Bewertung

Review: #3.04 Verlust

Obwohl wir uns noch ziemlich am Anfang dieser "Outlander"-Staffel befinden, kann ich behaupten, dass #3.04 Of Lost Things für mich die beste Episode bisher ist. Der Fokus lag dabei eindeutig auf Jamie, der die Freuden eines Vaters für einige Zeit genießen konnte.

Auf Helwater

Durch die Gunst von Lord John Grey kann Jamie seine Gefängnisstrafe auf Helwater verbringen und ist auf den ersten Blick in der Lage ziemlich frei zu handeln. Das war er gewissermaßen auch zu Hause in Lallybroch, dennoch sah er es eher als Gefangenschaft an, weil er sich vor den englischen Soldaten verstecken musste. Auch über sein Leben auf Helwater könnte Jamie denken, in Gefangenschaft zu leben. Das liegt nicht unbedingt an Lord Dunsany, der ihn trotz des Wissens, dass sein einziger Sohn bei der Schlacht von Culloden ums Leben kam, seinen neuen Stallburschen mit Respekt behandelt, sondern eher an seiner ältesten Tochter Geneva.

Diese wurde schon im Buch als zickig, hochnäsig und arrogant beschrieben und ich finde, Hannah James leistet hier tolle Arbeit und lässt den Charakter tatsächlich eher unsympathisch wirken. Geneva lässt die Angestellten mit voller Absicht und einem Genuss spüren, dass sie über ihnen steht und ihnen Anweisungen geben kann, denen sie sich nicht widersetzen dürfen. Somit ist Geneva das komplette Gegenteil zu ihrer Schwester Isobel. Denn Geneva ist nicht nur zickig und arrogant, sondern meiner Meinung nach auch sehr berechnend und hinterhältig. Keine allzu gute Kombination, wodurch Jamies Äußerung, man möge ihr doch einen Tritt geben, für Zustimmung sorgt. Aber es ist eben nicht nur ihr anfängliches Verhalten ihm gegenüber. Es ist vor allem, weil sie ihn benutzt, um ihre Jungfräulichkeit an ihren zukünftigen Ehemann nicht verlieren zu müssen. Ein bisschen kann man sie in diesem Punkt sogar verstehen. Wer will denn schon einen älteren Mann gegen seinen Willen heiraten und dabei auch noch wissen, dass man mit ihm schlafen soll? Da ist Jamie eindeutig die bessere Wahl, auch wenn Genevas Ehemann noch nicht so alt gewesen ist, wie er im Buch beschrieben ist. Aber die Art und Weise, wie sie Jamie dazu gebracht hat, mit ihr zu schlafen, war alles andere als ladylike und zeigte einmal mehr, dass sie jedes Mittel einsetzt, um zu bekommen, was sie möchte.

Auch wenn sie es vielleicht nicht konkret darauf angelegt hat, von Jamie schwanger zu werden, hatte sie aber durchaus die Absicht mit ihm zu schlafen. Allerdings hatte das erst nicht so geklappt, wie Geneva es sich erhofft und gewünscht hatte. Ich fand die Szene im Wald wunderbar! Es war absolut vorhersehbar, dass sie den Sturz vom Pferd vorgetäuscht hat, um zu testen wie ehrenwert Jamie tatsächlich ist. Absolut unvorhersehbar für mich war allerdings, dass er sie in den Dreck wirft, nachdem er herausgefunden hat, dass sie ihm etwas vorgespielt hat. Herrlich! Ich habe mich köstlich darüber amüsiert.

Aber wie Isobel schon über ihre Schwester sagte, ist diese eine komplizierte Frau und mit denen ist es bekanntlich nie einfach und Geneva ist da keine Ausnahme. Sie gibt nämlich nicht auf, Jamie doch noch ins Bett zu bekommen und geht dabei den Weg, der Jamie packt: Bei seinem Stolz und seiner Familie. Bei einem erneuten Zusammentreffen von Jamie, Lord John und dessen Bruder Melton bemerkt sie nämlich, dass Melton Jamie kennt und überhaupt nicht mit dem Handeln seines Bruders einverstanden ist. Ein bisschen schade finde ich das schon, empfand ich Melton doch in der ersten Folge als recht sympathisch. Aber vielleicht bezieht sich sein Verhalten auch mehr auf sein Bruder, dieser hat nun mal Gefühle für Jamie und Melton scheint John ziemlich gut zu kennen. Somit war es für Geneva ein Leichtes, die Wahrheit aus ihm herauszukitzeln und gegen den Rothaarigen zu verwenden.

Das sorgte dafür, dass die beiden mehr oder weniger gewillt die Nacht miteinander verbringen mussten. Trotz dieser unangenehmen Situation für Jamie fand ich es sehr schön, dass die Autoren diese Handlung dafür genutzt haben um noch einmal klar zu machen, wie viel Claire für Jamie bedeutet und dass sie es war, die ihm erst einmal gezeigt hat, was wahre Liebe ist. Schön, dass Jamie das Wissen mit Geneva geteilt hat und man als Zuschauer nur noch einmal deutlich mitbekommen konnte, wie sehr er seine Frau doch liebt.

Dass Geneva schwanger wird, war vielleicht nicht mal beabsichtigt, auch wenn ich ihren Blick teilweise anders gedeutet habe, nachdem ihr Ehemann eine abfällige Bemerkung über Jamies Haare gemacht hat, und Geneva ganz offenbar stolz war, von ihm schwanger zu sein. Vielleicht war es irgendwo die Strafe Gottes, dass sie nach der Geburt gestorben ist. So ganz kann ich mir nämlich nicht vorstellen, dass sie Jamie tatsächlich geliebt haben soll bzw. in ihn verliebt gewesen ist. In meinen Augen hat sie ihn benutzt. Dass auch Genevas Ehemann von ihrer Untreue wusste, war spätestens klar, als er Jamies Sohn etwas antun wollte.

Der Stolz eines Vaters und eine ehrenhafte Freundschaft

Nach dem Tod von Geneva und der Rettung von Jamies Sohn sind die Dunsanys ihm zu hohem Dank verpflichtet und die Dame des Hauses offenbart ihm sogar, dass er zurück nach Schottland in seine Heimat zurückkehren kann, doch Jamie lehnt dieses Angebot ab. Ich glaube zwar schon, dass seine Aussage über seine Familie etwas mit dieser Entscheidung zu tun hat, doch mehr Gewicht in dieser Sache hat wohl sein Sohn. Jamie sagte ja ziemlich am Anfang dieser Folge, dass er bereits zwei Kinder verloren hat: Faith und Brianna und da kann ich durchaus verstehen, dass er mit Willie sein drittes Kind erst einmal nicht verlieren will.

Ich finde es sehr schön, dass sein Sohn den gleichen Namen wie Jamies verstorbener Bruder bekommen hat, auch wenn die Dunsanys das natürlich nicht wissen. Für Jamie ist es dennoch eine schöne und auch wichtige Erinnerung. So konnte man sich noch einmal gemeinsam an das bedeutsame Geschenk erinnern. Die Holzschlange hat er einst von seinem Bruder bekommen und es ist schön, dass Jamie diese jetzt seinem Sohn weitervererben kann, auch wenn es eine völlig andere Holzschlange ist. Ich denke für Jamie war das wichtig, um eine weitere Verbindung zu seinem Sohn zu haben. Aber auch, dass Willie nun mit James eine weiteren Namen hat, den er von seinem leiblichen Vater bekommen hat, ist eine sehr schöne Geste gewesen und unterstreicht in meinen Augen einfach nochmals, wie stolz er auf den Jungen ist.

Dass sich Jamies Gene nicht nur bei seinem Sohn sehr deutlich durchsetzen, sah man bereits wunderbar an Brianna, die von Claire all die Jahre nicht mal angesehen werden konnte, weil sie ihre Mutter durch ihr Aussehen zu sehr an Jamies Verlust erinnert hat. Und genau diese Gene, die er auch an Willie weitervererbt, sind es auch, die ihn eines Tages dazu veranlassen, Willie zu verlassen. Dabei nutzt man aber sehr schön gemeinsame Szenen der beiden, in denen Jamie seine Qualitäten als Vater unter Beweis stellen kann. Damit meine ich nicht mal den Klaps auf den Po oder das Gespräch über Frauen. Vielmehr meine ich Jamies Opfer, dass er für Willie bringen wollte.

Seit der letzten Folge wissen wir, dass Lord John offenbar deutlich mehr empfindet und dass auch Jamie das weiß. Nach der Sache mit Jack Randall reagiert er sehr abweisend. Gerade deswegen ist es ihm hoch anzurechnen, dass er seinen Körper an Lord John 'verkaufen' wollte. Das zeigt einfach, wie wichtig ihm das Wohl seines Sohnes ist und wie sehr er John letztlich vertraut, diese Situation unter keinen Umständen weiter auszunutzen, als es sein muss. Aber auch Lord John beweist Ehre indem er das Angebot ablehnt, obwohl er sicherlich nicht abgeneigt davon gewesen ist. Es zeigt einfach, dass für ihn Ehre über alles geht und seine Freundschaft zu Jamie mittlerweile so tief ist, dass er diese und auch seine Macht nicht ausnutzen will, um - im Gegensatz zu Geneva - das zu bekommen, wonach er verlangt. Stattdessen gesteht er, mit Isobel die Ehe eingehen zu wollen, um so bestens für Willie sorgen zu können. Besser hätte man es nicht umsetzen können. Ebenso wie die Abschiedsszene. Sowohl Jamie als auch Lord John ist der Abschied nicht leicht gefallen und man wünscht sich, dass sich alle recht bald wiedersehen.

Das Jahr 1968 und die Suche nach Jamie

Gegen den Handlungsstrang mit Jamie wirkt Claires Handlung fast ein bisschen langweilig. Das liegt nicht am Schauspiel oder gar daran, dass nicht nicht allzu viel passiert. Es liegt mehr daran, weil man mit Claire mitleidet und man ihr so sehr wünscht, sie möge doch endlich bei der Suche nach Jamie einen großen Schritt vorwärts kommen, doch stattdessen erlebt sie einen herben Rückschlag, der sie weiter von Jamie entfernt, als dass es sie weiter zu ihm bringt.

Dadurch wirkt Claire auch nicht ganz so lebendig, wie man sie aus den ersten beiden Staffeln kennt. Aber verdenken kann man es ihr nicht. Was die letzten Jahre auf sie einprasselte, kann man nicht so leicht verarbeiten. Der Verlust und der Gedanke, dass Jamie bei der Schlacht umgekommen ist, wog ja schon seit ihrer Rückkehr in die Gegenwart schwer auf ihren Schultern. Dazu kommt aber noch die gewissermaßen erzwungene Ehe mit Frank, dessen Tod, an dem sie sich sicherlich auch mitschuldig fühlte, ihr nicht allerbestes Verhältnis zu ihrer Tochter und dann noch die Wahrheit darüber, dass es Frank war, der dafür gesorgt hat, dass sie Jamie all die Jahre für bei der Schlacht von Culloden verstorben hielt. Das sind alles Dinge, die man einfach nicht so leicht verarbeitet und zur heutigen Zeit würde man einem deswegen empfehlen, einen Psychologen aufzusuchen.

Doch auch wenn Claire einen herben Rückschlag wegen Jamie erlitten hat, so kam sie doch einen großen Schritt weiter. Das Verhältnis zwischen ihr und Brianna hat sich seit der Offenbarung über Jamie sehr stark in die positive Richtung gewendet und Brianna nennt Claire endlich wieder Mutter. Etwas, was sie schon lange nicht mehr tat und dieser sicher dabei hilft, die Suche nach ihrer großen Liebe nicht aufzugeben.

Randnotizen

  • Ich mag die Chemie zwischen Sophie Skelton und Richard Rankin unglaublich gerne. Sie harmonieren und agieren in meinen Augen perfekt miteinander. Die kleinen Neckereien und der sanfte Kuss zwischen Brianna und Roger eröffnen eine weitere tolle Liebesgeschichte, auf die ich mich schon jetzt wahnsinnig freue.
  • Claire ist wieder die Alte! Na ja, zumindest gab es einen kleinen Moment davon, als sie sich in der Bar so darüber aufgeregt hat, dass sie mittlerweile im Jahr 1968 leben und Frauen das gleiche Recht zum Aufenthalt in einer Bar wie Männer haben. Ein bisschen habe ich die alte Claire wirklich vermisst, die ihre Meinung sagt und sich von nichts und niemandem den Mund verbieten lässt.
  • Habe ich schon mal erwähnt wie toll ich David Berry als Lord John finde? Ich liebe ihn in dieser Rolle und hoffe, dass wir ihn in dieser Staffel noch einige Male zu sehen bekommen werden!

Fazit

Diese Episode hatte für mich alles, was eine großartige Episode ausmacht und ist für mich bisher die beste dieser Staffel von Outlander. Wunderbares Agieren der Charaktere, Emotionen, Witz, Trauer. Bitte weiter so! Mir gefällt diese Staffel bisher sogar besser als die zweite!

Daniela S. - myFanbase

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