Review: #4.14 Maleficents Geschichte
Nachdem Angelina Jolie vergangenes Jahr im Disney-Spektakel Maleficent - Die dunkle Fee zu sehen war, wurde die Geschichte um die Antagonistin aus dem Dornröschen-Märchen wieder populär. Die Produzenten von "Once Upon a Time" waren wohl der gleichen Ansicht und brachten die Figur nach mehr als zwei Staffeln Abwesenheit wieder zurück in die Serie, was aber auch der Tatsache geschuldet war, dass Maleficent-Schauspielerin Kristin Bauer van Straten durch ihr Engagement in "True Blood" lange Zeit nicht zur Verfügung stand.
Und nun kommt endlich die Folge, auf die ich so lange gewartet hab. Die Folge, in der Maleficents Hintergrundgeschichte geklärt wird und es Einblicke in ihre gemeinsame Vergangenheit mit Aurora gibt – und wie die Produzenten bereits vorher verrieten, wollten sie gar nicht auf die Verfilmung mit Jolie eingehen, sondern eine ganz eigene Geschichte von Dornröschen erzählen. Und mit einem hatten sie Recht: Diese Geschichte ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem Film.
Unstimmigkeiten im Märchenland
Leider stand in den Flashbacks nur im Fokus, wie Regina und Maleficent sich kennengelernt haben und schließlich zu Freundinnen wurden. Dank der Hilfe von Regina, die Maleficent aufgesucht hat, um sich mit Magie an Snow White zu rächen, hat Maleficent sich wieder an die Frau erinnert, die sie einst war, worauf sie beschließt, wieder Unfrieden zu stiften.
Während der ganzen Folge habe ich mich ertappt, wie ich immer wieder auf die Uhr gesehen und mich gefragt habe, wann Aurora nun endlich ins Spiel kommt. Als es dann so weit war, wurde ich maßlos enttäuscht. Aurora war schon immer ein Charakter, der zu meinem Leidwesen sehr stiefmütterlich behandelt wird. Selbst über Figuren wie Hänsel und Gretel oder Rapunzel, deren Geschichten keine Relevanz für den Gesamtkontext hatten, wissen wir mehr als von ihr. Bis zu dieser Folge war sie die einzige Figur, von der keine Flashbacks aus der Zeit vor dem Fluch gezeigt wurden. Und dabei standen noch so viele Fragen offen. Warum wurde Aurora mit dem Schlaffluch belegt? Warum hegt Maleficent gerade gegen Auroras Familie so großen Groll? Warum belegte die Hexe Auroras Mutter, die wie im Originalmärchen Briar Rose (Dornröschen) heißt, zuvor ebenfalls mit dem Schlaffluch? Außerdem haben die Produzenten verraten, dass König Stefan, Auroras Vater, eine komplizierte Vergangenheit mit Maleficent hat – wie sah diese aus?. Doch auf fast keine dieser Fragen bekommen wir eine Antwort. Während Stefan lediglich in einer kurzen, belanglosen Szene auftaucht, wird nur beantwortet, wie Aurora mit dem Schlaffluch belegt wurde. Und die Produzenten wollen uns dabei echt weißmachen, dass Maleficent mal eben so ins Schloss gestürmt ist und Aurora die Nadel in den Finger gejagt hat, worauf diese eingeschlafen ist. Ich muss sagen, dass ich extrem enttäuscht bin. Dabei waren die ganzen Andeutungen in der zweiten Staffel noch so vielversprechend. Wer sich die Staffelpremiere der zweiten Staffel noch einmal ansieht, bemerkt, dass vor Auroras "Schlafgemach" ein Spinnrad steht, womit eigentlich klar war, dass sie sich an diesem gestochen hat. Das Spinnrad hat hier jedoch komplett gefehlt. Wahrscheinlich war es damals nur Dekoration. Es gibt freilich noch weitere Unstimmigkeiten. Nachdem Philip damals vom Wraith angegriffen wurde und Aurora rührselig seinen seelenlosen Körper betrachtete, äußerte sie gegenüber Mulan, dass diese nicht die Einzige sei, die etwas davon versteht, sich zu opfern. Das klang sehr danach, als hätte sie sich, ebenso wie Snow White, selbst geopfert und verfluchen lassen, was in die nächste Unstimmigkeit mündet. Laut Regina wirkt der Schlaffluch nur, wenn man sich diesem freiwillig ausliefert. So hat sich Snow hingegeben, um ihren geliebten Prinzen zu schützen. Und so eine Auflösung habe ich auch bei Aurora erwartet. Doch stattdessen reichte es bei ihr einfach, ihr eine Nadel in die Hand zu rammen.
Die Szenen zwischen Regina und Maleficent waren nett anzusehen, da sich die beiden Hexen gut ergänzen und sie eine interessante Dynamik haben. Es wäre jedoch besser gewesen, wenn man das Kennenlernen zwischen Regina und Maleficent und Maleficents Rache gegen Aurora seperat voneinander erzählt hätte, da nun bei beiden Geschichten das vorhandene Potenzial nicht ausgeschöpft werden konnte.
Regina undercover und die Rückkehr von August
Auch die Storybrooke-Geschichte, in der Regina verdeckt bei den Königinnen der Dunkelheit herumschnüffelt, besaß viel Potenzial, von dem in der ersten Hälfte der Folge eine Menge verschenkt wurde. Natürlich ist es verständlich, dass Ursula, Cruella und Maleficent Regina gegenüber skeptisch sind, als diese urplötzlich zur Truppe dazu stoßen will, um ein gemeinsames Ding zu drehen. Allerdings empfand ich diese ganzen Mutprobespielchen, um zu prüfen, ob Regina wirklich noch "so böse" ist, als unnötig. (Und seit wann hat Storybrooke Bahnschienen???)
Obwohl ich zu Beginn der Staffelhälfte geglaubt habe, dass die drei Königinnen der Dunkelheit auf derselben Ranghöhe stehen, mausert sich Maleficent langsam zur Anführerin, wodurch sie gleichzeitig die Meerhexe und ihre pelzliebende Freundin zu blassen Assistentinnen degradiert. Noch haben wir zu wenig über Ursula und Cruella erfahren, doch ich denke inzwischen nicht mehr, dass die jeweiligen Blicke in ihre Vergangenheit etwas an der jetzigen Konstellation ändern.
Ein wenig spannender wurde die Storyline, als Regina Pinocchio entführen sollte und Emma ebenfalls zu der Truppe der Bösewichte hinzustoßen wollte, um Regina zu helfen. Dadurch wird die neue Freundschaft zwischen Emma und Regina sehr schön unterstrichen. Wer sich an die Midseason-Premiere erinnert, hat vielleicht noch im Hinterkopf, dass der Dämon sich damals an Emma hängte, weil er erkannt hat, dass sie das größte Potenzial für die Dunkelheit besitzt. Es wäre sehr interessant zu sehen, wenn dieser Gedanke erneut aufgegriffen wird und Emma sich ebenfalls zum Schein mit dem Zauberinnentrio verbündet. Wie die Serie schon manches Mal bewiesen hat, ist der Pfad zwischen Gut und Böse teilweise sehr schmal und eine neue Seite von Emma wäre doch sehr sehenswert.
In Storybrooke sind die Szenen zwischen Regina und Maleficent diejenigen, die die Folge aufwerten, wobei vor allem Regina überzeugen kann. Ich hoffe sehr, dass die einstige Freundschaft zwischen Regina und Maleficent noch stärker thematisiert wird, da die Bürgermeisterin dadurch auf eine Weise herausgefordert wird, wie niemals zuvor. Obwohl sie sich verändert hat, muss sie nun herausfinden, wer sie wirklich ist und ob ihre Wandlung zum Guten nicht nur eine kurzlebige Phase war. Ich denke, dass Regina zunächst Entscheidungen treffen wird, die sie weder klar auf die Seite der Guten, noch auf die Seite der Bösen ziehen. Doch irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem sie sich endgültig entscheiden muss, auf welcher Seite sie steht und zu wem sie halten wird. Und ich kann sagen, dass ich mich auf diesen Moment freue.
Die letzte Szene, in der Mr. Gold Pinocchio zurück in August verwandelt, hinterlässt eine spannende Ausgangssituation. Da August seine eigene Geschichte bereits in das Buch geheftet hat und als Schriftsteller tätig war, könnte er Kenntnisse über den Autor des Märchenbuches besitzen, wie die Dokumente aus seiner Satteltasche zudem nahelegen. Zumindest scheint auch er versucht zu haben, dessen Identität zu lüften.
Allerdings nervt es ein wenig, dass die Autoren nun einen Weg eingeschlagen haben, auf dem immer gesagt wird, dass es kein Zurück gibt, nur um ein oder zwei Folgen später alles wieder über den Haufen zu werfen. So wird in der einen Folge behauptet, dass jeder der Storybrooke verlassen hat, nie wieder zurückkehren kann, um dann in der nächsten Episode zu zeigen, wie Mr. Gold die Rückkehr gelingt. Auch konnte damals niemand Pinocchio zurück in August verwandeln und es wurde gesagt, dass er nun als Kind weiterleben und seine zweite Chance bekommen kann. Nun brauchen die Autoren August für die Storyline und plötzlich findet sich wieder ein Weg, ihn erwachsen zu machen. Falls Augusts Rückkehr von Dauer sein sollte, was ich momentan noch bezweifle, wird Emmas Beziehung zu Hook auf eine harte Probe gestellt werden, da sie auch für den einst mysteriösen Motorradfahrer Gefühle gehegt hat.
Naiv – naiver – Belle?
Nachdem es bereits in der zweiten Staffel einen unfreiwilligen Running Gag gab, bei dem Captain Hook immer wieder Prügel einstecken musste, folgt nun der nächste: die Naivität von Belle. Diese ist schon zu Beginn der Staffel sehr aufgefallen und war auch in der Midseasonpremiere nicht zu übersehen. An wen wendet man sich, wenn man eine Frage zu Magie hat? Richtig, man kontaktiert übers Internet einen Professor und befolgt dessen Ratschläge. Um dem Ganzen nun die Krone aufzusetzen, lässt sie sich völlig von ihrem (Ex-)Ehemann, der die Gestalt von Hook annimmt, täuschen.
Ihre Gefühle für Gold können nicht von heute auf morgen verschwunden sein, daher macht es grundsätzlich keinen Sinn, dass sie ausgerechnet dem Menschen den Dolch gibt, der nur ein Ziel kennt, nämlich sich an Gold zu rächen. Belle weiß doch, was ihr Mann Hook angetan hat und wie tief die Feindschaft der beiden Männer geht.
Auch ihre Romanze mit Will wirkt ein wenig konstruiert. Den Produzenten ist wohl aufgefallen, dass Will Scarlet nach seinen sporadischen Auftritten nun eine kleine Storyline braucht, um nicht zwischen den ganzen anderen Figuren zu versinken, und haben sich spontan entschlossen, ihn mit Belle zusammenzubringen. Andererseits haben diese zwei Charaktere auch eine Gemeinsamkeit, da beide in Bösewichte verliebt waren. Momentan wissen wir noch nicht, was aus Anastasia geworden ist, aber vielleicht wurde Will genauso von dieser enttäuscht, wie Belle von Gold. Insgesamt muss ich gestehen, dass mir Belle und Will zusammen gar nicht so unsympathisch sind. Was mir an dieser neuen Beziehung gut gefällt ist die Tatsache, dass Mr. Gold nie damit gerechnet hätte, dass Belle sich von ihm lossagt und eine neue Bindung eingeht. Er hat sich vermutlich ausgemalt, dass er nach Storybrooke zurückkehrt, sie ihn zurücknimmt und er sie danach genauso weitermanipulieren kann wie zuvor. Das Belle nun vergeben ist, scheint für ihn eine größere Bestrafung zu sein, als seine Verbannung aus Storybrooke es war.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Folge die schwächste seit einiger Zeit ist. Die Flashbacks bleiben zu oberflächlich. An dieser Stelle wird deutlich, dass sich die Produzenten mit der Einführung von Maleficent, Ursula und Cruella scheinbar etwas übernommen haben. Denn vor allem bei Maleficent, die Verbindungen zu Regina, Snow, Charming, Aurora und ihrer Familie, Prinz Philip und Rumpelstilzchen hat, reichen ein oder zwei Flashbackepisoden einfach nicht aus, um diesen komplexen Charakter zu erklären und alle offenen Fragen zu beantworten. Leider jonglieren die Produzenten derzeit mit zu vielen Storylines auf einmal und ich befürchte, dass die Staffel endet und zahlreiche offene Fragen im Raum stehen bleiben.
Marcel F. - myFanbase
Die Serie "Once Upon a Time" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Enter The DragonErstausstrahlung (US): 15.03.2015
Erstausstrahlung (DE): 25.11.2017
Regie: Ralph Hemecker
Drehbuch: David H. Goodman & Jerome Schwartz
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