Bewertung

Review: #1.19 Neue Spielregeln

Foto: Sofía Vergara, Rico Rodriguez & Ed O'Neill, Modern Family - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Sofía Vergara, Rico Rodriguez & Ed O'Neill, Modern Family
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Mir fiel bisher auf, dass die Serie immer dann besonders starke Episoden abliefert, wenn ein größeres Familienereignis ansteht, beziehungsweise eine Story, die mehrere bis alle Handlungsstränge verknüpft und dadurch gekonnt abgerundet wird. Als in #1.04 Nichts als Ärger mit der Mutter beispielsweise Claires und Mitchells Mutter auftauchte oder wenige Folgen später in #1.09 Fizbo ist wieder da! als man Lukes Geburtstagsparty zum Besten gab. Episode #1.19 kann zwar nicht ganz an dieses Niveau anknüpfen, enthält aber einige amüsante Momente.

Diesmal ist Phils Geburtstag an der Reihe und er wünscht sich sehnlichst ein neues iPad zum Geschenk. Claire will ihm dabei unter die Arme greifen. Doch ohne zu untertreiben, es läuft alles schief, was nur schief laufen kann, was Phil ziemlich in die Knie zwingt. Währenddessen mimt Cam den Eheretter und Jay, Manny und letztendlich auch Gloria landen in einer Schach-Fetzpartie.

Der Liebesbote

In der Storyline bei Cam und Mitchell war ich anfangs doch etwas geschockt, als man die Männerstimme über das Babyphone hörte. Das war ja nicht sofort klar. Während Mitchell vor Angst erstarrt, ist Cam sofort kampfbereit. Ich finde es gut, dass man den Charakter von Cameron immer wieder aus Klischées befreit und somit den Zuschauer überraschen kann. Er bringt mich zudem sehr häufig zum Lachen. Die Story entwickelt sich nämlich dann in eine andere, weit weniger düstere Richtung. Eine Ehe ist wegen eines Missverständnisses kurz vor der Auflösung und Cam ist auch hier zur Stelle um alles in Ordnung zu bringen. Nicht selten wurde Cams Helfersyndrom bisher thematisiert und auch diesmal ist es der Fall. Beinahe lachend von der Couch fallen ließ mich die letzte Szene, als das nun aufgeklärte Ehepaar darüber spekuliert, ob Cam ein Perverser sein könnte. Tatsächlich verhält sich Mister Tucker ziemlich mysteriös in dieser Episode. Er taucht einfach bei irgendwelchen Fremden auf, mischt sich in private Angelegenheiten ein und hat alle Kenntnisse einzig aus dem Babyphone entnommen. Eine absolut witzige Nebenstory.

Diese enthält auch Mitchells Sorgen, dass er kein gut beschützender Vater ist, da er den Kampfgeist einer Babyrobbe aufweist. Ich finde es übrigens schön, dass man wiedermal zeigt, wie beeindruckt Mitch von seinem Partner Cam ist. Immer wieder befindet sich das Paar wegen einiger Unterschiedlichkeiten in Streitigkeiten. So ist es wohltuend zu sehen, dass eben Mitchell auch sehr angetan ist von den Stärken seines Lebensgefährten. Gleichzeitig will er selbst auch tougher werden und holt sich Kampftipps von seinem Vater Jay. Das ist wieder ein gelungener Schachzug der Autoren. Denn so ergeben sich nicht nur weitere, ungemein witzige Szenen zwischen dem Mitch/Jay-Gespann, wie zum Beispiel als Jay seinen Sohn beinahe bewusstlos würgt, da er so wütend auf Manny ist. Man verknüpft auch den Jay/Manny/Gloria-Nebenpart um die Schachspielerei auf gelungene Weise damit. Es entsteht dadurch ein rundes Bild, da alle Charaktere sich ziemlich in den selbigen Geschehnissen befinden. Das funktionierte bislang einfach stets bestens, wenn die drei Familien aufeinandertreffen und gemeinsame Szenen inne haben.

Wer ist der Schachchampion?

Streng genommen empfinde ich die Schachstory als die schwächste diesmal. Keinesfalls bedeutet dies jedoch, dass sie mies ist. Durch die Jay/Manny-Szenen wurde mir ein weiterer gelungener Aspekt und der rote Faden der Episode bewusst. In allen Geschichten dreht es sich um den Stolz. Phil will mit dem neuesten iPad prahlen. Claire will stolz beweisen können, eine gute Ehefrau zu sein. Bei Cam/Mitchell geht`s um die Beschützerrolle und den Stolz als Vater. Und Jay möchte den Obermacker als Schachkönig in der Familie markieren, doch scheitert daran kläglich. Es ist dermaßen amüsant, wie ihn Manny in nur wenigen Zügen schachmatt setzt und ihm die Uhr abknöpft. Der Blick von Jay dabei ist einfach göttlich. Genauso Mannys Coolness. Ich denke er hat den Schäferzug angewandt, der mir vom Schachspiel auch ein Begriff ist.

Schmunzeln ließ mich auch der weitere Verlauf, als Manny mit seiner neuen Uhr vor Mitchell so aufgeigt. Oder auch die Gloria/Jay-Schachpartie, in die sich vor allem die temperamentvolle Gloria auffällig hineinsteigert. Eigentlich gilt das Schachset als Geburtstagsgeschenk für Phil, was zusätzlichen Witz einbringt. Denn in der Hitze des Gefechts liegen die Schachfiguren letztendlich auf dem Boden, was Phil nur zusätzlich zu verstehen gibt, dass er der große Pechvogel zu seinem Geburtstag darstellt.

Gut gemeint aber...

...liebe Claire, von dir sind wir eigentlich weitaus besseres Organisationstalent gewohnt. Ausgerechnet die sonst so kontrollierte Miss Dunphy pennt auf der Couch morgens wieder ein, als es darum geht ihrem Mann DAS Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Die Situation mit dem iPad finde ich übrigens sehr toll zur Geltung gebracht. Dabei mehr jedoch diese Besessenheit von Personen, die alles dafür tun würden, um als erste/r das neueste Handy, Auto-Accessoires etc. in den Händen zu halten. Das kennen wir heutzutage nur zu gut. Die Serie schafft es dabei gekonnt augenzwinkernd und mit einer ordentlichen Portion Ironie dieses Thema einzubringen. Außerdem kann ich Phils Reaktionen hier ganz gut nachvollziehen. Zu ungern lässt man wohl jemanden anderen das Ding besorgen, wenn man dem so entgegenfiebert. Eben aus Sorge heraus, dass es dann schief läuft. Und wenn man dann sieht, wie es schief läuft, kann das einen wirklich sehr nervös machen.

Kurz zu Claire zurück: Die witzigste Szene ist eindeutig, als sie beim zweiten Applestore eintrudelt und sich Mitch dazugesellt. Ausgerechnet einem Vordrängler muss er seine neu erlernte Kampfkunst zur Schau stellen. Derweil benötigt Claire ja nur eine Kreditkarte. Jawohl, die sonst so ordentliche Claire hat auch noch im entscheidenden Moment ihre Geldtasche Zuhause liegen lassen und da nicht mitgedacht. Wieder ein Punkt, der mir ein breites Grinsen bescherte. Dank Mitchs neuen Kampfgeist fliegen er und Claire gleich aus der Warteschlange. Die Hoffnung auf Phils iPad scheint verloren. Phils Situation bei den Schlagkäfigen und der Geburtstagsparty von dem kleinen Phil punktet auch stellenweise, kann aber insgesamt nicht mit den Claire-Szenen mithalten. Phils bester Moment ist eindeutig dann Zuhause, als er Trübsal blasend alles schlecht redet und dabei so unfreiwillig amüsant ist. Den größten Clou haben die Autoren mit Luke parat. Der kleine Gauner schaffte es mit derben Lügen bei Phils Freunden ein iPad zu ergattern. Hier zeigt sich, dass Luke eindeutig unterschätzt wird. Gewundert habe ich mich jedoch darüber, dass von Alex in dieser Episode keine entscheidende kluge Tat kommt. Sowohl Haley als auch besonders Luke erwiesen sich als weitaus größere Hilfe. Alex durfte wieder den einen oder anderen fiesen Spruch bringen, ist mir aber eindeutig zu sehr im Hintergrund. Eine insgesamt gut gelungene Story, der nur an manchen Stellen der Pepp fehlt.

Fazit

Es ist eine gute "Modern Family"-Episode. Es überzeugen mich beinahe alle Storylines. Schwächelnd empfinde ich nur die Schachthematik bei den Pritchetts. Alle Handlungen wurden aber schön verknüpft. Es wirkt alles recht rund und amüsant. Der allerletzte Kick zur sehr hohen Punktezahl fehlt mir lediglich dabei.

Samuel W. - myFanbase

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