Bewertung

Review: #4.02 Die Blackbox

Foto: Parveen Kaur, Manifest - Copyright: 2022 Netflix, Inc.
Parveen Kaur, Manifest
© 2022 Netflix, Inc.

Ja, es ist erst die zweite Episode der Staffel, aber es ist schon lange her, dass ich mich nach zwei aufeinanderfolgenden Episoden von "Manifest" so gut unterhalten gefühlt habe. Mit #4.02 Die Blackbox bietet man uns eine ungewohnt emotionsgeladene Episode, die genau den richtigen Ton trifft.

Nach dem Staffelauftakt habe ich mich gefragt, als wie gut die Idee der Autoren, die letzten zwei Jahre durch Flashbacks aufzurollen, sich wohl erweisen wird. Nach einer weiteren Folge mit Rückblicken in die Zeit direkt nach #3.13 Mayday (2) bin ich davon überzeugt, dass man hier die richtige Wahl getroffen hat. Es wäre sicher bedeutsam gewesen, zu Beginn der Staffel mitzuerleben, wie die einzelnen Figuren mit den einschneidenden Erlebnissen aus dem Finale der dritten Staffel umgegangen sind, doch dadurch hätte man lediglich eine einzige Episode kreiert, an die sich dann wahrscheinlich der Zeitsprung angeschlossen hätte. Durch die hier gewählte Erzählweise gelingt es den Autoren, genau an den richtigen Stellen emotionale Akzente zu setzen und uns Zuschauern zu zeigen, wie tief die Wunden aus Staffel drei bei den Figuren gehen. Das deutete man im Staffelauftakt bereits eindrücklich bei dem rastlosen Ben an und auch bei Olive zeigte man uns in einem kleinen Ausschnitt, dass sie Cal für den Tod von Grace und das Verschwinden von Eden die Schuld gibt. Es gefällt mir gut, dass man an diesem Gedanken festhält und ihn dieses Mal weiterführt. Zwar bekommen wir erneut sehr wenig von Olive zu sehen, doch Ben bezieht hier – gezwungener Maßen – Position und kann vor Zeke – und dessen Fähigkeiten – nicht anders als zuzugeben, dass auch er Cal verantwortlich macht. Man lässt sich hier bei der Entwicklung der Geschichte ein wenig Zeit und zeigt ein gutes Gespür dafür, wann der nächste Schritt getan werden muss, was mir sehr gut gefällt.

Ebenso positiv überrascht haben mich in dieser Episode Jared, Michaela und Zeke. Ich freue mich sehr, dass man an dieser Stelle ihren Konflikt aus dem Finale von Staffel 3 aufgreift und ein wenig näher beleuchtet. Der Tod von Grace bietet dabei für viele Baustellen eine gute Gelegenheit, die Gefühle offen zu legen und es ist ein wahrer Genuss, dass "Manifest" diese Gelegenheit auch ergreift. Melissa Roxburgh spielt Michaelas innere Unruhe sehr gut und so entstehen sowohl zwischen Michaela und Zeke als auch zwischen Michaela und Jared sehr eindringliche Szenen.

Betrachtet man Zeke für sich genommen, erscheint mir alles ein wenig zu idyllisch. Im Staffelauftakt zeigte man kurz, dass seine Gabe auch Konsequenzen hat und so wahnsinnig einfühlsam, wie wir ihn erleben, kann ich mir gut vorstellen, dass er am Ende der Geschichte ein großes Opfer bringen wird – wenn zum Beispiel Michaelas Gefühle für Jared wieder wachsen sollten. Mir drängt sich das Gefühl auf, dass Zeke diese Geschichte nicht lebend überstehen wird und ich gehe auch stark davon aus, dass Jared und Drea sich nicht als Liebespaar erweisen werden, das für die Ewigkeit gemacht ist. Ich finde es etwas enttäuschend, dass man hier in eine ziemlich alte Trickkiste greift, um der Geschichte mehr Würze zu verleihen, doch leider hatten wir dieses Szenario in Staffel 1 schon, als Jared mit Michaelas bester Freundin Lourdes liiert war – und wir erinnern uns noch gut, wie da ausging. Ein anderes Ende sehe ich auch für Jared und Drea nicht, weshalb ich von dem mangelnden Einfallsreichtum etwas enttäuscht bin.

Ein weiterer Punkt, der mich gestört hat, lag an dem Timing, das mir weiterhin etwas off erscheint. Denn erneut hat sich mir der Gedanke aufgedrängt, dass die gezeigten Geschehnisse auch sehr gut zu einem Zeitpunkt passen würden, der sich viel näher nach dem Tod von Grace zugetragen hat. Abgesehen von den bereits erwähnten Kritikpunkten – die ich als eher klein empfinde – hat mir die Dynamik der Episode sehr zugesagt. Zwar erschließen sich einem nicht sofort alle Verstrickungen, doch sowohl bei Bens Suche als auch bei Angelinas Flucht geht es voran und man hat das Gefühl, auf eine konkrete Begegnung hinzusteuern. Zusätzlich dazu war ich positiv davon überrascht, dass wir sowohl Anna als auch Henry wiedergesehen haben und dass ihre Geschichten nicht einfach im Sand verlaufen sind – wie "Manifest" es in früheren Staffeln gern bewerkstellig hat. Auch das Saanvi sich auf einem erfolgreichen Pfad befindet, empfinde ich als zufriedenstellend, obwohl dieses wissenschaftliche Hin und Her bisher eher eine fragwürdige Konstante der Serie darstellte.

Fazit

"Manifest" kann auch mit dieser Folge überzeugen und liefert genau dort ab, wo man es sich wünscht. Wenn das so weitergeht, wird diese vierte Staffel das Highlight der gesamten Serie werden.

Marie Müller - myFanbase

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