Review: #4.15 Kunst und Geschäft
Vergangenheitsbewältigung und Zukunft prägen die neueste Ausgabe von "Nashville". Dabei treffen alte Bekannte aufeinander und frühere Ereignisse holen unsere Protagonisten ein. Während die einen profitieren, bleiben andere auf der Strecke.
"I guess sometimes the person we learn the most from isn’t the person we end up with."
Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass die Autoren Kevin noch einmal zurückholen werden, obwohl ich in der vergangenen Woche noch darauf gehofft hatte. Umso mehr habe ich mich auf das Wiedersehen gefreut. Die Umsetzung des Ganzen war aber allenfalls mittelmäßig, denn natürlich musste man Kevin bereits eine neue Beziehung anhängen und Will daraufhin den Eifersüchtigen spielen lassen. Das war weder besonders kreativ noch innovativ. Außerdem wurde diesem Aufeinandertreffen auch sehr wenig Zeit in dieser, hinsichtlich der erzählten Geschichten, ohnehin viel zu vollgepackten Episode eingeräumt. Ich hätte zum Beispiel auch gerne gesehen, wie die beiden gemeinsam an den Songs arbeiten, da wurde sich doch sicher auch unterhalten und nicht zur Beginn und am Ende. Schade. Da wurde gutes Potential verschenkt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir Kevin nun noch ein weiteres Mal sehen werden. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass diese Szenen nur noch einmal dazu dienen sollten, Wills Bewältigung im Umgang mit seinem Outing abzuschließen. Kevins an Will gerichtete und hier zitierte Worte bringen das dann auch sehr gut auf den Punkt.
"So please if you can’t be my manager just please tell me that you’ll be in my life."
Ich bin tatsächlich erleichtert, dass nach der überstandenen Therapie noch immer die alte Juliette durchblitzen darf. Damit meine ich natürlich ihren Ehrgeiz und ihre Sturheit, mit der sie ihre Vorstellungen ohne Rücksicht auf Verluste durchzieht. Das bekam hier zum Beispiel Emily zu spüren, die Juliettes Wünsche in die Tat umzusetzen hatte. Es gefällt mir einfach gut, dass man diese so charaktertypischen Eigenschaften nicht gänzlich fallen lässt und diese nun mit ihrem neu gefundenen Ich verknüpft. Außerdem ist es schön, dass sich bei ihr nicht alles auf Cadence und Avery fokussiert, sondern auch Glenn eine Rolle spielt, der ein wichtiger Mensch ihrer Vergangenheit ist, nämlich ein väterlicher Freund, auch wenn sie das bisher kaum einmal ihm gegenüber formulieren konnte. Eine Versöhnung der beiden ist daher nur folgerichtig und Juliette-typisch wurde dafür der große Auftritt gesucht. Das ist nun einmal ihr Ding. Ich fand es zwar etwas simpel inszeniert, dass gerade einmal wenige Worte ihres Songs für Glenn ausreichen, um diesem und dem Opry-Publikum die Tränen in die Augen zu treiben, aber die Message stimmte und insbesondere auch ihre Worte danach. Für sie ist Glenn nicht nur ihr Manager, sondern ein wichtiger Teil ihres Lebens und ihrer Familie. Diese Erkenntnis war es wert, noch einmal thematisiert zu werden. Nebenbei entspannt sich auch ihr Verhältnis zu Avery zunehmend und auch aus dessen Worten ist herauszuhören, dass in dieser Beziehung, das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen ist.
"You were in Atlanta when Jeff died. I mean you know what happened in a way that nobody else does."
Ihrem Charakter treu bleibt auch Layla, indem sie ihr Wissen über Jeffs Tod als Druckmittel gegen Luke einsetzt. Das tut sie durchaus auf raffinierte Art und Weise, indem sie mit diesem verblümten Halbsatz an ihr Ziel gelangt. Dabei will ich ihr sogar zugutehalten, dass sie sich in ihrer verfahrenen, beruflichen Situation womöglich tatsächlich nicht anders zu helfen weiß. Ihr Alleingang mutet vielleicht etwas seltsam an, da Glenn als ihr Manager in diesem Zusammenhang plötzlich gar keine Rolle spielt. So ganz durchschauen kann ich Laylas Motivation für ihre Handlungen nicht nur gegenüber Luke, sondern auch Avery aber noch nicht. Spielt Rache an den an Jeffs tragischen Unfall Beteiligten doch eine größere Rolle als zuletzt vermutet oder ist sie trotz Glenns Kopfwäsche doch mehr an Avery interessiert als gedacht? In Bezug auf Luke spielt sie ihr Wissen jedenfalls gnadenlos aus. Bei Avery bin ich unschlüssig, ob sie einfach nur Juliette das Glück mit Avery nicht gönnt oder ob sie eben doch weiter in ihn verliebt sein könnte. Beide Varianten scheinen möglich in ihrem Versuch, Avery als Bandleader mit auf Tour zu nehmen und ihr böser Blick im Auto beim Anblick von Juliette vor Averys Haustür lässt ebenfalls beide Spekulationen zu. Die Antwort wird sicher bald folgen. Mir persönlich würde es eher zusagen, wenn sie mit Avery nur eine Freundschaft verbindet und sie sich auf ihre Abneigung Juliette gegenüber konzentriert. Sollte Glenn nun tatsächlich beide managen wollen, gibt es da auch schon den nächsten Krisenherd. Abseits davon gefiel mir Laylas gemeinsame Szene mit Will zu Beginn der Folge auch sehr gut. Es ist schön, dass die beiden inzwischen so freundschaftlich vertraut miteinander umgehen können. Das ist nach ihrer Vergangenheit keine Selbstverständlichkeit, spricht aber auch für Laylas vielseitige Charakterzüge, die ihre Handlungen unberechenbar und damit auch unterhaltsam für uns Zuschauer machen.
"I miss performing, I just do. (...) I’ve lost sight of why I wanted to work with these artists because I lost sight of myself as an artist."
Rayna entdeckt also wieder ihre Lust daran, selbst auf der Bühne stehen zu wollen. Das finde ich durchaus verständlich. Quasi ihr ganzes Leben lang war sie der schillernde Star auf den Country Music Bühnen dieser Welt, jetzt in der Öffentlichkeit nur noch als erfolgreiche Geschäftsfrau zu gelten, erinnert sie an ihre Herkunft. Sie ist leidenschaftliche Musikerin und Sängerin. Musik ist ihr Leben und sie will nun den Spagat schaffen, beiden Seiten des Business gerecht zu werden. Als kleiner Nebenplot eine nette Geschichte, die ich anstelle der Autoren aber nicht auch noch in diese vollgepackte Episode gestopft hätte. Vielmehr hätte ich gerne eine Auflösung der Vita-Storyline gesehen oder war deren Verschwinden tatsächlich bereits das Ende? Das wäre weiteres verschwendetes Potential in Sachen Nebencharaktere.
"You listen to me, I know your Daddy a long time but you need to stay the hell away from my daughter or you will regret it."
Endlich spricht mal jemand Klartext. Danke Deacon. Mir geht Maddie mit ihrem rebellischen Teenagergehabe schon länger auf die Nerven und in Cash hat sie auch eine mindestens ebenbürtige Vertraute, die mir nach anfänglicher Sympathie inzwischen auch zuwider ist. Wie kommt sie eigentlich dazu, sich derart lautstark gegen Deacon aufzulehnen? Das ist einfach nur anmaßend und überzogen. Eine Freundin zu verteidigen ist schön und gut, aber das war einfach zu viel des Guten. Maddie ist nicht volljährig und ihre Eltern haben ihr doch wirklich immer ihre Unterstützung in Sachen Musik zukommen lassen. Dabei die kleine Schwester im Schlepptau zu haben, ist aus ihrer Sicht vielleicht nicht gerade eine Wunschvorstellung, aber da hätte es sicher auch andere Lösungen gegeben. Sie hat ja noch nicht einmal versucht, ihre Songs Rayna und Deacon vorzustellen. Jetzt dürfen wir uns wohl wieder auf zickige Streitgespräche zwischen Eltern und Tochter einstellen, auf die ich wirklich gut und gerne verzichten kann. Kritik will ich aber auch noch einmal an der Inszenierung üben. Musste man denn wirklich diesen Typen aus dem Publikum noch Maddie ans Bein fassen lassen? Das war übertrieben, genauso wie der dann folgende Auftritt Deacons, als er sie von der Bühne zerrte und fast noch eine Schlägerei anzettelte. Mich würde nicht wundern, wenn davon demnächst noch Cashs Handyvideo die Runde machen würde.
"The important thing is that she doesn’t fire The Exes."
Die Vergangenheit holt auch The Exes ein. Autumn Chase will ganz genau wissen, was in der Vergangenheit vorgefallen ist und Scarlett missfällt dabei, in welches Licht sie damit gerückt wird. Das ist verständlich und dennoch begibt sie sich mit ihrer Taktik auf dünnes Eis, denn dem offenbar nicht zimperlichen Star, der vor unpopulären Maßnahmen nicht zurückzuschrecken scheint, sollte man wohl besser nicht widersprechen. Das bislang von Autumn Chase gezeichnete Bild, ist nämlich alles andere als sympathisch. Dabei frage ich mich auch, ob man denn nun wirklich eine Nebenfigur nach der anderen neu in "Nashville" einführen muss. Kaum ist Vita verschwunden, taucht mit Autumn schon der nächste vermeintlich wichtige Charakter auf. Noch ist mir ihre Figurenzeichnung aber zu blass und gleichzeitig stereotyp. Erst der nette Kumpeltyp, dann der zickige Star. Und da setzt auch gleich der nächste Kritikpunkt an, denn als der angeblich große Superstar taugt ihr bisheriger Auftritt überhaupt nicht. Blasse Bühnenpräsenz und auch generell wenig Ausstrahlung: daraus wird für mich kein glamouröser Charakter. Nun befürchte ich jedoch Schlimmes für die weitere Handlung, denn ich vermute stark, dass Autumn gerne ihre ganz persönlichen Spielchen zum Zeitvertreib spielt. Indem sie nun ein Auge auf Gunnar geworfen zu haben scheint, will sie vermutlich Scarlett provozieren und sich daran erfreuen, den Exes untereinander Zunder zu geben. Sollte sie Gunnar rumkriegen oder zumindest eine verfängliche Situation unter den Augen Scarletts herbeiführen, könnten die Worte ihres Managers für Scarlett und Gunnar schneller Wirklichkeit werden als ihnen lieb ist, denn irgendwann könnte Autumn ihr eigenes Spielchen langweilig werden.
Fazit
Die Folge hatte so viele Handlungen zu bieten, dass einem fast schon schwindelig wurde. Umso überraschender ist es, wie harmonisch die Geschichten mit unterschiedlichsten Figurenkonstellationen miteinander verbunden wurden. Die dominierenden Themen Vergangenheitsbewältigung und Zukunft wurden dabei stringent durch die Folge transportiert. Etwas mehr Zeit für die eine oder andere Geschichte wäre schön gewesen. Dennoch reicht es aber dank Will, Juliette und Layla zu einer überdurchschnittlich guten Folge.
Jan H. – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: When There's a Fire in Your HeartErstausstrahlung (US): 13.04.2016
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 13.09.2016
Regie: Michael Lohmann
Drehbuch: Meredith Lavender & Marcie Ulin
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