Review: #3.16 Grün vor Neid
Wo soll ich bei dieser sehr ereignisreichen, mit Enthüllungen gespickten Episode nur anfangen? Na ja, am besten folge ich einfach Schritt für Schritt dem berühmten gelben Ziegelsteinweg des Landes Oz, der so genannten Yellow Brick Road. Auf diesem Pfad befinden sich zu Beginn der Flashbacks gerade ein Holzfäller und seine Frau, als ein Wirbelsturm aufzieht und ein Baby herbei trägt. Die Frau des Holzfällers beschließt, dass sie das Kind behalten werden, und gibt dem kleinen Mädchen den Namen Zelena.
Den Wirbelsturm als Transportmittel ins Land Oz kennen wir sehr gut aus der Originalgeschichte von Lyman Frank Baum und dem legendären Film mit Judy Garland. Auch Dorothy, die Heldin der originalen Oz-Legende, gelangt auf diesem Wege von Kansas in das merkwürdige Land.
Zelenas Zauberkräfte, die sie bereits als Baby besitzt, erfüllen den Holzfäller mit Furcht und Misstrauen, so dass er alles andere als ein liebevoller Adoptivvater ist. Einige Jahre nach dem Tod seiner Frau wirft er Zelena schließlich an den Kopf, dass sie gar nicht seine Tochter ist. Zelena macht sich daraufhin auf den Weg zum Zauberer von Oz, der ihr enthüllt, dass sie aus der Märchenwelt stammt, die Tochter von Cora ist und eine Schwester namens Regina hat, die von dem mächtigen Zauberer Rumpelstilzchen ausgebildet wird. Zelena will unbedingt in die Märchenwelt, um ihre Schwester auszustechen, und bekommt dafür vom Zauberer von Oz silberne Schuhe, die sie überall hinbringen können, wo sie hin will, indem sie die Hacken dreimal zusammenschlägt. Klack, Klack, Klack. Auch diese magischen Schuhe kennen wir aus der Originalgeschichte, da Dorothy mit ihnen am Ende wieder zurück nach Kansas reist. Im Prinzip ist Zelena also eine Verschmelzung der eigentlich verfeindeten Figuren Dorothy und Hexe des Westens.
In der Märchenwelt angekommen, versteht Zelena es schnell, Rumpelstilzchen, der bis dahin nichts von ihrer Existenz wusste, von sich zu überzeugen, da sie die Magie viel besser beherrscht als Regina. Sie scheint die richtige Peson zu sein, um den Fluch zu wirken, doch es gibt diese eine entscheidende Sache, die sie disqualifiziert. Wir wissen ja bereits seit längerem, dass der Fluch nur dann funktioniert, wenn die Person, die ihn auslöst, als Preis den Menschen opfert, den sie am meisten liebt. Zelena aber liebt nur Rumpelstilzchen, da er sie unter ihre Fittiche genommen hat, ihr Aufmerksamkeit schenkt und ihr das Gefühl vermittelt, erwünscht zu sein. Dies hat sie zuvor weder von ihrer leiblichen Mutter noch von ihrem Adoptivvater bekommen.
Für Rumpelstilzchen macht es selbstverständlich so gar keinen Sinn, sich für den Fluch, mit dem er seinen Sohn finden will, opfern zu lassen. Man schmeißt sich ja auch nicht vor einen Zug, nur um nicht zu spät zu kommen. Rumpelstilzchen lässt Zelena daher fallen und will sich wieder ganz auf Regina konzentrieren. Durch diese Zurückweisung zerfrisst der Neid Zelena endgültig, was sich auch äußerlich manifestiert: ihre Haut wird grün. Diese Geschichte hat aber noch eine Pointe, die mir persönlich sehr gut gefällt, da sie voller tragischer und bitterer Ironie ist: Rumpelstilzchen hätte den Fluch gar nicht gebraucht, denn mit Zelenas magischen Schuhen wäre es ihm möglich gewesen, ganz einfach in unsere Welt zu reisen und seinen Sohn zu finden. Gut, Damenschuhe zu tragen hätte an seinem Image gekratzt, aber ich bin mir fast sicher, dass er dieses modische Wagnis in Kauf genommen hätte. Zelena wusste bis zu dem Zeitpunkt, da Rumpelstilzchen sie gefeuert hat, um ihrer kleinen Schwester den Job zu geben, gar nicht, dass der Sinn des Fluchs darin besteht, in ein Land ohne Magie zu reisen. Nach der Zurückweisung will sie Rumpelstilzchen dann nicht mehr helfen und kehrt nach Oz zurück, um ihre Rache zu planen. Unglücklicher hätte es nicht laufen können. Am Ende haben auf diese Weise alle verloren, Zelena, Rumpelstilzchen, sein Sohn, Regina und sehr, sehr viele Menschen mehr.
Kaum wieder in Oz, demaskiert Zelena den Zauberer von Oz, der in Wahrheit keine magischen Fähigkeiten besitzt, sondern ein Jahrmarkt-Gaukler und Sammler magischer Utensilien aus Kansas ist. Damit greift diese Folge auch die Handlung des Films "Die fantastische Welt von Oz" aus dem Jahr 2013 auf, der als Prequel die Vorgeschichte des Buches und des Filmklassikers von 1939 erzählt. Der Jahrmarkt-Gaukler trägt den Namen Walsh und wird von Zelena in den allerersten fliegenden Affen verwandelt, um rund 30 Jahre später Emma zu verführen und vergeblich zu versuchen, sie davon abzuhalten, nach Storybrooke zurückzukehren.
Diese Rückblicke ergeben, wie ich finde, ein stimmiges und sehenswertes Ganzes, das aber durchaus noch Fragen offen lässt, zum Beispiel die nach Zelenas leiblichen Vater. Rumpelstilzchen könnte es sein, aber diese Theorie wird immer schräger, da sich Zelena dann in ihren eigenen Vater verliebt hätte. Andererseits gab es, soweit wir das aus den Rückblicken schließen können, keine körperliche Annäherung zwischen den beiden. Im Moment scheint es mir aber so, dass Cora damals von einem - in ihren Augen - Niemand schwanger wurde, von dem sie kein Kind wollte, da es ihr keine Palasttüren öffnet.
Diese Entscheidung von Cora, ihre erstgeborene Tochter auszusetzen, gehört zu den Ereignissen, die Zelena ungeschehen machen will. Ihr Plan ist es, die Vergangenheit zu ändern, wozu sie auch die Zutaten Mut, Verstand und Herz braucht. Mein Gefühl sagt mir, dass diese Staffel damit endet, dass Zelenas Vorhaben gelingt und wir eine Welt sehen werden, in der Regina nie geboren wurde und Zelena Königin ist, aber schmeißt bitte keine Ampel auf mich, sollte ich damit falsch liegen. Ich kann ja auch nicht immer Recht behalten.
Fürs Erste bringt Regina ihr Herz in Sicherheit, indem sie es Robin Hood anvertraut. Sie schenkt ihm ihr Herz - noch symbolischer geht es wirklich nicht. Ich habe mir noch keine richtige Meinung zu Regina und Robin als Paar gebildet, aber ich tendiere zumindest dazu zu sagen, dass Regina die Bekanntschaft mit Robin gut tut. Sie fällt ihm natürlich noch nicht liebestrunken in die Arme, aber er bringt sie auch mal zum Lachen und dazu, sich etwas zu öffnen. Das kann doch eigentlich nur gut sein für die ehemalige Böse Königin, die nun mit den Guten gegen ihre tödlich-neidische Schwester kämpft.
Hook zeigt derweil weiter seine softe Seite und kümmert sich um Henry. Passenderweise verlassen Hook und Henry das Diner, in dem die Trauerfeier für Neal stattfindet, kurz bevor Zelena dort ihren Auftritt hinlegt. Auf Dauer wird es etwas ermüdend und auch leicht albern, Henry im Unklaren zu lassen und ihn hin - und herzuschieben, damit er nichts mitbekommt. Seine Unwissenheit macht ihn auch zu einem leichten Ziel für Zelena, was scheinbar noch niemand wirklich bedacht hat. Das ist aber auch der einzige größere Kritikpunkt an dieser gelungenen Episode.
Maret Hosemann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: It's Not Easy Being GreenErstausstrahlung (US): 06.04.2014
Erstausstrahlung (DE): 07.01.2015
Regie: Mario Van Peebles
Drehbuch: Andrew Chambliss
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