Review: #4.14 Ein großer Schritt
Ob bereits seit längerer oder erst seit kurzer Zeit im Fokus, in "What I Cannot Change" lösen sich manche Konflikte scheinbar problemlos von jetzt auf gleich, während andere Geschichten mit Potential direkt im Keim erstickt werden. Dazu gesellt sich eine gute Portion Vorhersehbarkeit und die recht einfallslose Rückkehr eines Hauptcharakters. Nein, mit dieser Episode tut sich die Serie in meinen Augen leider keinen Gefallen.
Die größte Enttäuschung bietet für mich der bereits seit Jeffs Tod ausgetragene Konflikt von Luke und seinem Sohn Colt. Schon über dessen spontanen Entschluss, sich der Armee anzuschließen, lässt sich durchaus zwiespältig diskutieren. Im Fokus meiner Kritik steht jedoch vielmehr die Art und Weise, wie schnell sich Luke von Colt überzeugen lässt und damit im gleichen Atemzug der Streit der beiden vom Tisch ist. Zusätzlich stößt mir bitter auf, dass diese Versöhnung off screen, also außerhalb des Bildschirms, stattfindet. So verpassen wir Zuschauer ausgerechnet diese für mich durchaus wichtige Aussprache, durch die sich Vater und Sohn wieder annähern, indem Colt seine Beweggründe darlegt, die ihn zu diesem Schritt veranlassen. Das ist einfach nur enttäuschend und unzufriedenstellend als Auflösung dieser so lange thematisierten Handlung. Zugutehalten will ich der Sache immerhin noch, wie sich Luke vor allem in dieser Folge verhalten hat. Es wurde deutlich, wie sehr die Trennung von Colt an ihm nagt, zugleich blieb er endlich einmal hartnäckig und ließ sich nicht ein weiteres Mal brüsk zurückweisen. Zudem zeigt er sich als treusorgender und liebender Vater, der ernsthaft besorgt um die Sicherheit seines Sohnes ist. Dass macht es umso mehr schade, dass wir nicht mitanhören können, wie Colt ihm diese Zweifel und Besorgnis nehmen konnte.
Ein wenig anders stellt sich die Situation bei Deacon und Frankie dar. Während Letzterer erst in der vergangenen Folge erstmals seit 15 Jahren wieder zur Flasche greift, scheint mit dem Ende der neuen Ausgabe das ganze Drama schon wieder vorbei zu sein. Ich bin nun wirklich nicht traurig darüber, aber aus erzählerischer Sicht ist das einfach ein absoluter Totalausfall. Warum muss man dieses Fass aufmachen, wenn sich ohnehin gleich alles wieder erledigt hat? Das hätten die beiden auch in einem simplen Streitgespräch klären können, anstatt einen über lange Zeit trockenen Alkoholiker wieder rückfällig werden zu lassen. Nun ist zwar noch nicht gesichert, dass es nicht doch weitere Rückfälle geben wird, aber so recht glauben, mag ich nach Frankies Auftritt bei den Anonymen Alkoholikern nicht. Aus meiner Sicht wäre es ohnehin besser gewesen, wenn man Deacon bei der Eröffnung einer Bar in Andenken an seine Schwester keinen Partner zur Seite gestellt hätte. Die Figur des Frankie kam mit Beginn dieser Handlung aus dem Nichts, blieb seit ihrer Einführung blass und, so wie der Charakter auch angelegt ist, wortkarg. Mir fehlt einfach jede emotionale Bindung zu ihm und damit ist mir auch sein persönliches Schicksal mehr oder weniger egal. Etwas mehr Profilschärfe in der Charakterzeichnung wäre wünschenswert gewesen. Nun bleibt nach der ganzen Sache tatsächlich die Hoffnung, dass Deacon wieder eine spannendere Storyline erhält.
Verschenktes Potential gibt es derweil bei Will. Mir gefiel nämlich die Idee, ihn seine Musik als Independent Artist selbst produzieren zu lassen. Da er als Songwriter bereits Erfolge feiern konnte, schien dieses Unterfangen durchaus realistisch. Eine kleine Schreibblockade hat sicher jeder Künstler schon einmal erlebt und die Idee, mit Hilfe seiner Freunde neue Impulse zu erhalten, schien mir ebenfalls plausibel und vielversprechend. Für einen kurzen Augenblick hatte ich sogar die leise Hoffnung, die Autoren würden uns ein Wiedersehen mit Kevin bescheren. In meinen Augen ging diese Beziehung viel zu früh in die Brüche und die beiden gaben einfach ein schönes Paar ab. Letztendlich beschränkt sich Wills Erinnerung aber dann doch nur darauf, dass er gemeinsam mit Kevin seine bislang beste Arbeit ablieferte, die er schließlich Luke zur Verfügung stellte. Die Bitte an diesen, ihm seine Songs wieder abzutreten, war also nur konsequent und verständlich. Warum Luke ihn beim ersten Versuch im Regen stehen ließ, konnte Will ja nicht ahnen, dennoch war sein Auftreten beim zweiten Versuch doch etwas überzogen. Der durch seinen Sohn inzwischen geläuterte Luke wusste aber tatsächlich zu überraschen, als er Will wieder bei seinem Label willkommen hieß. Das ist wirklich eine schöne Geste, die für Luke spricht. Dennoch bin ich auch ein wenig enttäuscht, dass man damit die Gelegenheit fallen ließ, Will auf dem Weg als Herr über seine eigene Musik zu zeigen. Als bekennender Will-Fan bin ich jetzt trotzdem gespannt, wie es mit seiner Karriere als Country Sänger weiter gehen wird. Ich gönne ihm wirklich den Erfolg und wünsche mir, dass sich die Autoren beim Erzählen seiner weiteren Geschichte erneut Zeit nehmen, behutsam mit seiner Figur umgehen und seinen Charakter nicht mit Gewalt verbiegen.
Ziemlich vorhersehbar lief es in der Handlung um Layla ab. Mir tut sie ehrlich gesagt nur noch Leid. Kann sie denn nicht auch einmal etwas Glück und Erfolg haben? Seit ihrem ersten Auftritt in "Nashville" ist sie sicher eine der tragischsten Figuren überhaupt. Ich habe sie mittlerweile in mein Herz geschlossen und freue mich darüber, dass es die Autoren bei ihrer Charakterentwicklung geschafft haben, ähnlich wie einst bei Avery, durch ihre verletzliche Seite auch mit ihr fühlen zu können. Ich habe mich gefreut, dass ihr Auftritt im Label auf positives Echo stieß, aber bereits mit der Einladung von Autumn Chase zum Auftritt von Scarlett und Gunnar im Bluebird war es bereits abzusehen, dass es am Ende dieses Duo sein wird, das als Opening Act mit auf Tour gehen darf. Das lässt Layla also erneut einen herben Rückschlag erleiden und in ihrer Enttäuschung wird sie dann auch noch allein gelassen, da ihr Anruf, vermutlich bei Avery, nur auf der Mailbox landet. So sehr ich auch mit Layla leide, ist dieser weitere Rückschlag für uns Zuschauer aber auch wesentlich spannender, als Scarlett und Gunnar dabei zu beobachten, wie ihnen einmal mehr der Erfolg ohne größeres Zutun in den Schoß fällt. Ihr Können ist unbestritten, auch ihr Auftritt im Bluebird gefiel mir wieder sehr, aber ihrem Handlungsfaden fehlt es gerade einfach an Spannung, der, und da sind wir wahrscheinlich wieder bei der Vorhersehbarkeit, letzten Endes wohl darin gipfeln wird, dass die "Exes” bald auch wieder privat vereint sein werden.
Juliette ist zurück und ich muss überraschenderweise feststellen, dass sie mir gar nicht gefehlt hat. Das ist eigentlich eine traurige Entwicklung, zählte ihr Handlungsstrang mit Avery doch in der Vergangenheit zu meinen Favoriten, zumindest so lange bis Cadence zur Welt kam. Insgesamt hatte ich einfach mit einem größeren Auftritt oder einer spannenderen Handlung gerechnet, nachdem Hayden Panettiere zuletzt in "#4.07 Can't Get Used to Losing You" zu sehen war. Grundsätzlich verlief jedoch alles wie es zu erwarten war: Juliette wünscht sich mehr Zeit mit Cadence, ein Jobangebot ist aber zu verlockend, Avery ist sauer, Juliette entscheidet sich um, Avery macht einen Schritt auf sie zu. Vorhersehbarkeit spielte damit auch hier eine große Rolle, denn ein Rückfall in alte Verhaltensmuster, nämlich die Karriere über die Familie zu stellen, war doch unwahrscheinlich. Zwischenzeitlich hatte man zwar diesen Eindruck, aber den x-ten Aufguss dieses Vorgehens wollte man uns zum Glück dann doch nicht verkaufen und hätte ihre Therapie auch vollkommen ad absurdum geführt. Immerhin will ich der Handlung aber zu Gute halten, dass Juliettes liebevoller Umgang mit Cadence glaubhaft und schön anzusehen war. Auch das von ihr vorgetragene Schlaflied gefiel mir sehr gut, wenn damit auch inhaltlich und mit der Inszenierung des heimlichen Zuhörens von Avery etwas zu sehr der Holzhammer geschwungen wurde. Schließlich war Averys Entgegenkommen am Folgenende nur noch die logische Konsequenz des zuvor Gesehenen. Jetzt hoffe ich vor allem, dass Juliette für den Rest der Staffel auch noch eine eigene Geschichte erhält und es nicht, wie zu erwarten, auf eine Wiedervereinigung mit Avery hinausläuft.
Bezüglich der Handlung um Rayna und ihrer Sorge um Vita kann ich mich kurz halten: das war überflüssig. Es gab absolut keine neuen Erkenntnisse und so sollte ihr Verschwinden offenbar nur das Thema "ungelöste Fälle verschwundener Personen“ aufmerksamkeitsstark thematisieren. Das kann man durchaus tun, aber mir persönlich nahm das einfach zu viel Raum ein.
Fazit
Richtig überzeugen konnte in dieser Folge keine der Geschichten. Vorhandenes Potential wurde in den meisten Fällen nicht genutzt und entweder zu schnell und einfach aufgelöst oder entwickelte sich in vorhersehbare oder unbefriedigende Richtungen. Vor allem von Juliettes Rückkehr nach ihrer langen Abwesenheit hatte ich mir mehr versprochen. Am besten gefielen mir noch die Handlungsstränge meiner beiden aktuellen Lieblingscharaktere Will und Layla.
Jan H. – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: What I Cannot ChangeErstausstrahlung (US): 06.04.2016
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 06.09.2016
Regie: Lily Mariye
Drehbuch: Taylor Hamra
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