Bewertung

Review: #2.18 Selbstlos, mutig und treu

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Eion Bailey
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Schade. Nach drei starken Episoden hintereinander fällt die Formkurve plötzlich rapide ab, obwohl diese achtzehnte Folge der zweiten Staffel eigentlich aus guten Zutaten besteht: Augusts Comeback, ganz neue Schauplätze (Phuket und Hongkong), Reginas Wiedersehen mit Owen/Greg, Erkenntnisse über Neals Verlobte Tamara und Snows/Mary Margarets Überwindung der Selbstmitleidsphase. Leider werden diese Zutaten lange nicht so überzeugend verarbeitet, wie man es sich als Zuschauer gewünscht hätte, so dass im Endeffekt eine der schwächsten Episoden der gesamten Serie herauskommt.

In erster Linie dient diese Folge dazu, Tamara als neuen Bösewicht zu installieren. Was Heimtücke und Skrupellosigkeit betrifft, muss sie sich hinter ihrer Vorgängerin Cora tatsächlich nicht verstecken. Tamara, so veranschaulichen es sowohl die Rückblicke als auch die Ereignisse in der Gegenwart, sucht nach Magie und geht dafür über Leichen. Ihre Verlobung mit Neal dient nur dem Zweck, in die Nähe der Magie zu kommen. Hinter Neals Rücken steckt sie nicht nur sprichwörtlich mit Greg unter einer Decke, der ihr wahrer Lebenspartner oder sogar Ehemann ist; so genau wissen wir das noch nicht. Tamara ist eine Schauspielerin und Manipulatorin, die besonders gut die Rolle des sympathischen Mädchens von Nebenan verkörpert.

Tamara ist sicherlich kein uninteressanter Charakter und ich bin durchaus neugierig darauf zu erfahren, was hinter ihrer Fixierung auf Magie steckt und inwieweit sie auch Greg nur benutzt, doch angesichts der Tatsache, dass sie (noch) keine Magie beherrscht, fragt man sich die ganze Folge über, wie sie eigentlich so verdammt erfolgreich sein kann. Bei ihr klappt einfach alles.

Zunächst einmal ist sie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, besonders, wenn es darum geht, August auf der Spur zu bleiben. Sie bekommt zufällig mit, wie Snow, Emma und Marco über August sprechen, was die drei aber nicht bemerken, und findet den Mann aus Holz dann auch sofort mühelos in seinem Versteck im Wald. Sie schickt August Richtung New York, damit er ihr nicht mehr im Weg steht, bekommt aber gleich mit, dass er wieder umgekehrt ist, findet ihn erneut sofort und setzt ihn außer Gefecht. Anschließend gesellt sie sich unauffällig zu Emma, Snow und Co., als diese dabei zusehen, wie August wieder zum kleinen Pinocchio wird. Das überzeugt alles nicht wirklich und dabei gehöre ich bestimmt nicht zu den oberkritischen Zuschauern, die jede mögliche Logikschwäche auf die Goldwaage legen.

Noch weniger plausibel als Tamaras siebter Sinn bezüglich August ist allerdings der Umstand, dass sie gleich zwei übernatürliche Wesen mit einem Elektroschocker, einer eigentlich nicht-tödlichen Waffe, killt. Tamaras kleines Schockgerät erreicht eine mörderische Effektivität, die beinahe schon absurd ist. Zunächst knöpft sie sich den Dragon vor, einen asiatischen Wunderheiler, der zwar magische Tränke herstellen, Rauch aus seiner Nase blasen und schweben kann, aber nicht in der Lage ist, einen Angriff mit einem Elektroschocker abzuwehren oder wengistens zu überleben. Wir erfahren nicht, wer oder was dieser Dragon eigentlich war und woher seine Kräfte stammen, obwohl es außerhalb Storybrookes sonst keine Magie gibt, (einige Zuschauer setzen ihn mit Mushu, dem kleinen Drachen aus der Mulan-Legende, gleich), aber dass er sich so leicht zur Tode tasern lässt, ist recht billig. Auch bei August funktioniert der Elektroschocker ausgesprochen gut, was eine physikalische Unmöglichkeit ist, da Holz keinen Strom leitet. Der Schocker hätte August also höchstens an der Stelle, an der er aufgesetzt wird, Verbrennungen zufügen dürfen, nicht mehr. Es ist freilich nicht ausgeschlossen, dass uns in den kommenden Episoden noch eine einigermaßen schlüssige Erklärung für die Macht dieses Elektroschockers gegeben wird, aber für den Moment bleiben sehr unüberzeugende, nahezu alberne Eindrücke hängen.

Für August gibt es letztlich ein Happy End, da er wieder zu dem kleinen Jungen wird, der er war, als er damals in den verzauberten Schrank geklettert ist, um in unsere Welt transportiert zu werden. Das muss man natürlich nicht zwangsläufig als Happy End empfinden, denn im Prinzip ist der August, den wir bisher kannten, tot und wird so nie wieder existieren. Alle, die ein potentielles Paar in August und Emma gesehen haben, müssen diesen Traum endgültig begraben. Ich persönlich finde die Auflösung aber schon zufriedenstellend und kann sie als Happy End akzeptieren. August bekommt eine zweite Chance und darf noch einmal aufwachsen, um diesmal alles besser zu machen. Es gibt sicherlich nicht wenige Menschen auf der Welt, die sich eine solche Möglichkeit auch wünschen würden. Der Erhalt einer zweiten Chance ist ein gängiges Märchenthema und somit durchaus passend als (vorläufiger) Abschluss der August-Storyline. Ich habe August schon länger nicht mehr als mögliche Liebe für Emma wahrgenommen, da er für mich zuletzt eher so etwas wie ihr großer Bruder war, von dem sie getrennt wurde, so dass sie nicht zusammen aufgewachsen sind.

Wenn mich etwas an Augusts Rückverwandlung gestört hat, dann das plötzliche Auftauchen der Mutter Oberin im passenden Moment aus dem absoluten Nichts, allerdings ist sie eine Fee und hat die Aufgabe, immer aufzutauchen, wenn jemand nach ihr ruft (in diesem Fall Henry), von daher kann ich das noch akzeptieren.

Mehrere Hauptcharaktere sind in dieser Folge nicht mit dabei, auch Hook nicht, der zuletzt in Episode #2.15 zu sehen war. Seine dauerhafte Abwesenheit ist auch nicht gerade logisch, aber in diesem Fall besonderen Umständen geschuldet, denn der Schauspieler Colin O'Donoghue hat sich das Bein gebrochen und konnte eine Weile nicht drehen. Schon irgendwie witzig, wie hier das Leben die Fiktion kopiert: der Darsteller eines Charakters, der ständig vermöbelt wird, kickt sich durch eine Verletzung selbst aus dem Drehplan.

Maret Hosemann - myFanbase

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