Bewertung

Review: #3.01 Wenn böse Träume fliegen lernen

Ahoi, ihr Leichtmatrosen! Die dritte Staffel von "Once Upon a Time" hat begonnen und führt uns im wahrsten Sinne des Wortes in stürmische Gewässer. Die Jolly Roger, Captain Hooks Schiff mit Emma und Co. an Bord, wird nach seiner Ankunft in Neverland ordentlich durchgeschüttelt, doch die ersten Gefahren können überwunden werden, vor allem dank einer entschlossenen Emma, die schließlich das Kommando übernimmt.

Es ist fast ein Auftakt nach Maß, mit viel Action und intensiven Charaktermomenten. Die Reibereien auf der Jolly Roger sind interessant, spritzig und glaubwürdig. Nicht nur zwischen denen, die sich seit so langer Zeit hassen und bekämpfen, wie Regina, der Bösen Königin außer Dienst, und ihrer Stieftochter Snow/Mary Margaret, herrschen Spannungen, auch die, die sich lieben - Emma und ihre Eltern - haben noch viel aufzuarbeiten und sind sich nicht in allen Angelegenheiten grün. Ja, es gab im Finale der zweiten Staffel diesen wundervollen Moment, als Emma "Mum & Dad" zu Snow und David gesagt hat, aber das war eine ganz spezielle Situation, sozusagen der letzte Augenblick vor dem Weltuntergang, und sollte daher nicht darüber hinwegtäuschen, dass Emma und ihre Eltern immer noch in der Kennenlernphase sind. Sie hatten noch nicht viel Zeit miteinander und wissen noch so manches nicht übereinander. Auch der fehlende Altersunterschied bleibt weiterhin ein Faktor. Alle Eltern, egal ob sie klug sind oder nicht, haben ihren Kindern die Lebenserfahrung voraus und besitzen die ganz natürliche Weisheit und Autorität des Älterseins. Dies fehlt bei Emmas Eltern. Natürlich haben Snow und David in ihrem Leben schon viel erlebt, viele Kämpfe ausgetragen und Schicksalsschläge gemeistert, aber das hat Emma auch. Es wäre unsinnig, so zu tun, als wäre der fehlende Altersunterschied überhaupt kein Problem.

Die Konflikte innerhalb dieses kleinen Rettungstrupps werden uns noch viele bemerkenswerte Momente bescheren, dessen bin ich mir nach dieser Episode sicher. Emma hat völlig Recht damit, dass es nicht darum geht, sich anzufreunden, sondern um eine Zusammenarbeit, bei der jeder die Fähigkeiten des anderen als ein wichtiges Steinchen im Mosaik akzeptiert. Die Gruppe kann Henry nur retten und mit ihm zurückkehren, wenn der Prinz die Hilfe des Piraten annimmt und die tapfere Prinzessin auf die Fähigkeiten der Bösen Königin vertraut. Das wird schon schwer genug werden, denn diese Leute stammen aus einer Welt, in der Gut und Böse nicht zusammenzuarbeiten, sondern sich bis aufs Blut zu bekämpfen pflegen. Jedes Märchen gibt uns diesbezüglich Anschauungsunterricht.

Mr. Gold/Rumpelstilzchen nimmt sich selbst erst einmal raus aus der Gruppe und macht ganz deutlich, dass er Emma nicht für fähig hält, Neverland zu meistern, da sie noch immer zu skeptisch in Bezug auf Magie ist. Sie straft seine Einschätzung allerdings Lügen, als sie die Natur des Sturms durchschaut und entsprechend handelt. Hat Mr. Gold sie mit seinen abschätzigen Worten womöglich ganz bewusst provoziert, um sie in die richtige Richtung zu lenken, wohl wissend, dass sie die Führungsrolle übernehmen muss? Das wäre ihm zuzutrauen. Mr. Gold befindet sich aus seiner Sicht auf einer reinen Selbstmordmission. Ich bin mir allerdings immer noch nicht sicher, ob die Worte der Seherin, die Mr. Gold so interpretiert, dass er durch oder wegen Henry sterben wird, auch wirklich auf diese Weise gemeint sind.

Definitiv kein gutes Ende nehmen Greg und Tamara. Die beiden Magie-Bekämpfer stellen fest, dass sie nur benutzt wurden und die ganze Zeit den Befehlen von Peter Pan gefolgt sind, der die Magie keineswegs zerstören will. Das Paar wird schließlich getötet, denn es war nie vorgesehen, dass sie Neverland lebend verlassen. Was bleibt nun von Greg und Tamara? Sie haben in der Überzeugung, einen gerechten Kampf zu führen und auf der richtigen Seite zu stehen, jeden Befehl ohne Skrupel und ohne zu hinterfragen ausgeführt. Ein solches Verhalten kam in der Geschichte der Menschheit leider schon sehr oft vor. Der mysteriöse Peter Pan hat den Hass von Greg und Tamara auf alles Magische befeuert, damit sie brav in die Richtung marschieren, in der er sie haben wollte. Damit umweht das Paar durchaus ein Hauch von Tragik, ganz besonders natürlich Greg, der ein ganz normaler, sensibler Junge war, bis er mit seinem Vater zur falschen Zeit am falschen Ort gezeltet hat. Letztlich wurde er von zwei mächtigen Wesen "vergiftet", erst von Regina, die ihn für sich haben wollte, und dann von Peter Pan, der ihn ausgenutzt hat. Dass Greg bis ganz zum Schluss, bis ihm der Anführer der Verlorenen Jungs klar macht, dass die Anti-Magie-Organisation nur ein Schwindel war, an seine Mission glauben wollte, lässt ihn als der armselige, gebeutelte Tropf erscheinen, der er letztlich war.

Bei Tamara sieht die Sache etwas anders aus. Wir wissen nach wie vor nicht, wo ihr Hass auf die Magie überhaupt herrührt und haben sie als eine etwas zu souveräne Mörderin und Betrügerin erlebt, die immer problemlos durchgeflutscht ist. Sie konnte unbehelligt magische Wesen töten und hat außer bei Emma nie Misstrauen erregt. Nach der Ankunft in Neverland beginnt sie zwar stark an dem Ganzen zu zweifeln, aber nicht rechtzeitig genug. Sie versucht sich bei Mr. Gold, der sie findet, zu entschuldigen, aber auch dieses Bedauern kommt viel zu spät. Ihre Taten hat sie kalt und mitleidlos begangen, weil es Befehle von einer Obrigkeit waren, die sie für respektabel hielt. Nun Scham zu spüren, weil diese Obrigkeit eine Lüge war, stellt sie vor ihren Opfern sicher nicht besser dar. Insgesamt bin ich recht froh, dass sich Gregs und Tamaras Organisation nicht als wissenschaftlich-militärischer Bund herausstellt, sondern als eine List, bei der die Magie quasi die Wissenschaft benutzt hat. Das passt besser zur Serienmythologie.

Kommen wir zu Peter Pan. Ich habe zwar von Beginn an geargwöhnt, dass der Junge, mit dem Henry flieht, in Wahrheit Pan ist, aber trotzdem wirkt dieser neue Bösewicht aufgrund seines Bubi-Aussehens gepaart mit Macht und Heimtücke sehr viel versprechend. Er will spielen - und es ist ganz offensichtlich, dass es dieses Spiel in sich haben wird. Pan hat eine ganze, unheimliche Insel als Spielwiese zur Verfügung, um Henry auf die Probe zu stellen und die Erwachsenen, die gekommen sind, um Henry zurückzuholen, auf einen Höllenritt zu schicken. In diesem Sinne: Lasst uns spielen!

In der Märchenwelt trifft Neal derweil nicht nur auf Aurora, Mulan und Phillip, sondern auch auf Robin Hood, der in Staffel 2 schon einmal zu sehen war. Bei seinem ersten Auftritt in #2.19 Lacey und die Erinnerung an Belle fand ich den König der Diebe noch recht nichtssagend und austauschbar. Ironischerweise wurde tatsächlich der Darsteller ausgewechselt, was aber nicht das war, was ich gemeint hatte. Wir werden sehen, ob Robin nun als eigener Charakter besser zur Geltung kommt und die Sherwood-Forest-Mythologie überzeugender involviert wird.

Bemerkenswertes Detail am Rande: Der Rückblick zum Tag von Henrys Geburt enthüllt, dass er genau um 8:15 Uhr zur Welt kamen, zu jener ominösen Uhrzeit, die Storybrookes Kirchturmuhr 28 Jahre lang angezeigt hat, bis sie durch Emmas Auftauchen in der Stadt wieder zu schlagen begann.

Maret Hosemann - myFanbase

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