur mit leeren Händen, sondern mit brandgefährlichen neuen Feinden dasteht. Auf der anderen Seite stehen Raylan und seine Kollegen nun vor der Herausforderung, Drew und sich selbst lebend aus Harlan zu schaffen, da Tonin wahrscheinlich sämtliche Geschütze auffahren wird, um Drew zu töten. Jetzt geht's erst richtig los...
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Get DrewErstausstrahlung (US): 12.03.2013
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Billy Gierhart
Drehbuch: Dave Andron & VJ Boyd
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