Review: #1.15 Wolfswinter

In gewisser Weise lässt sich das Rotkäppchen-Märchen durchaus als eine abstrakte Werwolfsgeschichte deuten. Schließlich besitzt der darin auftauchende Wolf sehr menschliche Züge, angefangen damit, dass er sprechen kann und sich verkleidet, um seine Beute in eine Falle zu locken. "Once Upon a Time" überwindet die Grenze zwischen Märchen und Horrorlegende nun ganz unabstrakt und macht aus Rotkäppchen, kurz Red genannt, eine Werwölfin, die anfangs nichts von diesem geerbten Fluch weiß, bis Snows Auftauchen mit dazu beiträgt, das Geheimnis zu lüften. Reds Freund Peter werden die Ereignisse letztlich zum Verhängnis, denn der Wolf zerfleischt ihn. Moment, der Name Peter und dazu ein Wolf, da war doch was? Genau, "Peter und der Wolf" ist ein russisches Musicalmärchen über einen Jungen, der einen Wolf fängt. Dieses Glück hat der Peter hier leider nicht.

Auch an ein anderes Märchen könnte man sich angesichts der Begegnung von Snow und Red, von Schneeweiß und Rot, erinnert fühlen: "Schneeweißchen und Rosenrot". Dieses ist natürlich kein Grimm'sches Crossover zwischen Schneewittchen und Rotkäppchen, sondern handelt von zwei Schwestern, die aus lauter Gutmütigkeit mehrmals einem fiesen Zwerg helfen, bis dieser von einem Bären erschlagen wird, welcher eigentlich ein verwandelter Prinz ist. Klingt ein bisschen dämlich und ist es ehrlich gesagt auch. Ich mochte dieses Märchen noch nie besonders, von daher dürfen die Autoren von "Once Upon a Time" es gerne übersehen.

Ein bemerkenswertes Detail in der Märchenhandlung dieser Folge ist, dass sich Snow, da sie Red nicht ihren richtigen Namen nennen will, schließlich wird sie steckbrieflich gesucht, einen falschen Namen überlegt und zuerst auf Margaret kommt, dann aber lieber Mary wählt. Somit hat Snow ungewollt die Vorlage für den (Doppel-)Namen geliefert, den sie in Storybrooke trägt. Unterdessen scheint Reds Alter Ego in Storybrooke, Ruby, immer noch ein Werwolf zu sein, oder zumindest wölfische Instinkte zu besitzen.

Stichwort Storybrooke. Dort widmet sich Emma der Suche nach Kathryn und erhält schließlich Unterstützung durch Ruby. Man kann an dieser Stelle die Frage aufwerfen, warum Emma keinen Suchtrupp aus Freiwilligen zusammenstellt, wie es bei einem solchen Vermisstenfall in einem kleinen Ort, der kaum Polizeikräfte zur Verfügung hat, üblich ist. Es wäre ja schließlich denkbar, dass Kathryn verletzt und orientierungslos durch den Wald irrt, da könnten ein paar Menschen, die das Gebiet strategisch absuchen, schon viel bewirken. Emmas Ermittlungsarbeit kann man also nicht wirklich als professionell bezeichnen, aber sie ist ja auch keine ausgebildete Polizistin.

Letztlich findet Ruby den Beweis, dass der Vermisstenfall längst zu einem Mordfall geworden ist: Kathryns Herz in einer Schatulle. Auf Anhieb fällt uns genau eine Person ein, die bekannt dafür ist, gerne menschliche Herzen zu sammeln, und die heißt bestimmt nicht Mary Margaret. Es sind jedoch Mary Margarets Fingerabdrücke, die auf der Schatulle gefunden werden, was für sie ebenso schockierend ist wie für Emma und David. Regina hat also tatsächlich eingefädelt, dass Mary Margaret unter Mordverdacht gerät, womit die Bürgermeisterin/Böse Königin ihrer ultimativen Rache ganz nahe ist. Sollte Mary Margaret zu einer Haftstrafe verurteilt werden, wäre dies wohl gleichbedeutend mit ihrem Tod, da Storybrooke kein eigenes Gefängnis besitzt und Mary Margaret somit aus der Stadt gebracht werden müsste, was der Flucht bekanntlich nicht zulässt. Nun liegt es an Emma, dies trotz fehlender Polizeiausbildung zu verhindern, was sie, da bin ich mir sicher, versuchen wird. Wie erhofft und auch notwendig, kommt damit neuer Schwung in die Storybrooke-Handlung, denn Emmas Bemühungen, Mary Margarets Unschuld zu beweisen, dürften sie unweigerlich wieder dem allergrößten Geheimnis der Stadt, dem Fluch, näher bringen und eine Entscheidung zwischen ihr und Regina heraufbeschwören.

Maret Hosemann - myFanbase

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