Bewertung

Review: #8.05 Jeder Traum hat mal ein Ende

Foto: James Lafferty, One Tree Hill - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
James Lafferty, One Tree Hill
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Man kann mittlerweile fast schon von einer schönen Tradition sprechen, so oft wie die "One Tree Hill"-Darsteller neben ihren schauspielerischen Aktivitäten auch hinter die Kamera wechseln. Für diese Folge hat James Lafferty zum dritten Mal nach #6.22 Show Me How To Live und #7.07 I And Love And You die Regie übernommen und setzt die sehr positive Reihe 'seiner' Folgen fort. Wie in den beiden bisherigen spielt auch dieses Mal Nathans Basketball-Karriere eine große Rolle, doch statt seine NBA-Karriere ins Rollen zu bringen, bzw. zu retten, sehen wir, wie Nathan das Ende seines Traums bekannt gibt.

In the back of my mind I knew it was gonna come to an end someday, I just… I didn’t know it end today.

Im Prinzip fiel die Entscheidung, dass Nathan seine Karriere zugunsten seiner Gesundheit und seiner Familie beendet, schon in der letzten Folge, aber zwei entscheidende Komponenten haben für den endgültigen Abschluss seines Daseins als Profi-Basketballspieler noch gefehlt: das Gespräch mit Clay und natürlich die obligatorische Pressekonferenz. Eigentlich war es keine große Überraschung, dass Clay nicht wütend darauf reagiert, wenn Nathan zu spielen aufhört, schließlich hat dieser seine Entscheidung nicht grundlos getroffen. Aber wenn man sich überlegt, wie Clay in seiner Koma-Zwischenwelt reagiert hat, wie sauer er war, dass Nathan seinetwegen seine Karriere aufs Spiel setzen würde, auch nachdem er gehört hat, dass Nathans Rücken sich verschlechtert, hätte man doch mit einer etwas anderen Reaktion von Clay rechnen können. Ob es nun Will war, der ihm klar gemacht hat, dass es Schlimmeres gibt, als wenn man seine Karriere beendet, oder die Nahtoderfahrung und die Tatsache, dass er und Quinn beide überlebt haben – wichtig ist, dass es kein Zerwürfnis zwischen Clay und Nathan deswegen gibt (für das es wie gesagt eben absolut keinen Grund geben würde) und Clays vorübergehende Unfähigkeit, seine Agentur zu leiten, Nathan gleich eine neue Perspektive gibt.

Denn das war nach "Wie reagiert Clay?" die weitaus spannendere Frage: Wie reagiert Nathan darauf, dass seine Zeit in der NBA plötzlich vorbei ist? Dabei wurde meiner Meinung nach eine gute Mischung gefunden, einerseits eine völlig verständliche Wehmut auszudrücken, aber andererseits auch klar zu machen, dass Nathan seinen Frieden mit dieser Tatsache gemacht hat. Die Anspielung von Jamie auf die Zeit nach Nathans Unfall hat mir sehr gut gefallen, vor allem wenn man bedenkt, wie sehr der damals Vierjährige unter der Situation gelitten hat. Allerdings hat sich Nathans Charakter seit der fünften Staffel extrem weiter entwickelt, es ist nicht mehr so, dass er Basketball als Selbstbestätigung braucht. Das wurde spätestens in #7.06 Deep Ocean Vast Seaklar, als seine Sorge wegen Renees Gerüchten nicht darum ging, ob er seinen Vertrag verliert, sondern ob er Haley und seine Familie verliert.

Haley drückt diese Veränderung im Gespräch mit Jamie sehr gut aus: "Last time, basketball left your dad and this time, your dad is leaving basketball." Auch wenn das Spiel immer noch ein wichtiger Teil von Nathans Leben ist, so ist es auf keinen Fall mehr der Wichtigste und auch nicht mehr derjenige, aus dem er sein Selbstbewusstsein zieht. So sehr Nathan sich auch über Basketball definiert hat, so sehr hat ihn der ständige Druck auch belastet, der seit seiner Kindheit wegen dem Spiel, vor allem durch Dan, auf ihm lastete. Deshalb macht es, trotz der vergangenen sieben Staffeln, durchaus Sinn, dass Nathan bei seiner Pressekonferenz sagt, er sei der glücklichste Mensch auf Erden, obwohl er seinen jahrelangen Traum aufgibt. Er hat sein Ziel erreicht, er hat in der NBA gespielt, hat den Triumph, aber auch die Schattenseiten dieses Daseins erlebt und kann dieses Kapitel seines Lebens nun ohne Bedauern abschließen und den Blick nach vorne richten. Und es gefällt mir extrem gut, dass anders als in der fünften Staffel auch gleich eine neue berufliche Richtung gefunden wird: Nathan will Clay mit dessen Agentur helfen, bis dieser wieder ganz gesund ist.

Clay, you named your agency "Fortitude" for a reason. Tell those guys to go screw themselves again. We can do this!

Ich freue mich wirklich darauf, die beiden mal wieder öfters zusammen zu sehen, nachdem ihre Freundschaft nach dem kurzzeitigen Zerwürfnis wegen des geplatzten Vertrags und Clays Gefühlen für Quinn in der zweiten Hälfte der siebten Staffel doch ziemlich ins Hintertreffen geriet. Gerade Nathans Reaktion auf Clays möglichen Tod hat verdeutlicht, wie tief die Freundschaft zwischen den beiden ist und auch wenn ich erst geschrieben habe, wie gern ich Nathan und Julian zusammen sehe, so haben Nathan und Clay einfach noch mal eine ganz andere Chemie, die mir in letzter Zeit doch ziemlich gefehlt hat.

Bei Clay und Quinn ist ansonsten (mal wieder) nicht wirklich viel passiert, bis auf Clays Entlassung aus dem Krankenhaus. Und zu dieser Szene muss ich etwas ausholen… Als ich diesen Sommer in Wilmington Urlaub gemacht habe, wurde gerade diese Folge gedreht und die einzigen Dreharbeiten, die wir von Anfang bis Ende komplett beobachten konnten, waren die zu der Szene, als Clay das Krankenhaus verlässt. Und ich war mir hundertprozentig sicher, dass es nicht machbar ist, aus dieser Szene irgendetwas Anständiges zu machen. Ich meine: wieso kommen Clay und Quinn in Anzug und Cocktailkleid aus dem Krankenhaus? Wieso klatschen alle? Und wieso um Himmels Willen werfen sie Konfetti?? Gut, die Sache mit dem Konfetti war spätestens nach #8.03 The Space In Between süß, als Jamie erklärt, dass der Moment wenn Clay aufwacht genauso toll sein wird, wie der Gewinn der State Championship. Trotzdem waren Clay und Quinn noch immer over-dressed und der Applaus noch immer unpassend und ich konnte mir nicht vorstellen, dass mir diese Szene gefallen würde – tja, ich lag falsch. Denn auch wenn einige Dinge an dieser Szene entweder sehr sinnlos oder sehr kitschig sind, war sie insgesamt einfach total schön inszeniert. Zeitlupe verbessert sowieso alles, aber den Ausschlag gab das wunderbare "Broken Horse" von Freelance Whales, mit dem die Szene unterlegt war und das ihr eine wirklich emotionale Atmosphäre verlieh.

Trotzdem müssen Clay und Quinn so langsam wieder eine richtige Story bekommen, zwei Folgen ohne relevante Handlung und/oder Dialoge sind für Hauptcharaktere schon die Schmerzgrenze. Quinns nächtliches Wachliegen und die kurzzeitige Panik, nachdem sie das Schlafzimmer im Strandhaus zum ersten Mal wieder betreten, waren zumindest mal eine Andeutung davon, mal schauen, was daraus gemacht wird.

After all the success, after all the money, the awards, the press and the celebrity, it’s just been about getting my mom to love me.

Brooke hat hingegen Storys ohne Ende: der Verkauf ihrer Firma, die daraus resultierenden Probleme mit ihrer Mutter und natürlich die anstehende Hochzeit mit Julian. Dabei ist es auf den ersten Blick eigentlich eher verwunderlich, dass der Verkauf ihrer Firma Brooke so sehr mitnimmt, denn Anfang der sechsten Staffel hat sie "Clothes over Bro's" doch relativ schnell an Victoria überschrieben und diese Entscheidung nicht unbedingt bereut. Aber auch wenn Brooke im Gespräch mit Julian erklärt, dass sie sich immer etwas eigenes aufbauen wollte, um nicht wieder die Konsequenzen eines Bankrotts wie den ihrer Eltern in der zweiten Staffel mitmachen zu müssen, liegt ihre eigentliche Trauer nicht darin, dass sie ihre Firma verkaufen muss, sondern eher in den Ursachen und den Konsequenzen. Zum einen ist es selbstverständlich äußerst belastend, wenn man wegen Betruges am Pranger steht – noch dazu, wenn der eigene Ruf unter Taten leidet, die andere begangen haben.

Denn wie Haley und Julian betonen: es ist nicht Brookes Schuld, dass sie ihre Firma verkaufen muss, sondern die ihrer Mutter. Umso unverständlicher und ernüchternder muss für Brooke die Reaktion von Victoria sein, die wieder in Verhaltensformen verfällt, die man nach dem Ende der sechsten Staffel für abgehakt geglaubt hatte. Dass sie Brooke tatsächlich wieder damit konfrontiert, sie wäre dumm und hätte keinen Geschäftssinn, wirkt für mich nach dem Verhältnis der beiden in den letzten zwei Staffeln nicht passend. Klar, dass Brooke die Firma verkauft, bedeutet in gewisser Weise, dass Victoria umsonst ins Gefängnis ist. Schließlich wollte sie genau das verhindern, als sie die gesamte Schuld auf sich genommen hat. Der entscheidende Punkt ist dabei allerdings, dass es auch tatsächlich ihre Schuld ist und sie absolut kein Recht hat, Brooke Vorwürfe zu machen, wenn diese ihr gesamtes Hab und Gut aufgibt, um die Fehler ihrer Mutter auszubügeln.

Umso mehr hat mich Brookes Reaktion im letzten Gespräch mit ihrer Mutter gefreut, in dem sie ihr endlich mal die Meinung sagt und ganz deutlich macht, dass sie Victoria nicht mehr in ihrem Leben haben will, wenn diese ihre Entscheidung und damit im Prinzip auch Brookes Charakter nicht akzeptieren kann. Schade, dass von Victoria in diesem Moment nicht sofort eine Entschuldigung kam, und ich hoffe, dass sie relativ schnell auf eine Aussprache mit Brooke drängt. Denn ihre Beziehung hat sich einfach viel zu toll entwickelt, um nun so plötzlich beendet zu werden.

Sehr schön fand ich auch die Szenen zwischen Brooke und Haley mit den ganzen Anspielungen auf vergangene Staffeln, die aus dieser Story heraus entstanden sind. Schon die Szene unter der Brücke hat mir wirklich gut gefallen, als auf sehr süße Art klar wird, dass Brooke Haley schon so lange als ihre Freundin ansieht, dass sie gar nicht mehr weiß, dass Haley in den frühen Schuljahren keine Zeit mit ihr und Peyton verbracht hat und eben nicht weiß, unter welcher Brücke die beiden sich immer getroffen haben. Aber noch schöner war natürlich die Szene kurz vor Brookes Pressekonferenz, als Haley sie daran erinnert, dass sie ihr zwar vor Jahren geraten hatte, sich auf ihr Talent zu konzentrieren, statt auf Jungs, aber dass Brooke sich jetzt nicht zu lange mit dem Verlust ihrer Firma aufhalten, sondern sich auf ihre Hochzeit und ihre Zukunft mit Julian konzentrieren soll.

I've been asking people this question, it's sort of the point of this documentary. It's a simple question I'd like to ask you: What comes next?

Julian hat zu meiner großen Freude tatsächlich ein Doku-Projekt aus seinem Video von Nathan gemacht – allerdings wird das Potential dieser Story bis jetzt nur sehr ansatzweise gezeigt. Sein Interview mit Brooke war toll, es hat ihren Entschluss aus der letzten Folge noch mal aufgerollt, gut erklärt und auch schön dargestellt, wie und warum die ganze Situation Brooke so sehr belastet. Und es hätte so schön weitergehen können, wenn man das Interview mit Clay gezeigt hätte, oder eines mit Haley, die über ihre Arbeit bei der Beratungshotline und ihre eigene Psyche reflektieren könnte, oder mit Nathan, der schließlich der Anstoß zu der ganzen Dokumentation war und ebenfalls einen krassen Einschnitt in seinem Leben vor sich hat.

Aber nein, man zeigt lieber Mouth, wie er Kondome in der Wohnung verteilt und sich zwischen den Zehen herum pult. Und auch wenn es stellenweise ganz lustig war – zwei Drittel dieser Szenen hätte man sich sparen bzw. die Zeit für andere Storylines nutzen können. Das einzige, was die Story gerettet hat, war das Zusammenspiel mit den Szenen zwischen Mouth und Nathan, denn die haben mir wirklich gut gefallen. Ob es wirklich nötig war, Julian noch mit einzubauen, lasse ich mal dahingestellt. Am Ende sind jedenfalls alle glücklich: Nathan konnte Mouth helfen, Mouth hat mehr Besucher auf seiner Website und Julian Material für seine Doku. Jetzt sollte die Doku nur in den nächsten Folgen nicht einfach fallen gelassen, sondern das Potential tatsächlich ausgeschöpft werden. Schließlich gibt es noch genügend Charaktere mit Problemen, die man interviewen und damit den ein oder anderen neuen Blickwinkel zeigen könnte.

I’m happy you’re taking a movie, you just didn’t have to lie about it!

Chase zum Beispiel, der zwar keine lebensverändernden Entscheidungen zu treffen hat, aber stattdessen nach Mia wieder eine Freundin hat, deren Beruf sie aus Tree Hill und von ihm wegführt. Es ist, gerade nach dem Ende der Beziehung mit Mia wegen der Distanz, absolut nachvollziehbar, dass Chase wütend und verletzt darüber ist, dass Alex ihm das Filmprojekt verheimlicht hat und ihn stattdessen in dem Glauben gelassen hat, dass sie länger in Tree Hill bleibt. Andererseits ist auch Alex' Verhalten verständlich, angesichts der Tatsache, dass die Dreharbeiten noch nicht feststanden, als sie angefangen hat im Tric zu arbeiten und vor allem, weil ich es ihr wirklich abnehme, dass sie es wirklich mit Chase versuchen wollte – und der Umstand, dass er erst dann einem Date zugestimmt hat, als sie ihm gesagt hat, dass sie länger in Tree Hill bleiben will, führt bei ihr selbstverständlich zu der Annahme, dass er nicht sehr begeistert davon sein wird, wenn sie die Stadt verlässt.

Klassisches Kommunikationsproblem also: Alex will Chase nicht von Anfang an abschrecken und Chase ist hinterher sauer, weil sie ihm nicht gleich von dem Filmangebot erzählt hat. Die Entscheidung von Chase, die Beziehung (die sich ja eigentlich erst in der letzten Folge ganz zart entwickelt hat) daraufhin gleich zu beenden, ist natürlich hart, vor allem weil dem Zuschauer klar wird, dass Alex wirklich aufrichtig zu ihm ist, was ihre Gefühle angeht. Trotzdem geht sie letztlich, ohne sich von Chase zu verabschieden und es bleibt abzuwarten, ob sich nun Teil drei des Triangles, sprich Mia, wieder einmischen wird. Bis jetzt bin ich allerdings weiterhin angenehm überrascht, dass in dieser Storyline die typischen, nervigen Triangle-Klischees umgangen werden – andererseits ist mir auch noch immer nicht klar, wohin sich die Story entwickeln soll. Aber ist doch auch mal nett, wenn die Beziehungen einer Drama-Serie nicht völlig vorhersehbar sind.

Fazit

Ganz gemäß dem Titel der Folge lag der Fokus eindeutig darauf, zu zeigen, wie Brooke und Nathan mit dem Ende ihrer jeweiligen Karrieren umgehen. Dabei waren aber Julian, Clay und vor allem Haley so toll in die Überlegungen der beiden eingebaut, dass sich daraus eine schöne und stimmige Folge ergab. Lediglich die Tatsache, dass die Storys von Quinn und Mouth nichtvorhanden, bzw. etwas zu blass waren, sorgt dafür, dass es nicht ganz die volle Punktzahl gibt.

Lena Stadelmann - myFanbase

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