Ben Howard
Menschen denken gerne in Schubladen. Schließlich hilft das ungemein, die komplexe Welt da draußen zu ordnen, um sich besser in ihr orientieren zu können. So werden auch in der Musik, in dem oft verzweifelten Versuch, Künstler zu definieren, immer wieder die verschiedensten Kategorien herangezogen – seien es nun konkrete Genre-Bezeichnungen oder einfach nur Label wie "Indie", "Mainstream" oder auch "Gute-Laune-Musik". Derartiges Abstempeln von Bands birgt jedoch auch immer die Gefahr, vorschnell zu urteilen und dadurch der Komplexität ihrer Musik nicht gerecht zu werden oder gar falsche Erwartungen zu schüren, die zwangsläufig enttäuscht werden müssen. Manch einem Musiker ist das schon zum Verhängnis geworden.
Auch für den 23-jährigen Singer/Songwriter Ben Howard wurde schnell eine Schublade gefunden, die ihm in seiner gerade aufblühenden Karriere wohl Fluch und Segen zugleich sein wird. Denn so sehr es sich spätestens seit der Veröffentlichung seines offiziellen Musikvideos zu "Old Pine" auch anbietet, den blonden, bartlosen Briten als surfenden Bonvivant à la Jack Johnson, Donavon Frankenreiter oder auch Jason Mraz abzutun, offenbart genaueres Hinhören, dass er doch eigentlich vielmehr zur vollbärtigen Flanellhemd-Fraktion gehören müsste. Schließlich erinnert doch seine warme, wunderbar rauchige Stimme so sehr an den großartigen Ray LaMontagne und das außergewöhnlich rhythmische Gitarrenspiel auf seinem Debüt so stark an Junip-Vorzeigeschild José González.
Selbst wenn Ben Howard sein Surferboy-Image also rasch zu wohlverdientem internationalen Erfolg verhelfen sollte, werden sich gleichzeitig wohl auch viele Verehrer der eher traurigen Zunft der Rauschebart-Barden davon abschrecken lassen. Dabei sollten doch eigentlich gerade diese bei Songs wie dem schlicht atemberaubenden "Black Flies" aufmerksam die Ohren spitzen. Denn hier beschränken sich jegliche Surfer-Assoziationen auf die karge und doch so mächtig wirkende Produktion, die so rau anmutet wie die englische Küstenlandschaft, sowie die schlicht perfekte Sound-Welle, die allmählich anrollt und so gewaltig scheint, dass einem fast schon ein wenig unheimlich wird. So überkommt einen am Kamm dieser Monsterwelle auch unweigerlich eine Gänsehaut, wenn der erfahrene Surfer mit voller Wucht "So here we are" in den Wind schmettert und auch noch eine derart schaurig-schöne Instrumental-Passage folgen lässt, als würde er hinzufügen wollen: And we're not going anywhere.
In welche Schublade man ihn also auch immer stecken möge: Ben Howard ist gekommen, um zu bleiben.
Paulina Banaszek - myFanbase
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