Review: #4.17 Getrennte Wege
Beziehungen stehen im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe von "Nashville" und diese haben jede für sich einen ganz unterschiedlichen Ausgang oder vollziehen nicht immer ganz überraschende Wendungen. Freude und Tränen liegen nah beieinander und manche riskieren viel.
Maddies Emanzipation und Bestreben nach rechtlicher Unabhängigkeit von ihren Eltern ist in meinen Augen per se ein durchaus spannendes Thema. Mit der richtigen erzählerischen Umsetzung, die vor allem auch den Mut mitbringen sollte, den eingeschlagenen Weg auch konsequent umzusetzen, kann dies auch in Maddies Fall gelingen und gut funktionieren. Leider krankt die Umsetzung jedoch von Beginn an zwei entscheidenden Punkten: so basiert Maddies Motivation für ihr Vorgehen auf kaum nachvollziehbaren Gründen, denn letztendlich sind es doch nur rebellische Teenagerlaunen, die eher auf gekränkte Eitelkeiten zurückzuführen sind, weil sie sich von ihren Eltern in Sachen ihrer Musikkarriere bevormundet fühlt. Ich sehe hier ehrlich gesagt kein konkretes Fehlverhalten auf Seiten von Rayna oder Deacon. Vielleicht mag Deaons Auftritt im Club etwas grob gewesen sein, in der Sache selbst, ist sein Einschreiten jedoch verständlich und mal ehrlich, ihren Eltern grobes Fehlverhalten vorwerfen zu wollen, ist doch einfach nur lächerlich. Was sollen denn da Kinder sagen, die von ihren Eltern geschlagen, unterdrückt und gedemütigt werden? Es würde mir daher als Zuschauer viel leichter fallen, mit Maddie mitfühlen zu können, wenn ihr tatsächlich Unrecht getan worden wäre. So ist aber, und damit wäre ich dann auch bei Punkt zwei, Maddies Verhalten einfach nur nervig mit anzusehen und in nahezu jeder Szene will ich sie einfach nur schütteln und sagen: "Mädchen komm endlich zur Vernunft!". Ich hatte auch gleich ein ungutes Gefühl, als sie letztendlich doch zum gemeinsamen Auftritt mit Daphne erschien, hatte man sie unmittelbar davor noch mit Cash gesehen, die ihr gerade von Raynas drohenden Worten erzählen wollte. Da war ihre Reaktion nach dem Auftritt kaum noch überraschend. Von den Autoren ist es immerhin konsequent, diese Geschichte nicht gleich wieder im Keim ersticken zu wollen. Aus den genannten Gründen, wird sie dadurch aber nicht besser. Gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit Teddy. Es ist schön zu sehen, dass man ihn als langjährige Vaterfigur von Maddie nicht einfach unter den Tisch kehrt. Nun geht es also vor Gericht und aus dramatischer Sicht würde ich mir dennoch fast wünschen, dass Maddies Antrag zum Erfolg führt und in der Konsequenz noch zu spannenden Geschichten führt.
Ein gutes Gespür für Timing hatte in dieser Folge übrigens Cadence, die mit ihrem Geheule entscheidende Momente unterbrach. Avery steht also zwischen zwei Frauen und damit vor der Entscheidung, sich mit Layla auf etwas Neues einzulassen oder mit Juliette in ein gemeinsames Familienleben mit Frau und Kind zurückzukehren. Aus seiner Sicht kann ich sein Dilemma und die Schwierigkeit nachvollziehen, eine Entscheidung zu treffen. Seine Angst, dass Juliette ihn erneut verletzen könnte, ist durchaus begründet wie ich finde. Ihre kleine Notlüge hat am Ende vielleicht sogar den Ausschlag gegeben, es nicht noch einmal mit ihr versuchen zu wollen, sondern stattdessen mit Layla sein Glück zu versuchen. Soweit so gut, wenn ich nicht der Meinung wäre, dass er und Layla es leider bei weitem nicht schaffen, eine Chemie aufzubauen, wie das bei ihm und Juliette der Fall ist. Das bedeutet nicht, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt auch ein Fürsprecher einer Beziehung der beiden bin, es ist aber auch kein Zuspruch für eine Paarung mit Layla. Die beiden funktionieren für mich als Freunde und Musikpartner viel besser. Avery ist für mich der gute Freund, der sie nach Jeffs Tod zurück ins Leben geführt hat. Das ist eine Rolle, die gute Freunde übernehmen können, aber für eine Beziehung sehe ich derzeit keine Zukunft für die beiden und so glaube ich auch nicht an eine lange Dauer. Das ist schade, vor allem für Layla, der ich eine positivere Rollenentwicklung gewünscht hätte. Nun darf sie erneut nur dafür herhalten, sich in den Mann zu verlieben, der sie in ihrem Erfolg unterstützt. Gerade hier wäre mehr Emanzipation angemessen gewesen.
Gut gefiel mir an der Episode nebenbei bemerkt die Konzentration auf die eigentlichen Hauptfiguren. Das wurde insbesondere im Aufeinandertreffen von Scarlett und Gunnar deutlich, das ohne persönliche Beteiligung von Autumn Chase auskommen konnte. Die sicher nicht gerade originelle Idee, die beiden im Fahrstuhl festzusetzen, führte jedoch zum lange fälligen Erfolg, wenn man das denn so bezeichnen will. Das Scarlett nach ihrer Trennung von Caleb zunehmend wieder auf Gunnar fixiert ist, war kaum zu übersehen. Nur Gunnar selbst hatte das noch nicht registriert. Mit Unterstützung des Stromausfalls und der kleinen Nachhilfe von etwas Alkohol, wurden ihm jedoch die Augen geöffnet. Um es kurz zu machen, bei dieser Paarung freut es mich einfach, dass sie sich wieder gefunden haben. Ihre Musik brachte es ohnehin die ganze Zeit zum Ausdruck. Die beiden harmonieren in jeder Beziehung miteinander und alle vergangenen Techtelmechtel mit anderen Personen waren nur störendes Beiwerk auf ihrem Weg zurück zueinander. Als Scarlett sich in ihrem Hotelzimmer umdrehte, um die Tür wieder zu öffnen und Gunnar nachzulaufen, hatte ich die Hoffnung, er würde noch immer dort stehen und so habe ich mich einfach nur mit und für die beiden gefreut. Jetzt stellt sich für mich nur noch die Frage, wie wohl ihr künftiger Bandname lauten wird?
Unterdessen ist Luke weiter auf dem Läuterungstrip. Seine Unterstützung für Wills Rehabilitation als schwuler Country-Sänger ist lobenswert. Natürlich stelle ich mir die Frage, ob es heutzutage zumindest einmal in der westlichen Welt nicht selbstverständlich sein sollte, dass auch schwule Künstler Erfolg haben können. Letztendlich gibt es doch vor allem in der Popmusik viele weltweit bekannte und namhafte Künstler, die trotz ihrer Homosexualität Erfolge feiern. Die Inszenierung scheint daher auf den ersten Blick überdramatisiert, aber vielleicht auch nicht ganz unrealistisch, da die durchaus tief in christlichem Glauben und traditionellen Familienwerten verwurzelte Country Music bei eben in solchen Lebenswerten denkenden Fans zur Ablehnung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen führen kann. Das will ich damit keinesfalls rechtfertigen, aber ich glaube, dass die Darstellung keinesfalls an den Haaren herbeigezogen ist. Die Frage ist eher, ob die kritischen Stimmen nicht doch in der Minderheit sind und wie viel Einfluss diese dennoch haben. Lukes Manager mag daher Recht haben, dass auch er mit der Unterstützung von Will ein Risiko eingeht. Ich kann und will ihm aber nur wünschen, dass sich sein Engagement auszahlen wird und damit nicht nur Will, sondern auch Luke zum Erfolg führen und kritische Stimmen verstummen lassen.
Fazit
Trotz der Kritik an der Handlungsmotivation einiger Charaktere ist "#4.17 Baby Come Home" eine durchaus gelungene Folge, die sich auf die besonderen Stärken der Serie zu konzentrieren weiß. Der Fokus auf die wesentlichen Hauptfiguren sowie der Einsatz bewährter erzählerischer Methoden wie die von Scarlett und Gunnar musikalisch unterlegte Szenenmontage gegen Ende der Episode, tun dieser insgesamt gut. Da kann ich es auch gut verschmerzen, wenn nicht alle Geschichten nach meinem persönlichen Geschmack verlaufen.
Jan H. – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Baby Come HomeErstausstrahlung (US): 27.04.2016
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 20.09.2016
Regie: Jet Wilkinson
Drehbuch: David Gould
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