Bewertung

Review: #4.10 Die Entscheidung

Foto: Ty Doran & Matt Long, Manifest - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Peter Kramer/Netflix
Ty Doran & Matt Long, Manifest
© 2022 Netflix, Inc.; Peter Kramer/Netflix

Das Finale der ersten Staffelhälfte hat es in sich! Wir sehen die Stones in Aktion und beim Spagat zwischen der Jagd nach dem Saphir und dem Bestreben, an Cals Seite zu sein. Wir sehen Angelina, die eine neue Stufe des Wahnsinns erreicht. Und wir sehen Zeke, der sich wieder einmal als unglaublich selbstlos erweist.

Mein Verdacht, dass Angelina sich den Saphir angeeignet hat, hat sich bestätigt, auch wenn die genauen Umstände ziemlich schwammig sind. War sie es, die Cal angerufen hat? Hat sie aufgrund dieses Gesprächs mitbekommen, dass es den Saphir gibt, wie wertvoll er ist und wo sie ihn finden kann? Leider ist hier nicht alles schlüssig, Fakt ist jedoch, dass Angelina nicht lange zögert und sich mit dem Saphir das beschaffen will, worum ihre Gedanken unablässig kreisen: Eden. Das Calling, das Ben hatte, erschien mir sofort ungewöhnlich, da die Atmosphäre eine ganz andere war als sonst. Der Anblick von "Grace" war zu idyllisch und man konnte sich den Ausgang dieser Szene bereits zusammenreimen, als Ben sich auf den Weg zum Friedhof machte. Dort habe ich es genossen, als Eden sich gegen Angelina und für Ben entschieden hat. Das liegt vor allen daran, dass der religiöse Wahnsinn Angelina zu einer immer abstrakteren Figur macht. Einst konnte man noch mit ihr mitfühlen, doch mittlerweile ist sie so abgehoben, dass man sich nur noch mit viel Mühe und ohne jeglichen Spaß in sie hineinversetzen kann. Leider macht dies Angelina zu einem sehr eindimensionalen Antagonisten, bei dem man nicht die Hoffnung zu hegen braucht, dass ihrer Figur mehr Tiefgang verliehen wird, da sich ihre charakterliche Reise von einer Figur mit Potential eher zurückentwickelt hat und nun eine Figur übriggeblieben ist, die im Verlauf der Serie jegliche Sympathien verloren hat.

Was Angelinas Konfrontation mit Cal sowie mit Ben und Michaela angeht, kann man recht zufrieden sein, da die glühenden Szenen in der Kirche, durch die sich die Lava schiebt, einen guten Kontrast zu dem kühlen Anblick im Flugzeug bildeten, als Angelina und Cal im Kampf um den Saphir aufeinandertrafen. Wieder einmal beweist diese vierte Staffel von "Manifest", sich gut an das Gesagte aus den ersten drei Staffeln erinnern zu können und so bestätigt sich nun Cals Dasein als heiliger Gral, da er es schafft, Angelina in ihre Schranken zu weisen. Der Kampf ist dadurch jedoch nicht beendet. In Hinblick auf die zweite Staffelhälfte verstehe ich das vollkommen, allerdings hätte man die Geschichte rund um Angelina auch an diesem Punkt zu einem Ende bringen können. Ich habe das Gefühl, dass sie schon viel zu oft von den Toten auferstanden ist und so war ich etwas genervt, als Angelina aus den Trümmern gekrochen kam und dann auch noch ein Bruchstück des Saphirs in ihre Handfläche gebrannt hat. Wir können uns in der zweiten Staffelhälfte also auf eine weitere Konfrontation gefasst machen, die der genesene Cal dann hoffentlich eindeutig für sich entscheiden kann.

Die Tat Zekes ist das unangefochtene Highlight dieser Episode. Man schlägt einen bedeutungsschweren Bogen zurück im Ende der zweiten Staffel, als Zeke sein Leben opferte, um Cal aus dem Wasser zu holen, wobei Zeke selbst starb und durch diese uneigennützige Tat sein Todesdatum überlebte. Bereits damals entschied Zeke sich ganz bewusst dafür, sein Leben für das von Cal zu opfern und nun tut er dies ein zweites Mal. Ich habe im Vorfeld kurz überlegt, ob Zeke nicht nur psychische Schmerzen auf sich nehmen kann, sondern auch physische, doch den Gedanken haben ich schnell wieder zur Seite geschoben, da ich ihn für zu weit hergeholt hielt. Tja, diese Episode hat mich eines Besseren belehrt. Zwar befinden wir uns in einer Mystery-Serie, in der man manche Entwicklungen einfach hinnehmen muss, dennoch erschließt sich mir nicht ganz, wie Zeke dazu in der Lage war, Cals Krankheit in sich aufzunehmen. Die Szene war trotzdem sehr ergreifend und die Worte, die Zeke an Michaela richtete, gingen mir unheimliche nahe – und dass, obwohl ich nie ein Fan dieses Paars war.

Kurze Eindrücke

  • Die Sticheleien, mit denen Michaela und Eagan sich in dieser und in den vorangegangenen Folgen bedacht haben, waren herrlich.
  • Ich bin nach #4.09 Der Kompass eigentlich davon ausgegangen, dass Eagan tot ist. Schade, dass ich mich geirrt habe, auf mehr von ihm hätte ich gut verzichten können.
  • Öffnet der Tod von Zeke eine neue Tür für Michaela und Jared? Auch wenn ich finde, dass Zeke, Michaela und Jared in dieser Staffel einen tollen Job gemacht haben und als Freunde gut funktionierten, hoffe ich irgendwie doch, dass Michaela am Ende mit Jared zusammen sein wird.
  • Ich war nicht weniger geschockt als Saanvi, als Gupta ihr in den Rücken gefallen ist.
  • Das Timing zwischen Olive und TJ ist ein wenig eigenartig. Hoffentlich kann man das in den letzten Episoden etwas besser umsetzen.
  • Zu Beginn der Episode sieht man Angelina mit dem Saphir durch die Stadt laufen und es bilden sich Risse in der Straße. Am Ende sind es nicht nur Risse, in den Felsspalten brodelt die Lava. Die bildliche Umsetzung ihres Gemütszustandes ist wunderbar gelungen.

Fazit

Man beendet die erste Staffelhälfte mit dem Tod von Zeke, der mächtigen Angelina und der Verhaftung der 828-Passagiere auf äußerst düstere Weise. Das steigert die Vorfreude auf die finalen zehn Episoden, auch wenn man manchmal den Kopf ausschalten muss und die Geschichte einfach hinnehmen sollte, um die Logik hinter allem nicht zu sehr in Frage zu stellen.

Marie Müller - myFanbase

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