Bewertung

Review: #2.09 Herzkönigin

Wir sind bei der letzten Episode des Jahres 2012 angelangt und bekommen als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk noch einmal einen tollen Mix aus emotionalen Familienmomenten, actionreichen Kampfszenen und interessanten Erkenntnissen serviert. Als Schokostreusel obendrauf gibt es einen Cliffhanger, der zwar nicht wirklich überraschend daherkommt, aber dennoch viel Spannung für die zweite Staffelhälfte verspricht.

Die lang gehegte Theorie, dass Cora die Herzkönigin des Wunderlandes war, die wir beim ersten Mal nur maskiert gesehen haben, bestätigt sich nun. Wir erfahren aber noch viele weitere Details, zum Beispiel, dass die arme Belle schon vor Einsetzen des Fluches die Gefangene von Königin Regina war und einsam in einer Zelle festsaß. Wer sich schon immer gefragt hat, ob es einen signifikanten Unterschied zwischen einer Isolationszelle in einer Psychiatrie und einem mittelalterlichen Turmverlies gibt, wird feststellen, dass dem eher nicht so ist. Während Belle in Storybrooke bekanntlich von Jefferson befreit wurde, der damit Regina schaden wollte, wäre Belle in der Märchenwelt beinahe von Hook gerettet worden, der sich von ihr Hilfe im Kampf gegen Rumpelstilzchen erhofft hat. Allerdings ging von Belle keinerlei Bereitschaft aus, Rumpelstilzchen ans Messer zu liefern, so dass Hook sie nicht nur bewusstlos geschlagen hat, sondern sie auch noch mit seinem Haken aufgespießt hätte, wäre Regina nicht dazwischen gegangen.

Oh je, Hook. Nachdem uns schon sein Vorgehen gegen Aurora einiger Illusionen beraubt hat, sehen wir nun die nächste Scheußlichkeit von ihm. Die Tatsache, dass er mit Aurora und Belle jeweils unbewaffnete, schutzlose Frauen, die sich vor allem durch Unschuld auszeichnen, angegriffen hat, lässt ihn nun wirklich nicht gut dastehen. Er rettet zwar Auroras Herz vor der Vernichtung, da ihm dies fair erscheint, allerdings hatte sein Versuch, die besinnungslose Belle zu massakrieren, nicht viel mit Fairness zu tun. Man kann schon den Verdacht hegen, dass Hook das Herz nur gerettet hat, damit Mulan es zu Aurora bringt und damit das Kampfgeschehen verlässt. Hook bleibt also ein widersprüchlicher Charakter, dessen Konto sich zuletzt aber deutlich mit Minuspunkten gefüllt hat.

Hook wurde nach seinem "Besuch" bei Belle von Regina damit beauftragt, ins Wunderland zu reisen und Cora mit Hilfe seines Hakens, den Regina zu diesem Zweck verzaubert hat, zu entherzen, was ihm aber nicht geglückt ist, da Cora ihr Herz nicht mit sich herumzutragen pflegt. Warum sollte sie auch, sie benutzt es ja eh nicht. Stattdessen haben Cora und Hook ihr Bündnis geschlossen und das Wunderland gemeinsam verlassen, während sie Regina in dem Glauben ließen, Hook hätte Cora getötet. Indem sie dann eine Art magische Käseglocke über einen Teil der Märchenwelt gestülpt hat, konnte Cora diesen vor dem Fluch bewahren. Wir wissen jetzt also, wie Hook Auroras Herz entnehmen konnte, wieso Regina dachte, ihre Mutter sei tot, und wie die Rest-Märchenwelt entstanden ist. Mir gefällt es immer wieder sehr gut, wie sich bei "Once Upon a Time" alles ineinanderfügt.

Die zwei Charaktere, deren Entwicklungen diesmal besonders im Fokus steht, sind Regina und Emma, die am Ende dieser Episode an emotional völlig gegensätzlichen Punkten landen. Regina ist einsam und ausgebrannt, Emma hingegen genießt die Wiedervereinigung mit ihrem Sohn (der sie das erste Mal "Mom" nennt) und beginnt gerade erst, das Potential, das in ihr schlummert, zu entdecken.

Widmen wir uns zunächst Regina. Sie spricht in dieser Episode klar aus, was wir auch bereits erkannt haben, nämlich, dass ihre Mutter Cora ihre Achillesferse ist, ihre große Schwäche, mit der sie nicht umzugehen weiß. Cora wirkt sehr verunsichernd auf Regina, die ihre Mutter trotz allem liebt und es daher bisher nicht geschafft hat, sich ihr wirklich zu stellen, weder physisch noch psychisch. Regina hat stattdessen einen Großteil ihres Hasses auf Snow projiziert und dadurch die Ereignisse in Gang gesetzt, die letztlich zu der aktuellen Lage geführt haben: Regina ist emotional angeschlagen und damit in dem Zustand, in dem ihre Mutter sie haben will, um sie wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.

Es gibt sicherlich viele Zuschauer, die großes Mitleid mit Regina empfinden, wie sie da alleine in Mr. Golds Laden steht, während die Familie Charming mit ihren Freunden aufbricht, um im Diner zu feiern, und so mancher Fan tendiert womöglich zu der Ansicht, dass Emma und Co. eine Mitschuld trifft, wenn sich Regina wieder von ihrer Mutter korrumpieren lässt, weil sie Regina eben nicht in ihre Mitte genommen und ins Diner eingeladen haben, aber ich persönlich gehöre nicht dazu. Natürlich bringe auch ich Regina viel mehr Verständnis entgegen als noch zu Beginn der Serie, als man gar nichts über ihre Vergangenheit wusste, doch verdient sie ganz sicher keine Absolution. Ihre Vergangenheit ist eine Erklärung, aber keine allumfassende Entschuldigung für ihre vielen Verbrechen, die zahlreiche Menschenleben gefordert und - bis auf einen kleinen Rest - eine ganze Welt verwüstet haben. Regina hat das magische Pendant zu einer Atombombe auf die Märchenwelt geschmissen, dafür würde ich ihr auch keinen Hamburger spendieren.

Wenn man Reginas Untaten bedenkt, steht sie noch sehr gut da, denn sie kann sich frei in Storybrooke bewegen. Sie hat die Chance, Buße zu tun und zu beweisen, dass sie sich geändert hat. Es ist aber nicht die Aufgabe ihrer ehemaligen Opfer, ihr dabei die Hand zu halten und sie mit Freundlichkeit zu überschütten. Regina steht mit Coras Eintreffen in Storybrooke vor der ultimativen Probe, ob sie ihre dunkle Seite wirklich überwinden kann und will, auch wenn es ein schmerzhafter, einsamer Prozess ist, oder nicht.

Wie sich Emma weiterentwickelt, wird auch sehr spannend zu beobachten sein. Sie besitzt offenbar magische Fähigkeiten, aber wozu sie genau in der Lage ist und wie stark ihre Kräfte im Vergleich zu denen von Cora, Regina und Gold sind, muss sie selbst noch entdecken. Zudem freue ich mich auf ein paar Vater-Tochter-Szenen zwischen Emma und David/Prinz Charming, auf die wir bisher fast vollständig verzichten mussten. Emma wird sicherlich den Sheriffstern von ihm zurückbekommen, aber David bleibt dennoch eine Führungsperson in Storybrooke.

Zum Abschluss wage ich noch ein paar Spekulationen über das, was die kommenden Episoden so alles bringen könnten:

Vermutlich wird Auroras und Mulans Mission, Prinz Phillip zu retten, nicht gezeigt, trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass wir die beiden noch einmal wieder sehen werden. Schließlich besteht immer noch die Traumverbindung.

Mein Gefühl sagt mir, dass Mr. Gold den Gefallen, den Emma ihm noch schuldet, einfordern wird, indem er sie losschickt, nach Baelfire zu suchen. Emma kann Storybrooke ja verlassen, ohne Amnesie zu erleiden oder sonstige Probleme zu bekommen.

Wir wissen noch immer nicht Prinz Charmings richtigen Namen, aber ich bin mehr und mehr der Überzeugung, dass er tatsächlich David heißt. Das würde durchaus passen, denn die Geschichte von dem Schafhirten, der zum Prinz bzw. König wird, kennen wir bereits aus der Bibel und dort heißt besagter Hirte natürlich ... na, wer hat im Religionsunterricht aufgepasst? ... David.

Es ist schwer abzuschätzen, wie Cora und Hook vorgehen werden. Beide kennen unsere Welt überhaupt nicht und wissen gar nicht, was sie erwartet. Außerdem wird Cora sicherlich Probleme damit haben, dass hier die Magie anders funktioniert als in der Märchenwelt.

Maret Hosemann - myFanbase

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