Bewertung

Review: #5.18 Dorothys Schuhe

"Toto, I've a feeling we're not in Kansas anymore." Dieser berühmte Ausspruch aus "Der Zauberer von Oz" ist als geflügelter Ausdruck in den englischen Sprachgebrauch eingegangen und beschreibt das Gefühl, in eine fremde, unvertraute Situation geraten zu sein, die nicht der eigenen Komfortzone entspricht. So dürften sich stark traditionell eingestellte Märchenfans auch bei dieser Episode fühlen, wenn sie plötzlich Zeugen werden, wie die schlafende Dorothy von Rotkäppchen leidenschaftlich wachgeküsst wird, angefeuert von Schneewittchen und einem Haufen Munchkins. Wir sind definitiv nicht mehr in Kansas und Totos Frauchen hat sich in einen Wolf verliebt.

Die Liebesgeschichte zwischen Ruby und Dorothy dominiert diese Folge, in der nicht gerade wenig passiert. Man gönnt Ruby ihr neues Glück und dass wir nicht mehr in Kansas sind, sondern Märchen erzählen, in denen eine Frau eine andere Frau wachküssen kann (um sie dann noch mehr zu küssen), finde ich super, dennoch entwickelt sich diese Liaison doch ziemlich abrupt. Natürlich ist Liebe auf den ersten Blick durchaus ein Motiv, dessen sich "Once Upon a Time" gerne mal bedient und das zu den klassischen Märchenstoffen gehört, aber in diesem Fall wirkt es etwas erzwungen. Das mag auch daran liegen, dass die Storyline jede Subtilität vermissen lässt. Die Blicke zwischen Ruby und Dorothy sowie Rubys Mimik sind die ganze Folge über dermaßen eindeutig, dass man auch gleich einen Schriftzug in die linke obere Ecke hätte einblenden können: "Dauerliebessendung".

"There is no place like home" lautet ein weiteres, sehr bekanntes Zitat aus "Der Zauberer von Oz". Dank der berühmten Schuhe, die man dreimal gegeneinanderschlagen muss und die Dorothy einst von Zelena und Zelena von Walsh bekam, schafft es Snow wieder nach Hause zu ihrem Sohn Neal. Ob Ruby, Dorothy und Mulan derweil in Oz geblieben sind, ist offen, aber ich gehe mal davon aus. Die Sache mit den Reisen zwischen den Welten wird hier mal wieder sehr flexibel gehandhabt. Ruby und Mulan haben es scheinbar ganz ohne irgendwelche Bohnen, Hüte, Schuhe, Türen oder Wirbelstürme nach Oz geschafft. Hat Ruby neben Wölfen vielleicht auch Meerjungfrauen in ihrem Stammbaum? Woher genau kam der Zauber, den Ruby benutzt hat, um auf Zelenas Spuren in die Unterwelt zu gelangen? Manchmal fragt man sich ja, warum man überhaupt noch versucht, den Überblick zu behalten. Wie dem auch sei. Snows Abschied hat vermutlich weniger mit Ginnifer Goodwins erneuter Schwangerschaft zu tun als mit ihrem Engagement beim Kinofilm "Zootopia" und den dazugehörigen Promotouren. Ich finde es aber auch nicht verkehrt, dass einer der beiden Eheleute Charming sich um das jüngste Familienmitglied kümmert, während der andere Elternteil bei der Erstgeborenen bleibt. Als jemand, der auch nie ein Einzelkind war, finde ich das eine sinnvolle und faire Lösung.

"Hearts will never be practical until they can be made unbreakable." Auch ein schönes Zitat aus der Vorlage der Oz-Stories. Belle plagt sich mit viel innerem Schmerz herum. Es quält sie, was mit Gaston passiert ist, sie kann ihrem eigenen Ehemann nicht vertrauen und sie hat Angst um ihr Kind. In dieser verzweifelten Lage ist die Person, der sie sich am nächsten fühlt, Zelena. Klingt absurd, macht aber durchaus Sinn. Zelena ist auch eine Mutter, die nicht weiß, ob sie ihr Kind jemals wird großziehen dürfen, und sie ist ebenfalls die Angebetete eines sehr bösen und gefährlichen Mannes. Ich fand das Treffen von Belle und Zelena daher absolut stimmig und auch sehr interessant. Ob die Maßnahme, Belle mit dem Schlaffluch zu belegen, um ihre Schwangerschaft gewissermaßen einzufrieren, nun aber ein geschickter Schachzug war, den die Frauen da ersonnen haben, oder ob Belle damit in eine üble Falle getappt ist, lässt sich jetzt noch kaum sagen.

Der Umstand, dass Belle nicht daran glaubt, dass Mr. Gold sie mit dem Kuss der wahren Liebe aufwecken kann und daher darauf setzt, dass ihr Vater dies zu tun vermag, hinterlässt schon ein ungutes Gefühl. Belles Vater lässt sich wesentlich leichter töten als Mr. Gold. Überhaupt ist es eine sehr wackelige Angelegenheit, sich auf den Kuss der wahren Liebe zu verlassen. Könnte Belles Schwangerschaft nicht auch Auswirkungen auf die Funktionsweise des Superkusses haben? Ich rechne hier doch ziemlich sicher mit Komplikationen. In diesem Fall dürfte übrigens die Schwangerschaft der Darstellerin Emilie de Ravin tatsächlich der ausschlaggebende Grund für das besonders ausgiebige Nickerchen des Charakters sein. Immerhin ist dies allemal kreativer als Belle weiterhin in einem dicken, weiten Mantel herumlaufen zu lassen, um zu kaschieren, dass die echte Schwangerschaft schon weiter ist als die fiktive.

"My world, my world... How can such a good little girl like you destroy all of my beautiful wickedness?" Dieses Zitat aus "Der Zauberer von Oz" stammt genau genommen von der Bösen Hexe des Nordens, nicht des Westens. Ich verrate es Zelena nicht, wenn ihr es auch nicht tut! Zelenas Entwicklung in dieser Episode ist bemerkenswert. Sie zeigt erneut Bereitschaft, das Wohl ihrer Tochter über ihr eigenes Glück zu stellen und es scheint ihr auch tatsächlich wichtig zu sein, das zarte Pflänzchen des Friedens zwischen sich und Regina nicht gleich wieder zu zertreten. Auch wenn Zelena nicht direkt Bedauern darüber empfindet, dass Dorothy vermeintlich nie wieder aus dem Schlaf erweckt werden kann, so merkt man ihr doch zumindest an, dass sie dies nicht mehr wirklich als Triumph empfindet. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben spürt sie, dass böse Taten eine unangenehme Last darstellen, die es doch sehr erschwert, voranzukommen und anderen nahe zu sein. Am Ende dieser Folge wendet sie sich aber doch Hades zu und scheint seinen Avancen endlich nachzugeben. Wie soll man dies bewerten? Sucht sie ihr Heil doch wieder auf der dunklen Seite, weil es für sie einfacher, weniger schmerzhaft und nicht mit so viel Druck verbunden ist? Sieht sie in Hades ihre größere Chance auf ein glückliches Familienleben? Oder spielt sie Hades etwas vor, um ihn besiegen zu können? Ich finde ihre Mimik nicht eindeutig. DAS ist Subtilität.

"Oh - You're a very bad man!" Das letzte Zitat aus "Der Zauberer von Oz" für heute, versprochen. Es ist natürlich für Hades reserviert. Es gibt einige Momente in dieser Folge, in denen ich wirklich den Eindruck hatte, dass Hades der bisher beste Bösewicht von "Once Upon a Time" ist. Besonders als er, - nach seinem perfiden Anschlag auf Dorothys nette, alte (verstorbene) Tante -, Emma damit provoziert, dass sie in der Unterwelt jetzt eine Retterin ist, von der niemand gerettet werden will, spürt man förmlich, was für ein grausamer, zynischer und nachtragender Verwalter der Verzweiflung er ist. Die Helden haben ihm sprichwörtlich in die Suppe gespuckt, dafür vergiftet er die Suppe im wahrsten Sinne des Wortes. Er versucht jedes bisschen Hoffnung, das in der Unterwelt zu blühen begonnen hat, rauszureißen und er will, dass die Helden darunter maximal leiden. Er ist beleidigt. Tödlich beleidigt.

Maret Hosemann - myFanbase

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