Deutschland sucht den Superstar, Staffel 5 (2008)
Ausstrahlung: 08.03.2008 bis 17.05.2008
Jury: Dieter Bohlen, Anja Lukaseder, Andreas "Bär" Läsker
Sieger: Thomas Godoj
Wenn man mal Bohlens Kommentare beiseitelässt, dann war Staffel 5 gut. Wirklich gut sogar. Darf man heutzutage noch zugeben, dass man eine DSDS-Staffel jenseits der Debütstaffel genossen hat? Das "wenn" ist schnell abgehandelt: Bohlen musste natürlich mal wieder den obligatorischen Nicht-Sänger, den so ziemlich jede Staffel aufweist, durchdrücken. Die Personalie trug diesmal den Namen Benjamin Herd, konnte nicht singen, war um die sechzehn Jahre alt und hatte die leicht prollig anmutende Persönlichkeit, die Jungen in diesem Alter manchmal haben. Weiterhin zu nennen: Unter die Gürtellinie gehende Attacken gegen die Kandidatin Rania Zeriri, die mit konstruktiver Kritik nichts, dafür aber mit Mobbing und übler Nachrede (Stichwort "nebulöse Haschisch-Vorwürfe") sehr viel zu tun hatten.
Ansonsten war die Staffel aber durchaus genießbar und unterhaltsam, das erste Mal seit Jahren, dass DSDS wieder eine Art Wohlgefühl auslöste.
Es fing schon im Recall an, als Rania mit ihrem Part bei "Have I Told You Lately" ein echtes Highlight ablieferte. Du singst wie ein Star und du siehst aus wie ein Star – so oder so ähnlich war Bohlens Reaktion darauf. Nach einem schönen Auftritt mit "Colors of the Wind" im Casting folgte hier der zweite phantastische Auftritt von Rania, der sie in die Favoritenrolle rückte.
Auch Monica und Stella konnten mit "No One" bzw. "Soulmate" im Recall Glanzpunkte setzen und ja, diese Ansicht mag kontrovers erscheinen, aber beide Versionen mussten sich nicht vor den Originalen von Alicia Keys bzw. Natasha Bedingfield verstecken, ganz im Gegenteil – und das sage ich als riesiger Alicia-Fan.
Ranias Stimme fing leider in den Liveshows an zu schwächeln. Manche Lieder, die man ihr gab, waren wohl nicht unbedingt für sie geeignet, wenn man bedenkt, dass ihr Stimmumfang nach einer Stimmband-OP erheblich geschmälert worden war. Sicher haben aber auch der Druck und Bohlens unangebrachten Kommentare ihren Einfluss auf ihre Leistungen gehabt. Manche Menschen kommen mit Druck besser klar, andere weniger – bei Rania war wohl leider Letzteres der Fall, DSDS und Bohlen schienen ihr jede Freude an der Musik zu rauben.
Nachdem Rania herausflog, suchte sich Bohlen ein neues Opfer und versuchte Linda und Monica gegeneinander aufzuhetzen – so gab er sich Mühe, mitten in einer Liveshow aus Linda negative Kommentare über ihre Konkurrentin herauszukitzeln. Glücklicherweise verweigerten sich die beiden Mädchen – weitgehend – den Manipulationen von Bohlen und RTL. Ebenfalls wacker hielt sich Jurorin Anja Lukaseder, die Bohlens Empörung über sich ergehen lassen musste, weil sie es gewagt hatte, für Benjamin Herd "Senorita" auszusuchen. Wo kämen wir auch hin, wenn man von Castingkandidaten verlangen würde, Songs zu singen, die musikalisch ein Level über "Schni-schna-schnappi" liegen?
Die letzten vier im Rennen waren alle ihres Platzes würdig. Ob Linda, Monica, Thomas oder Fady – die Mischung war wirklich gut, interessant und spannend. Zum ersten Linda mit ihrer riesigen Röhre, die zwar manchmal leicht zum Schreien neigte, aber zweifelsohne singen konnte und Riesentalent mitbrachte. Zum zweiten Monica als klassische Popsängerin in der Tradition von Natasha Bedingfield & Co. Zum dritten Thomas als Vertreter des Rocks und last but not least Fady (sein Debütalbum: "Blessed") als Gesicht des Schmusesouls. Thomas gewann schlussendlich und das nicht unverdient, auch wenn Fady etwas talentierter war.
Bester Moment:
Rania überreicht Bohlen holländischen Käse. Die Auftritte von Rania Zeriri mit "Colors of the Wind" und "Have I Told You Lately", Monica Ivkic mit "No One", Stella Salato mit "Soulmate", Thomas Godoj mit "Chasing Cars" und Fady Maalouf mit "She's Like the Wind" und "All By Myself".
Bizarrster Moment:
Bohlens Ausfälle gegenüber Rania. Seine Meckertirade gen Anja Lukaseder, die es tatsächlich gewagt hatte, seinem Lieblingskandidaten Benjamin Herd einen Song zu geben, bei dem man – Schock, Horror – singen muss. Thomas Godojs Siegersong "Love Is You" – was zur Hölle hat sich Alex Christensen dabei gedacht?
Was aus dem Sieger wurde:
Sein Debütalbum "Plan A!" wurde mit Platin zertifiziert. Sein Zweitalbum "Richtung G" schaffte es "nur" in die Top 15 und konnte keinen längeren Chart-Run hinlegen. Allerdings gelingt es ihm heutzutage, sich seinen Lebensunterhalt mit Auftritten zu verdienen.
Eva T. - myFanbase
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