Bewertung

Review: #4.13 Das Rad der Zeit

Foto: Jonathan Jackson, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Jonathan Jackson, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Geht es nur mir so oder hatte diese Folge tatsächlich nach langer Zeit mal wieder einen Schwerpunkt auf der Musik? Mir persönlich fiel das gleich in mehreren Handlungssträngen positiv auf und zeigte nach viel Drama in den vergangenen Wochen, dass es der Serie durchaus gut tut, sich auf ihren eigentlichen Kern zu besinnen. Schließlich lassen sich auch in diesem Zusammenhang interessante Geschichten erzählen und dass sowohl im geschäftlichen, als auch im privaten Bereich.

Der Schwerpunkt lag zwar definitiv auf der Business-Seite, aber hier auch gleich mit einer Reihe ganz unterschiedlicher Ansätze. Raynas Büroalltag vermittelte da schon einmal einen ganz netten, wenn auch oberflächlichen Eindruck. Man könnte meinen, ein Labelboss sitzt den ganzen Tag nur in Meetings, um sich Musik anzuhören. Ganz so wird es im realen Leben zwar nicht sein, aber eine Album-Listening-Session oder ein persönliches Vorspielen eines Künstlers waren interessant zu sehen, zumal dabei auch noch gute Musik präsentiert wurde und insbesondere Vita mit ihrer Gitarren-Akustik-Version nicht nur glänzen, sondern auch emotional berühren konnte. Weniger zu überzeugen wusste dafür ihre Geschichte mit dem Gelddiebstahl im Beverly. Gefühlt habe ich diese Story schon hundert Mal in ähnlicher Form gesehen und sie wird dadurch auch nicht besser. Da hätte man sich doch wirklich mal etwas Spannenderes einfallen lassen können, um diesen Charakter einzuführen. Ihre Lebensgeschichte, übrigens auch nicht gerade innovativ, bietet doch ausreichend Stoff, um andere Probleme aufzugreifen. Ihre Musik ist ja bereits ein Ausdruck ihrer bewegten Vergangenheit. Der Cliffhanger war dann auch nur bedingt spannend. Wer glaubt denn bitte ernsthaft, dass Vita etwas zugestoßen sein könnte? Das wäre die ganze Handlung nicht wert gewesen.

Interessant wurde es in der Story um Luke und Riff. Ich denke, es ist durchaus realistisch, dass man nach einer so langen off Stage Pause wie sie Riff hatte, tatsächlich Probleme damit hat, gesanglich als auch an der Gitarre wieder so präsent und professionell zu sein wie einst. Die Reaktion von Riff auf die Vorwürfe von Lukes Bandkollegen zeigte uns auch gleich eine recht unerwartete Facette seines Charakters. Da sprachen meines Erachtens nicht nur Starallüren und gekränkte Eitelkeiten aus ihm, sondern es scheint generell etwas in ihm zu Brodeln oder zumindest hat er cholerische Züge an sich, die der Figur bei ihrem zweiten Auftritt schon ein kantigeres Profil verleihen, als den ehemaligen und inzwischen zahmen Rockstar, der zuletzt nur noch ein harmonisches Familienleben führte. Für die weitere Dramatik in Lukes Situation wurde meines Erachtens jedoch die Chance vergeben, seine prekäre Lage mit einem möglichen Versagen von Riff weiter eskalieren zu lassen. So war es fast schon schade, dass Riff bei seinem Auftritt im Beverly bereits wieder zu alter Form auflief. Das wiederum erschien mir nämlich eher unrealistisch angesichts dieser Geschwindigkeit. Ich bin jedoch gespannt, ob es zwischen Luke und Riff im nun anstehenden Tourverlauf nicht doch noch zu weiteren Problemen kommen wird. Gut gefiel mir auch, wie diese Handlung mit weiteren Geschichten verknüpft wurde, nachdem Luke zuletzt doch eher abseits der restlichen Charaktere agierte. Dieses Mal gab es mit Riffs Auftritt in Deacons Bar, aber auch mit der kurzen Unterhaltung von Deacon mit Luke und der Erwähnung, dass Colt in der Stadt ist, eine gelungene Einbettung in eine sich insgesamt viel harmonischer anfühlende Gesamthandlung.

Auch Will machte neue Erfahrungen im Musikbusiness. Und ich bin da ganz bei ihm. Warum sollte er sich einem Label anschließen, die sich so einseitig auf eine Zielgruppe fokussieren und dabei außer Acht lassen, dass sich ein persönlicher Musikgeschmack nun wirklich nicht an der sexuellen Orientierung des Künstlers festmachen lässt? "Who I am is not a gay country singer. I’m a country singer, who happens to be gay.“ So bin ich einfach froh, dass Will sich auf dieses Abenteuer nicht eingelassen hat und er inzwischen das nötige Selbstvertrauen gefunden hat, zu seiner Sexualität zu stehen und trotzdem Musik um der Musik Willen machen zu wollen. Die Szene im Café deutet nun also die weitere Richtung für ihn an. Dazu würde ich mich persönlich auch für ihn freuen, wenn es auch im privaten Bereich wieder zu einer interessanten Begegnung kommen könnte.

Ein ganz großer Dank geht in dieser Folge auch an Glenn. Ich liebe ihn für seine klaren, aber stets auch von Herzen kommenden Ansagen an seine Schützlinge, die sich wirklich glücklich schätzen können, einen nicht nur geschäftstüchtigen, sondern auch väterlichen Freund an ihrer Seite zu haben. Das war schon während seiner Zusammenarbeit mit Juliette so und führt er nun nahtlos auch bei Layla weiter. Er hat einfach das richtige Gespür für die Situation. Umso schöner ist es, dass seine Worte bei Layla auf Gehör zu stoßen scheinen. Inzwischen glaube ich auch wirklich, dass sie sich mittels Avery gar nicht an Juliette rächen will, sondern es tatsächlich so war, wie Glenn es formulierte. Nach ihrem schweren Verlust von Jeff, hat sie sich in Person von Avery an den nächstbesten geklammert. Ich hatte zwischenzeitlich wirklich die Befürchtung, wir müssen uns jetzt längere Zeit mit ihrer Eifersucht auf Averys neue Bekanntschaft abfinden, aber das scheint jetzt hoffentlich bereits aus der Welt zu sein. Das würde dann auch für Layla und ihre positive Charakterentwicklung sprechen.

Und wo ich gerade bei Avery bin, so war sein Handlungsfaden in der Episode durchaus vergleichbar mit dem von Vitas Diebstahl. Es ist einfach ähnlich abgegriffenes Erzählmittel, dass er bei seinem Date wohl nahezu durchgehend von seiner Beziehung mit Juliette gesprochen hat. Ich bin daher froh, dass wir das nicht auch noch in epischer Breite vor Augen geführt bekamen, sondern doch recht schnell off Screen abgehandelt wurde. Es war dennoch schön, Avery wieder gelöst und nicht so voller Wut wie in den letzten Folgen gesehen zu haben. Dieser kleinen Nebenhandlung wurde für meinen Geschmack fast schon zu viel Raum gewährt, aber letzten Endes hatte sie immerhin zwei Funktionen, nämlich zum Einen als Anlass für Lylas Eifersucht und zum Anderen aufzuzeigen, dass er sich emotional von Juliette noch nicht gelöst hat und dies vielleicht auch nicht werden wird oder gar wirklich will. Hayden Panettieres Rückkehr nach "Nashville" steht ja nun unmittelbar bevor und wird uns darauf womöglich schon bald eine Antwort geben.

Eine schöne Entwicklung hat inzwischen Colt durchlaufen. Anfangs war er für mich einfach immer nur der Sohn von Luke, der zufällig auch noch was mit Maddie hatte. Ein kleiner, belangloser Nebenplot, der mich aber auch nicht wirklich störte. Durch seine Beobachterrolle im Rahmen von Jeffs tragischen Todessturz, kam seiner Figur aber mehr Bedeutung zu und sein Zerwürfnis mit Luke ist für mich verständlich und nachvollziehbar. Dass dadurch seine Beziehung zu Maddie litt, war ersichtlich und ihre Reaktion in der "letzten Folge" durchaus konsequent. Eine Antwort blieb er da noch schuldig, aber nun bekennt er sich zu seiner Freundin, muss aber zugleich feststellen, dass sie gemeinsame private Momente in ihrem Song verarbeitet hat und sich ihre Ansichten langsam aber sicher auseinander entwickeln. In diesem Konflikt spielt Maddie in meinen Augen wieder einmal den unnachsichtigen, nervigen Teenager. Während sie zwar im Verlauf erste Zweifel plagen und sie realisiert, wie sehr Colt sie stets unterstützt hat, fällt aber auch zunehmend auf, wie sehr Maddie inzwischen unter dem Einfluss von Cash steht. Diese versucht doch recht offensichtlich, fast schon eifersüchtig, Maddie von Colt fernzuhalten. Doch was genau steckt dahinter? Gefällt sie sich so sehr in der Rolle der Mentorin und benötigt Maddies Bewunderung für ihr eigenes Ego oder steckt gar mehr dahinter und sie erhofft sich persönliche Zuneigung, die über eine Freundschaft hinausgeht? Colts Wunsch, in seinem Leben etwas Sinnvolles zu tun ("Don’t you wanna do something that matters?" wird die Zukunft dieser Geschichte weiter prägen, denn offenbar spielt er mit dem Gedanken, zur Armee zu gehen. Hier ist also weiteres Drama vorprogrammiert, das bestimmt nicht nur Maddie, sondern auch Luke involvieren wird. Kein einfaches Thema, aber richtig angepackt, könnte das sogar funktionieren.

Randbemerkungen:

  • Auf ein weiteres Alkohol-Drama in "Nashville" kann ich gut und gerne verzichten. So ganz nachvollziehbar ist Frankies Griff zur Flasche für mich auch nicht. Ich habe zwar Verständnis dafür, dass er sich von Deacons Entscheidungen in Bezug auf das Beverly übergangen fühlt, aber muss es denn gleich so weit gehen? Da ich mit Frankie als Charakter ohnehin nicht viel anfangen kann, geht mir dieses Drama schon jetzt auf die Nerven.
  • Die gleichmäßige Aufteilung der Tantiemen zwischen Scarlett und Gunnar ist nicht nur für die beiden, sondern auch für mich die logische Konsequenz. Die beiden sind vor allem als Team stark und auch wenn die Leistung in Form eines Songs nur von einer Partei stammt, ist sie durch den Partner beeinflusst. Das ist doch eine schöne Erkenntnis. Und es wird wohl keinen wundern, wenn dieses Teamwork nicht bald auch wieder eine große Rolle in ihrer privaten Beziehung spielen wird.

Fazit

Auch wenn sich viele Probleme allzu schnell in Wohlgefallen auflösen und man sich hier und da recht altbekannter Dramaturgien bedient, weiß diese Folge vor allem auch durch die kluge erzählerische Verbindung der unterschiedlichen Handlungsstränge zu überzeugen. Hier stand keine Geschichte allein für sich und so bleibt eine harmonisch, stimmige Mischung, die die Folge trotz kleiner inhaltlicher Schwächen zu einer klar überdurchschnittlichen Ausgabe dieser vierten Staffel macht.

Jan H. – myFanbase

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