Bewertung

Review: #3.05 Eitelkeiten

Wenn eine Serie, die fast ausschließlich aus Standalone-Folgen besteht, sich anschickt, einen episodenübergreifenden Handlungsstrang einzuführen, ist das prinzipiell schon sehr lobenswert. Wenn in diesem dann auch noch kein Geringerer als Comedy-Genie David Cross eine wiederkehrende Rolle übernimmt, scheint bedingungsloses Sehvergnügen vorprogrammiert. Doch nach dem äußerst vielversprechenden Einstand von Claires neuem Erzfeind Duane Bailey in #3.04 Door to Door erweist sich der zweite Auftritt des selbstgefälligen Stadtrats in #3.05 Hit and Run leider als bittere Enttäuschung.

"Who's Duane Bailey and why do we hate him?"

Dabei liegt das Hauptproblem eigentlich weder in der Konzeption der Figur selbst noch in der Storyline an sich. Vielmehr hapert es an der konkreten Umsetzung, weil das vorhandene humoristische Potential einfach nicht richtig genutzt wird. Denn wenn schon der einzige richtig starke Gag in der Interaktion der beiden Stoppschild-Streithähne, nämlich Baileys großartiger Oneliner "Pretty soon, we're stopping at every single corner. Why don't you ask Canada how that's working out?", so spezifisch ist, dass ihn wohl bloß diejenigen verstehen, die mit der ausgeprägten Vorliebe der Kanadier für All-Way-Stop-Kreuzungen bereits persönlich Bekanntschaft gemacht haben, ist bei der Ausarbeitung der Dialoge wohl eindeutig etwas schief gelaufen. Da kann Bailey auch noch so viele Reden über seine Motivation für das Züchten von Puggles halten oder Claires Beharrlichkeit noch so sehr ins Lächerliche ziehen, mehr als ein müdes Schmunzeln ringt er dem Großteil der Zuschauer damit wohl kaum ab.

"One in a coma, one with a black eye… "

So bleibt das vorerst einzig Positive an Claires Fehde mit dem siegessicheren Bailey letztlich wieder vielmehr die Auswirkung, die ihre Entscheidung, in der Stadtrat-Wahl gegen ihn anzutreten, auf das Familienleben der Dunphys hat. Denn Phil steht offenbar auf einflussreiche Frauen ("Michelle Obama, Oprah, Condoleezza Rice, Serena Williams… Wait a minute!") und will Claire daher in ihrem Vorhaben unterstützen. Oder wie er es so wunderbar ausdrückt: "If you want to fly, I don't want to be the one to hold your feet to the ground. I want to be the one to push you off the cliff". So verspricht er Claire, sich von nun an verstärkt um den Haushalt und die Kinder zu kümmern, damit sie sich ganz auf ihre angestrebte Karriere als zukünftige Stadträtin konzentrieren kann. Dass er Luke im nächsten Atemzug beim Versuch, ein Pflaster zu öffnen, versehentlich ein blaues Auge verpasst, und Alex am helllichten Tag ins Schlummerland befördert, weil er ihr das falsche Antiallergikum verabreicht, entschädigt eigentlich schon mehr als genug für das ansonsten eher maue Drehbuch der Episode. Doch die Art und Weise wie er diese Missgeschicke auch noch vor Claire zu vertuschen versucht und dabei (natürlich!) kläglich scheitert, ist einfach Classic Phil, wie wir ihn kennen, lieben und einfach nicht mehr missen möchten.

"…and one running a crime ring."

Haley werden in letzter Zeit wiederum immer nur die typischen Teenager-Storylines zuteil, so dass man sich unweigerlich nach der etwas gewiefteren und weniger klischeehaft skizzierten Haley aus der zweiten Staffel zurücksehnt. Selbst in ihrem eigenen Nebenhandlungsstrang bleibt sie somit lediglich eine uninteressante Randfigur, da ihr erst der wieder mal absolut hinreißende Luke mit seinen im wahrsten Sinne des Wortes eingefrorenen Vermögenswerten und später dann die Männer der Familie mit ihrem Feldzug gegen den frevelhaften Ausweisfälscher die Show stehlen. Indirekt sorgt sie aber immerhin für einen ausgewogenen Abschluss der Storyline von Mitchell und Cameron. Denn auch wenn diese mit Cams herrlich zweideutigem "I was always a fan of The Muppets, especially the two guys in the theater who wouldn't shut up." im Teaser sowie Lilys maßlos enttäuschtem "You saw the muppet movie without me?" zwei der wohl größten Lacher der Folge verzeichnen kann, kommt sie zum Großteil leider äußerst konstruiert und gezwungen daher. Dementsprechend froh ist man auch, dass die anfängliche Skepsis von Angsthase Mitchell gegenüber Jays Plan, sich das Geld von Haley und ihren Mitschülern wieder zu holen – man denke bloß an sein herrlich entsetztes "No! No weapons!" auf Cams "Shotgun"-Anspruch auf den Beifahrersitz – und seine so stolze Präsentierung der Grasflecken auf seiner Hose, nachdem ausgerechnet er durch ach so heroischen Körpereinsatz verhindert hat, dass der schlanke Halunke in seinen Röhrenjeans entkommt, trotz ihrer Albernheit doch noch so viel Spaß machen.

"I have all the answers!"

Für spaßige Momente sorgt auch die angeblich allwissende Gloria, sei es nun durch ihre herrliche Reaktion auf Mannys Wunsch, zu Hause unterrichtet zu werden ("Really, Manny? You want me to learn you English?") oder ihre seltsam aufmunternden Worte an die mit Selbstzweifeln kämpfende Claire. Glorias leicht makabre Geschichten aus ihrer kolumbianischen Vergangenheit sind insbesondere gepaart mit der scheinbar so selbstverständlichen Nüchternheit, mit der sie sie erzählt, einfach immer wieder ein Genuss. So kann man angesichts ihrer bizarren Schönheitswettbewerb-Anekdote auch wohlwollend über den eher unnötigen Subplot von Jay hinwegsehen, der bis auf den großartigen Samm Levine als Gastdarsteller kaum etwas zu bieten hat.

Mit einigen starken Momenten, aber teilweise hart an Belanglosigkeit grenzenden Nebenhandlungen und sichtlich unterforderten Gaststars reiht sich #3.05 Hit and Run nahtlos in die bislang recht unausgegoren wirkende dritte Staffel ein. Gott sei Dank bleibt dabei aber zumindest auf Phil, Luke und Gloria stets Verlass, sodass man sich um die Serie noch lange keine Sorgen zu machen braucht.

Paulina Banaszek - myFanbase

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