Bewertung

Review: #4.19 Verluste

Foto: Jonathan Jackson, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Jonathan Jackson, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Als treuem "Nashville"-Fan fällt einem das Zusehen in der vierten Staffel ohnehin schon schwer genug, die neueste Ausgabe tut aber auch rein gar nichts dazu, daran etwas zu ändern. So treten die unterschiedlichen Handlungsstränge entweder auf der Stelle, werden nur halbherzig abgearbeitet oder langweilen einfach nur noch. Es gibt sie aber auch, die kleinen positiven Momente, die zeigen, dass noch immer Potential in der Serie und den Charakteren steckt, wenn man sie denn nicht nach einer Weiterentwicklung direkt wieder eine Rolle rückwärts machen lassen würde.

Da will ich aber doch gleich mit etwas Positivem beginnen. Es hat mich nämlich sehr gefreut, dass sich die Autoren wieder einmal daran erinnert haben, dass Juliette in der Vergangenheit schon öfter als Freundin und Beraterin für Maddie fungierte. Diese Funktion durfte sie also auch hier erneut einnehmen und das ganz ohne Absprache mit Rayna, also aus freien Stücken. Und um dem ganzen noch eins drauf zu setzen, schickt Juliette noch Glenn als Unterstützung zu Maddies Vorsingen bei den Plattenlabel-Vertretern. Das hat sich allein schon für Cashs blödes Gesicht gelohnt, der Glenns Einmischung offenbar so gar nicht passen wollte. Leider hatte sie am Ende dann doch die Oberhand über Maddie und kann diese von einem Umzug nach New York überzeugen. Wir werden sehen, ob es wirklich dazu kommt. Ansonsten gab es rund um diese Story aber keine weitere nennenswerte Entwicklung. Rayna gibt ihre Tochter nicht auf und mehr als eine weitere Drohung gegen Cash war dann auch nicht drin. Tandy in diesem Rahmen erneut einen Gastauftritt zu verschaffen, war zwar irgendwie nett, aber eigentlich auch total unnötig. Die Message, dass sich entzweite Geschwister auch wieder zusammenfinden können, hätte man auch ohne sie erzählen können. Stattdessen fand ich es enttäuschend, wie lieblos man mit Deacon umgegangen ist, der also wieder auf freiem Fuß ist, einen Sozialdienst leistet und damit offenbar schon wieder rehabilitiert ist. Das ging dann alles etwas zu schnell für meinen Geschmack, wo doch gerade einmal eine Woche vergangen ist. Anscheinend hatte man aber auch keine Idee, wie man Deacon und Rayna aufeinander treffen lassen könnte. Gerade diese Situation hätte ich jedoch spannend gefunden, stattdessen ließ man die Folge ohne ein persönliches Gespräch der beiden verstreichen, um dann in einem unsäglichen Cliffhanger diesen Faden wieder aufzugreifen. Wie oft haben wir Deacon in der Serie eigentlich schon in der Situation erleben müssen, wieder kurz davor zu sein, zur Flasche zu greifen? Einfallsloser geht es nun wirklich nicht. Ich wollte schon laut aufschreien und war am Ende heilfroh, dass er Raynas Anruf doch noch angenommen hat. Damit ist dieser Kelch des drohenden Rückfalls hoffentlich an uns vorbei gegangen.

In Sachen Scarlett und Gunnar herrschte derweil gähnende Langeweile. Die derzeitigen Nicklichkeiten der beiden sind einfach nur überflüssig und für mich auch überhaupt nicht nachvollziehbar. Der nun geschürte zusätzliche Konflikt, wer der beiden eventuell mehr im Vordergrund steht als der andere, erzeugt daher bei mir auch nur noch Kopfschütteln. Autumn Chase darf wieder einmal auftreten, fungiert aber auch nur als Anheizerin des Konflikts. Diese Rolle macht ihr ja ohnehin Spaß, wie wir schon früher erleben durften. Mehr gibt es zu diesem Handlungsstrang meines Erachtens auch nicht zu sagen.

Einen Schritt zurück in ihrer vermeintlichen Charakterentwicklung gibt es unterdessen bei Layla zu vermelden. Langsam zweifele ich schon an meiner Wahrnehmung. Vielleicht will ich in ihre Figur auch nur etwas hineininterpretieren, was gar nicht da ist und sie ist und bleibt am Ende doch das kleine verzogene und berechnende Mädchen, das allein auf ihren Vorteil bedacht ist. Immer dann, wenn ich gerade denke, sie hat sich geändert, werde ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Vielleicht ist es aber auch einfach ihre fehlende Lebenserfahrung und ein zu geringes Selbstvertrauen. Sie scheint oft nicht zu wissen, ob ihr der Karriereerfolg wichtiger ist oder doch das private Glück. Zumindest hat sie kein Gespür dafür, das eine ohne Auswirkung auf das andere zu manipulieren. Schon beim Auftauchen des Paparazzo am Seitenausgang des Clubs, in dem Avery spielte, hatte ich das ungute Gefühl, dass dieser nicht rein zufällig dort aufgetaucht ist. Das hat dann auch Glenn durchschaut, der in seiner bei Juliette so erfolgreich geführten Paraderolle als Ersatzvater bei Layla jedoch auf Granit zu beißen scheint. Ich will Layla gar nicht abstreiten, dass Avery für sie mehr ist als nur Mittel zum Zweck. Sie ist aber nicht in der Lage zu erkennen, dass sie mit solchen Aktionen am Ende nur sich selbst schadet. Da Avery ja sonst nicht auf den Kopf gefallen ist, wird er ihre Spielchen sicher bald durchschauen und seine Konsequenzen daraus ziehen.

Für einen Weg zurück zu Juliette könnte es dann aber vielleicht schon zu spät sein. Die Bilder von ihr und dem fast schon in Vergessenheit geratenen Noah West scheinen ihn schon einmal nicht ganz kalt zu lassen. Es ist löblich, dass sich die Autoren darauf besinnen, frühere Nebencharaktere zurückzuholen. Die Oscar-Nominierung von Juliette lässt ein Aufeinandertreffen mit Noah, der schließlich ihr Filmpartner war, immerhin realistisch erscheinen. Dennoch hätte es dieses Wiedersehen für mich nicht gebraucht. Ich fand ihn schon bei seinen letzten Auftritten recht farblos und wirklich neue Facetten hat man ihm auch dieses Mal nicht verliehen. Der nette, gutaussehende Kerl dient daher wohl nur als kleiner Zeitvertreib, bis Juliette und Avery vermutlich wieder vereint werden sollen. Das Intermezzo kann ich daher auch nicht besonders ernst nehmen. Zudem vermittelt Juliette nicht gerade den Eindruck, als wäre sie ähnlich in Noah verschossen, wie er in sie. So hat das Ganze etwas von einem Trostpflaster und gleichzeitiger Trotzreaktion auf Averys Techtelmechtel mit Layla, nach dem Motto "seht her, ich habe auch einen neuen Partner an meiner Seite“. Die Handlung diente für mich dann auch mehr als Füllmaterial in dieser highlightarmen Folge.

Bei Will hingegen lässt sich das Geschehen am besten als "gut gemeint, aber schwach umgesetzt" zusammenfassen. Der Tod von Wills Mutter sollte Anlass bieten, Will mit seiner Vergangenheit und erneut mit seinem Vater auseinander setzen zu lassen. Doch während der Tod eines so geliebten und nahestehenden Menschen tiefe Trauer auslösen sollte, schien Will dieser Verlust weitgehend ebenso kalt gelassen zu haben, wie mich als Zuschauer. Da wir Wills Mutter nie zu Gesicht bekommen haben, war ich davon einfach nicht betroffen und bei Will zeigte sich die Reaktion gerade einmal auf der Trauerfeier, in einem Tränenausbruch beim Versuch einer kurzen Rede. Das wirkte mir einfach zu oberflächlich und das gilt letzten Endes auch für die Auseinandersetzung mit seinem Vater. Die bereits bekannten Vorwürfe und Vorurteile wurden noch einmal dargelegt und die fast stillschweigende Annäherung zum Schluss schien mir eher der Trauersituation geschuldet als von innerer Überzeugung. Aus meiner Sicht hat man das Aufeinandertreffen von Vater und Sohn auch von der falschen Seite aufgezogen. Der Tod der Mutter hätte eigentlich der Anlass für den Vater sein müssen, wieder die Nähe zu seinem Sohn zu suchen. Stattdessen muss Will diesen Schritt machen und erfährt allenfalls Akzeptanz statt die Liebe eines Vaters zu seinem Kind. Da will ich zum Abschluss doch lieber noch einmal Luke positiv hervorheben, der seinen Kampf für Wills Anerkennung in der Country Music Szene nicht aufgeben will und dafür lieber seinen Manager in die Wüste schickt, als seinen Schützling noch einmal des Labels zu verweisen. Chapeau! Wenigstens eine Figur, die derzeit nicht in Grund und Boden geschrieben wird.

Fazit

Es fällt schwer, in dieser recht ereignisarmen Episode die Highlights herauszupicken. Die Erinnerung an die Freundschaft von Juliette und Maddie oder auch Lukes Loyalität gegenüber Will, möchte ich dennoch positiv hervorheben. Den Rest kann ich dagegen nur als einzige Enttäuschung abhaken. So kurz vor dem Staffelfinale ist die Einfallslosigkeit und Unfähigkeit der Autoren, packende Geschichten zu erzählen, einfach nur erschreckend.

Jan H. – myFanbase

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