Review: #5.13 Das Imperium schlägt zurück

Als in #4.02 Für tot erklärt vier Neulinge auf die Insel kamen, ahnte noch keiner, was es mit diesen auf sich haben wird. Frank entpuppte sich als ursprünglicher Pilot des Oceanic-Flugs 815; bei Charlotte stellte sich heraus, dass sie nicht nur Koreanisch spricht, sondern auch auf der Insel geboren wurde; und von Miles und Daniel wussten wir über eine Staffel lang nichts wirklich Konkretes.

Das soll sich nun ändern. #5.13 Das Imperium schlägt zurück stellt endlich unseren Ghostbuster Miles Straume ins Zentrum und bietet uns nicht nur eine insgesamt sehr amüsante Folge, sondern auch eine rundum gelungene Charakterstudie und –entwicklung.

"If you needed your son to know that you loved him, you should've told him when he was still alive."

Miles ist also tatsächlich Pierre Changs kleiner Sprössling und damit wird die Vermutung, die man seit #5.01 Weil Du gegangen bist hegen durfte, endlich bestätigt. Miles jedoch weiß dies lange nicht, entwickelt dementsprechend – wie die meisten der "Lost"-Charaktere – Vaterkomplexe und bricht auch bald den Kontakt mit seiner Mutter ab. Erst als diese im Sterben liegt, taucht er wieder auf, gepierct von Kopf bis Fuß, um Antworten bezüglich seines Vaters zu bekommen. Doch vergeblich.

Wir können nur spekulieren, was damals passiert ist. Wieso haben Lara und Miles Chang verlassen, bzw. wieso hat Chang seine Familie verlassen? Die Vermutung liegt nahe, dass Chang versuchte, seine Familie vor den kommenden Katastrophen auf der Insel zu beschützen und deshalb wegschickte. Wer weiß, vielleicht – und damit stürzen wir uns wieder in komplizierte Zeittheorien – wird Miles seinen Vater davor warnen, was passieren wird (der Unfall in der Swan-Station), dieser wird seine Frau und sein Kind wegschicken und damit wäre Miles letztendlich für seine eigene Vatermisere verantwortlich... womit wir uns wieder die Frage stellen müssen: Kann die Zukunft wirklich nicht verändert werden? Oder doch? Und wenn ja, wie?

"All the money in the world isn't gonna fill that empty hole inside you, Miles."

Miles' Flashback liefert aber noch weiteren Zündstoff für Spekulationen: Felix und Bram. Im Verlauf des Flashbacks treffen wir auf Naomi, die Miles für den Job auf der Kahana anheuert. Sie testet seine Fähigkeiten mithilfe von Felix' Leiche und was Miles aus dem Toten herausbekommt, ist mehr als verwirrend: Felix sollte Bilder und Dokumente über die Oceanic-Attrappe an Widmore liefern, wurde aber umgebracht. Doch wer hat ihn umgebracht? Und noch viel wichtiger: Wieso sollte Widmore Felix engagieren, damit er ihm Photos von den ausgebuddelten Gräbern und dem alten Flugzeug beschafft? Können wir womöglich darauf schließen, dass Widmore gar nicht für die Vertuschungsaktion des Oceanic-Flugs verantwortlich ist, wie Mr. Friendly in #4.08 Mein Name ist Kevin Johnson sagte, sondern jemand anderes? Womöglich – Achtung Theorie – Ben? Oder eine dritte Person? Miles jedenfalls kann den 1,6 Millionen Dollar nicht widerstehen – und wir erfahren endlich, was es mit der mysteriösen Summe von 3,2 Millionen Dollar aus #4.04 Der Deal auf sich hat.

Kurze Zeit später wird Miles von einem Team maskierter Männer entführt, deren Anführer sich als DER MANN HERAUSSTELLT, DER UNTER DEN AJIRA-ÜBERLEBENDEN IST! Unglaublich, wie "Lost" uns auch in Staffel 5 schier unknackbare Rätsel vor den Latz knallt. Die große Frage dieser Folge lautet daher: Wer ist Bram? Woher weiß er all die privaten Details über Miles? Was hat es mit der mysteriösen Frage "What lies in the shadow of the statue?" auf sich und was ist die Antwort darauf? Und vor allem: Für wen arbeitet Bram? Für Ben? Für Widmore? Oder, und das erscheint momentan am plausibelsten, für jemand ganz anderen? Eloise Hawking vielleicht?

"Is that a bullet hole in his head? The ditch had a gun?"

Zugegeben, ich mochte Miles von Anfang an. Der trockene Humor dieser Figur und die tolle Darstellung durch Ken Leung ließen ihn trotz seiner geringen Screentime schnell zu einem interessanten Charakter avancieren. Diese Episode beleuchtet Miles nochmals von einer ganz anderen, persönlichen Perspektive und trägt dazu bei, den Charakter noch vielschichtiger zu porträtieren. Gerade in Kombination mit Hurley ergeben sich haufenweise geniale Momente, und parallel zu Miles' Flashback, in dem er Mr. Gray sein Geld zurückgibt, vollzieht Miles auch in der Gegenwart eine wichtige Entwicklung: Er überwindet seinen Vaterkomplex.

Die Situation in Dharmaville spitzt sich zu: Sawyer will, dass Miles das Überwachungsvideo löscht, das ihn und Kate mit Klein-Ben zeigt, doch Horace unterbricht ihn. Er holt Miles in den ominösen "Circle of Trust" und schickt ihn mit einem Paket zu Radzinsky, der ihm dafür eine Leiche in den Van lädt. Alvarez ist anscheinend durch seine eigene Zahnfüllung gestorben. Ein Fall von Elektromagnetismus? Pierre Chang will das untersuchen, daher soll Miles die Leiche zu ihm bringen. Und damit beginnt ein herrlich amüsanter Roadtrip mit Hurley.

Die Situationskomik, die sich durch das Zusammenbringen von Miles und Hurley ergibt, ist einfach fantastisch. Auf der einen Seite haben wir den sarkastischen Miles, auf der anderen Seite den stets fröhlichen Hurley – beide verbunden durch die Tatsache, dass sie mit Toten sprechen können. Als sie die Orchid-Station erreichen und Chang aufgabeln, erreicht die Komik ihren Höhepunkt: Wie Hurley im Van versucht, eine Konversation zwischen Vater und Sohn in Gang zu bringen, ist unglaublich witzig ("Small world! That's your name, too. Right, Miles?") und man kann sich einfach nur köstlich amüsieren.

Chang führt die beiden zur geheimen Baustelle der Swan-Station, wo wir Zeugen eines Gänsehautmoments werden: Die sechs Zahlen, 4, 8, 15, 16, 23, 42, werden in die Luke der Swan-Station eingraviert, in der Desmond später drei Jahre seines Lebens damit verbringen würde, alle 108 Minuten eine Taste zu drücken und die schließlich zum Absturz der Oceanic-Maschine 815 führen sollte. Absolut genial. Mit dem Bau der Swan-Station wird nun ein weiteres Spannungselement in die Storyline eingefügt, da es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es zum "Vorfall" kommen wird, der dazu führte, dass man die 108-Minuten-Taste überhaupt konstruierte.

"Dude, that guy's a total douche." - "That douche is my dad."

Nach einem langen Tag fahren Miles und Hurley wieder zurück und Hurley quetscht Miles so lange über seine Gefühle aus, bis dieser die Geduld verliert und Hurleys überarbeitetes Drehbuch für "Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück" entdeckt. Fantastisch! Doch noch viel schöner ist es, wie Hurley mit seiner entwaffnenden Ehrlichkeit selbst den verschlossenen Miles dazu bringt, sich auszusprechen und es schafft, seine harte Schale zu knacken. Durch eine grandiose Luke/Vader-Metapher bringt er Miles schließlich dazu, zu seinem Vater zu gehen und es kommt zu einem sehr anrührenden Moment, als er aus der Ferne zusieht, wie sein Vater ihn als kleines Baby in den Armen hält.

Auch für Juliet, Kate, Jack und vor allem Sawyer ist es ein langer Tag. Roger wittert, dass mit Kate etwas nicht stimmt, und Phil entdeckt das Video, das Miles nicht mehr löschen konnte. Damit ist es besiegelt, dass die friedvolle, paradiesische Zeit in Dharmaville für Sawyer und die anderen abgelaufen ist. Und das Staffelfinale rückt immer näher. Aber bis dahin verspricht der tolle Cliffhanger uns erstmal eine Daniel-zentrische Geschichte, auf die wir uns in #5.14 Die Variable freuen dürfen. #5.13 Das Imperium schlägt zurück jedenfalls ist eine schöne Charakterfolge, die im Gesamtgeschehen zwar nicht wahnsinnig viel voranbringt, uns aber endlich mehr über Mr. Ghostbuster erzählt.

Maria Gruber - myFanbase

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