Bewertung

Review: #5.19 Die schlafende Liebe der zwei Schwestern

Diesem "Das doppelte Lottchen"-Effekt scheint man einfach nicht entkommen zu können. Wenn irgendwo Zwillinge involviert sind, müssen sie natürlich auf die eine oder andere Weise die Rollen tauschen und ihre Verwandten und Freunde komplett an der Nase herumführen. In meiner Review zum Auftakt der Unterweltstoryline bemerkte ich dazu vor einigen Wochen:

Ich hoffe nur, man verschont uns mit einer "Doppeltes Lottchen"-Story, bei der James es irgendwie schafft, David einzusperren und dann dessen Platz einzunehmen. Das wäre nicht nur unsagbar einfallslos, sondern auch ärgerlich. So blind können die anderen ja nicht sein, nicht, nachdem sie auch noch wissen, dass Davids Ebenbild hier herumläuft.

Tja nun. Sie haben uns nicht verschont und ja, sie können so blind sein. Entschuldigend kann man vielleicht anmerken, dass Snow nicht mehr da ist und James somit etwas leichteres Spiel hatte, andererseits hat Cruella unsere Helden ja quasi mit der Nase darauf gestoßen, dass von James bald ein Manöver zu erwarten ist. Emma hätte zumindest einen Hauch misstrauischer sein dürfen.

Wenn man eine Story schon Wochen im Voraus kommen sieht (und hofft, dass sie nicht passiert) ist das nicht wirklich gut. Da muss man nicht lange um den höllenheißen Mehlbrei frisch aus der Unterwelt- Mühle herumreden. Aus der Begegnung zwischen David und James hätte man mehr Drama und Action herausholen können. Das eindeutige Bild von David als dem guten Hirten und James als dem fiesen Prinzen hätten ein paar mehr Nuancen durchaus gut getan. Was für eine Art von Sheriff war James eigentlich? Hat er die Bürger von Underbrooke terrorisiert? Davon haben wir rein gar nichts gesehen. Im Endeffekt hat James nicht mehr Tiefe erhalten als andere Randschurken, die von unseren Helden im Vorbeigehen erlegt werden. Da hatte ich etwas mehr erwartet. Nun muss man sehen, ob James' Sturz in den Fluss der verlorenen Seelen, der quasi der Tod für die Toten ist, zumindest gewisse Auswirkungen auf David hat. Das Beste an dieser ganzen Hau-den-Zwilling-Geschichte war bei näherer Betrachtung Cruella, die mit ihrer Art und ihren Kommentaren mal wieder für Unterhaltung gesorgt hat.

Die Hauptstory der Folge befasst sich mit einem anderen Geschwisterpaar, weswegen die Folge im Original wohl auch "Sisters" heißt und nicht "Brothers" oder "Twins" oder "Robin Hood, King of Babysitters". Die Ereignisse um Regina, Zelena und Cora lassen mich sehr zwiegespalten zurück. Einerseits fand ich die Szenen zwischen den drei Frauen teilweise sehr bewegend, was nicht zuletzt den Darstellerinnen zu verdanken ist. Auch dass Regina und Zelena sich als Kinder nahestanden und einander unbedingt wiederfinden wollten, ihre Erinnerungen aber gelöscht wurden, ist eine interessante Erkenntnis, die alles, was zwischen Regina und Zelena in den vergangenen Monaten geschehen ist, im Nachhinein noch einmal mit einer besonderen Tragik versieht. Wie viel anders wäre das Leben der beiden verlaufen, wenn Cora sie nicht wieder getrennt hätte?! Sie wären füreinander dagewesen und hätten eine gemeinsame Front gebildet. Regina hätte die Last von Coras Erwartungen und Zielen nicht alleine tragen müssen und Zelena hätte nicht bis ins Erwachsenenalter unter ihrem gewalttätigen Adoptivvater gelitten. Vermutlich hätte es weder die Böse Hexe des Westens noch die Böse Königin je gegeben. Hier kommen wir an dem Punkt, der für mich kritisch ist: hat Cora die Erlösung wirklich verdient bzw. jetzt schon verdient nach all dem, was sie angerichtet hat? Ging das nicht vielleicht ein bisschen zu schnell?

Erlösung ist natürlich ein kontroverses, komplexes Thema, das man aus der Sicht zahlreicher Religionen betrachten kann. "Once Upon a Time" legt sich ja nun nicht wirklich auf eine Glaubensrichtung fest. Eigentlich befinden wir uns in der griechischen Mythologie und damit in keiner der heutigen monotheistischen Religionen. Die Erlösung, wie sie hier dargestellt wird, entspricht aber weniger dem antiken Glauben, als eher christlichen Vorstellungen. Es bleibt also wirklich jedem selbst überlassen, ob er Coras Erlösung begrüßt oder nicht, ohne dass hier klare Regeln herrschen, an die man sich bei der Beurteilung halten könnte.

Ganz was anderes: werden diese magieblockierenden Armbänder jetzt eigentlich in Massenproduktion gefertigt? James hat eines, das er Emma anlegt, Cora hatte von Hades eins verpasst bekommen ... werden die in Underbrooke im Gemischtwarenladen verkauft, zwischen Insektenvernichtungsmittel und tragbaren Daumenschrauben? Man reizt diesen Kniff hier doch etwas sehr aus, was schlichtweg einfallslos ist.

Am Ende dieser Folge wird Zelena, frisch mit ihrer Mutter versöhnt und ihrer Schwester vereint, von Mr. Gold und Peter Pan gekidnappt, um mutmaßlich als Pfand gegen Hades zu dienen. Das fieseste und schrägste Vater-Sohn-Duo seit ... ich würde sagen seit einer ganzen Weile ... holt also zum Gegenschlag aus. Damit schafft es Gold ein weiteres Mal, genau das zu tun, was Belle nicht will und sie vermutlich am Ende mehr verletzt als ihr hilft. Nicht, dass wir von Mr. Gold überhaupt noch etwas anderes erwarten, aber es ist trotzdem irgendwie jedes Mal wieder ein Schlag – und Peter Pan ist jedes Mal wieder unheimlich.

Maret Hosemann - myFanbase

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