Bewertung

Review: #3.07 Reich der Schatten

Diese siebte Episode der dritten Staffel von "Once Upon a Time" ist eine, die mich dazu animiert, mir selbst auf die Schulter zu klopfen. Mit meiner Vermutung, dass sich Wendy in dem anderen Käfig befindet, habe ich voll ins Schwarze getroffen. Sie wird tatsächlich seit einem Jahrhundert in Neverland gefangen gehalten und ist seit ihrer Begegnung mit Baelfire nicht gealtert, während ihre Brüder John und Michael zwar erwachsen werden durften, aber für Peter Pan arbeiten müssen.

Pan, der dämonische Junge von nebenan, hat zu jedem Plan A auch immer einen Plan B. Da Henry sich, seit er weiß, dass seine Familie in Neverland ist, wieder von Pan abzuwenden beginnt, benutzt Pan nun seine Langzeit-Gefangene Wendy, um Henry zu manipulieren, was auch wunderbar gelingt. Wendy zieht unter Pans Anleitung genau die richtigen Fäden bei Henry. Sie spielt die kleine Jungfrau in Nöten, die unbedingt einen selbstlosen Helden braucht, was genau das ist, was Henry sein will. Als Enkel von Snow White und Prinz Charming fühlt sich Henry dazu berufen, ein tapferer Kämpfer für das Gute zu sein und wichtige Missionen zu erfüllen. Zudem erwähnt Wendy ihre besondere Bekanntschaft mit Henrys Vater, den Henry ja nach wie vor für tot hält, was ebenfalls eine große Wirkung auf Henry hat. Henry ist bereit, das zu tun, was Pan von ihm will, in dem Glauben, damit Wendy zu helfen. Dazu muss er auf den Totenkopf-Felsen (Skull Rock). Dieser Ort ist in den Peter-Pan-Geschichten das Versteck der Piraten und ihre einzige Heimat in Neverland neben dem Schiff Jolly Roger.

Damit haben wir eine wunderbare Überleitung zu Captain Hook. Dieser begibt sich mit Emma und Neal auf die Jagd nach Pans Schatten, mit dessen Hilfe sie aus Neverland entkommen wollen. Dabei bricht die Rivalität zwischen Hook und Neal um Emmas Gunst erstmals offen aus und nimmt beinahe kindische Züge an, als die beiden Männer völlig unnötig und in einer gefährlichen Lage um das Feuerzeug rangeln. Emmas Reaktion auf die Zwistigkeiten ihrer Verehrer gefällt mir gut, denn sie macht sehr deutlich, dass ihre oberste Priorität darin besteht, Henry zu finden. Ihr Liebesleben ist da zweitrangig. Sie erwartet von Neal und Hook, dass diese sich zusammenreißen und Henry zuliebe ihr Testosteron im Zaum halten. Das kann sie von Henrys Vater und Henrys Quasi-Stiefgroßvater auch verlangen. Weder Hook noch Neal werden Emmas Herz durch unreife Aktionen, die darauf abzielen, den anderen dumm dastehen zu lassen, gewinnen. Emma macht ja auch deutlich, dass sie sich Hook näher fühlt, seit er ihr die Wahrheit über Neal sagte und damit verantwortungsbewusst und ehrlich gehandelt hat.

Aufmerksamen Zuschauern - und vor allem Shipper mangelt es bekanntlich nicht am Blick und am Ohr für Details - ist wahrscheinlich nicht entgangen, dass Neal in dem Moment, als die Schatten angreifen, nach Emma ruft, während Emma wiederum Hooks Namen schreit. Da kann man etwas hineininterpretieren, muss man aber nicht.

Zum ersten Mal in dieser Staffel machen wir auch einen Abstecher nach Storybrooke, wo es eigentlich ziemlich beschaulich zugeht. Die Zwerge stellen sogar fest, dass sie Snow und Charming bei aller Zuneigung gar nicht vermissen, da es sich ohne die beiden viel ruhiger und ungefährlicher leben lässt. Das ist eine humoristische Bemerkung der selbstreflektierenden Art, die auf das einfachste Prinzip einer jeden Fernsehserie anspielt: die Action ist da, wo die Hauptcharaktere sind.

In Storybrooke gibt es mit Belle freilich noch eine Hauptfigur, die allerdings selbst daran zweifelt, ob sie überhaupt von Bedeutung ist, oder ob sie einfach zurückgelassen wurde, weil sie bei der Rettungsmission nicht gebraucht wird. Umso größer ist ihre Freude und Rührung, als sie erkennt, dass Mr. Gold sie braucht und sich auf sie verlässt. Auf der Meta-Ebene sagt uns dies, dass Belle immer noch ein wichtiger Teil der Serie ist, auch wenn sie in dieser Staffel bisher kaum eine Rolle gespielt hat. Nebenbei erkennen wir Parallelen zwischen Belle und ihrem Quasi-Stiefenkel Henry, die beide zeigen wollen, was in ihnen steckt.

Was genau in der Büchse der Pandora steckt, die Ariel zu Mr. Gold und Regina bringt, wissen wir noch nicht, aber es ist allgemein bekannt, dass man die Büchse der Pandora besser geschlossen lässt. In der griechischen Mythologie wird die Büchse als ursprüngliches Gefäß für alles Übel dieser Welt, wie Mühsal, Laster, Krankheit und Tod, beschrieben. Als Pandora die Büchse öffnete, kam das Übel über die Menschheit. Das einzige Gute in der Büchse war die Hoffnung. Als Pandora auch diese herausließ, wurde die Welt wieder ein besserer Ort. Längst gehört die Büchse der Pandora zu den am häufigsten verwendeten Artefakten bzw. Waffen im Fantasy - und Horrorgenre. Wie "Once Upon a Time" dieses nicht unbedingt originelle Item in Szene setzt, wird sich zeigen.

Maret Hosemann - myFanbase

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