Review: #5.01 Vier Jahre, sechs Monate, zwei Tage

Am Ende einer Schulausbildung steht einem die ganze Welt offen. Die Zukunft ist ungewiss, aber die meisten Absolventen gehen doch mit einem positiven Gefühl an ihr Leben. So auch die Absolventen der Tree Hill High am Ende der vierten Staffel. Vier Jahre später ist von dem positiven Gefühl nicht mehr viel übrig geblieben. Es sieht sogar so aus, als stünden die meisten von ihnen vor den Trümmern ihres Lebens.

Brooke & das Modeimperium

Brooke hat es tatsächlich geschafft, ihre Kreativität und ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf zu machen. Innerhalb von vier Jahren hat sie ein gigantisches Modeimperium aufgebaut und ist zur wohlhabenden Geschäftsfrau aufgestiegen, die hunderte Mitarbeiter unter sich hat und Millionen verdient. Nicht schlecht für eine 21-Jährige aus der Provinz. Doch auch wenn alle Welt nun ihre Kollektion trägt, Brooke selbst ist nicht gerade glücklich, selbst wenn ein berühmter Nick in ihrer Limousine sitzt. Einsamkeit prägt ihre spärliche Freizeit und Kontakt zu ihren Freunden ist Fehlanzeige.

Brooke ist Geschäftsfrau geworden, die jedoch noch einiges zu lernen hat, wie ihre Mutter Victoria feststellt. Herrlich fies spielt Daphne Zuniga Brookes Mutter und wird sofort zu einem Hasscharakter, der mit jeder Silbe und jedem Augenaufschlag nur noch mehr Antipathie erzeugt. Brooke hingegen wirkt in ihrem Beruf einerseits stark und zielorientiert, im Privaten jedoch verloren und fast schon klein in ihrer überdimensionierten Wohnung. Und so macht sie das einzig Richtige am Ende der Episode, sie nimmt den Flieger nach Tree Hill, lässt Karriere Karriere sein und kehrt nach Hause zurück. Vorerst.

Nathan, Haley und Klein-Jamie

Was ist Naleys Sohn Jamie groß geworden. Und unglaublich goldig obendrein. Die altklugen Sprüche des Knirps' sind jedoch auch das Einzige, was der ganzen Situation um Nathan und Haley etwas Glanz verleiht. Haley hat ihre Musikkarriere aufgegeben, ist Ehefrau und Mutter mit Leib und Seele, hat anscheinend Lehramt studiert und bereitet sich nun darauf vor, zu unterrichten. Während sie dabei ist, sich einen Platz in der Gesellschaft zu suchen, badet Nathan in Selbstmitleid. Peu á peu wird in der Folge offenbart, was den Traum von Nathan von einer Basketball-Karriere in der NBA zunichte gemacht hat und ihn zu einem Häufchen Elend hat werden lassen: der Unfall.

Nathan hat es mit Abstand von allen Charakteren am schlimmsten erwischt. Er kann nicht mehr richtig gehen, geschweige denn Basketball spielen. Daher hat er nicht nur einen Hass auf seine Umwelt, sondern vor allem auch auf sich selbst. Dass das Resultat eines solch tiefgreifenden Einschnitts im Leben stets in einer derartigen Lethargie endet, in der der Charakter früher oder später zur Flasche greift, ist unglaublich klischeehaft und kaum erträglich für den Zuschauer. Ich hoffe inständig, dass Nathan sich wieder fängt und auf die Beine kommt. Und sich rasiert und die Haare schneidet. Und seinem Söhnchen, der doch in Wahrheit noch immer so sein will wie er, vor dem Unfall, wieder ein guter Vater und der aufopfernden Haley ein guter Ehemann wird.

Lucas Scott

Lucas hat sein Buch geschrieben, es veröffentlicht und ist - wie Brooke - zu Ruhm und Ehre gekommen. Nun, zwei Jahre später leidet er unter einer Schreibblockade und versucht daran zu arbeiten, nicht vergessen zu werden. Viel Hoffnung hat er diesbezüglich selbst nicht, da er ohne zu Zögern einen Trainerposten bei den Ravens annimmt.

Die größte Veränderung ist jedoch in seinem Privatleben geschehen. Peyton ist weg, stattdessen räkelt sich seine Lektorin Lindsey in seinem Bett. Es werden Liebesschwüre ausgetauscht, die man vor allem Lucas nicht so recht abnehmen will. Vielmehr will man als Zuschauer wissen, was zwischen Peyton und Lucas wohl passiert ist und was zu ihrer Trennung geführt hat. Wen interessiert da "die Neue", die momentan nicht sonderlich viel Ausstrahlung hat, sondern eher wie eine Lückenfüllerin wirkt, die eigentlich keine großen Überlebenschancen hat.

Insgesamt ist die Geschichte um Lucas die schwächste der ganzen Episode und ich ahne bereits, worauf die Autoren hinarbeiten, sobald Peyton wieder ihren Fuß nach Tree Hill setzt...

Peyton und die Ideale

Apropos Peyton. Auch Peyton hat nicht sonderlich viel Glück in L.A. und mit ihrer Karriere. Nicht nur, dass Lucas ihr irgendwie abhanden gekommen ist, sie fristet auch noch ein stupides Dasein als Assistentin der Assistentin des Plattenlabel-Boss, der - Klischee, Klischee - vor allem das Business im Showbusiness vor Augen hat. Peyton hingegen will die Welt verändern. Mit Musik, so wie sie es bei sich selbst schon so oft erlebt hat. Doch eine Chance dazu kriegt sie nicht, stattdessen darf sie Sushi-Restaurants aussuchen. Als sie erkennt, dass die so große Möglichkeit in Los Angeles schon lange nicht mehr das ist, was sie sich erträumt hatte, zieht sie die Notbremse. Sie beschließt, dorthin zurück zu kehren, wo alles besser war: sie fliegt nach Tree Hill und schlendert erst einmal nachdenklich über den Rivercourt, wo sie auf Lucas trifft. Sie vermisst ihn, er sie nicht wirklich oder doch, je nachdem wie seine Blicke gedeutet werden. Blablabla. Und dann, als Peyton bereits hofft, alles könne wie früher werden, eröffnet Lucas ihr, dass er eine andere hat.

Ich bin gespannt, zu erfahren, was zwischen den beiden vorgefallen ist, und warum die Beziehung letztendlich doch gescheitert ist.

Fazit

Mouth ist arbeitslos, aber (noch) nicht vollkommen mutlos. Skills wird Trainer der Ravens (wie Lucas). Ein paar andere Jungs sitzen im Wohnzimmer und spielen Videospiele. Erwachsenwerden hat unglaublich viele Seiten, die einen interessant, die anderen langweilig.

Selten habe ich mich nach einer Staffelpremiere so deprimiert gefühlt wie nach diesem. Es gab so wenige Lichtblicke, dass es beinahe schon schmerzhaft war, zuzusehen. Dies bedeutet nicht, dass die Episode vollkommen schlecht war, jedoch macht sie dem Genre Drama allzu sehr Ehre. Ich hoffe mit Brookes und Peytons Rückkehr nach Tree Hill geht es langsam wieder aufwärts. Eine so miese Stimmung wie momentan kann ich nicht lange ertragen.

Melanie Wolff - myFanbase

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