Bewertung

Review: #4.03 Die falsche Braut

Foto: Sam Heughan & Caitriona Balfe, Outlander - Copyright: 2018, 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Sam Heughan & Caitriona Balfe, Outlander
© 2018, 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Als großer Fan von Erzählungen mit mehreren Zeitebenen war diese Episode für mich genau das Richtige. Denn neben dem neuen Weg, den Jamie und Claire nun einschlagen, tauchen wir nach langer Zeit auch endlich einmal wieder in die Gegenwart ab und können uns über ein Wiedersehen mit Brianna und Roger freuen.

Fraser Ridge

Mit der Handlung in River Run konnte ich mich in #4.02 Do No Harm nicht recht anfreunden und wie ich bereits vermutet hatte, brechen die Frasers ihre Zelte dort ab, um sich nun doch eine eigene Existenz aufzubauen. Es war genau die richtige Entscheidung, dieses Mal keine so komplexe Handlung in eine Episode zu pressen, sondern sich langsam an das neue Leben der beiden heranzutasten.

Zuletzt lag der Fokus so sehr auf der Sklaven-Thematik, dass das wunderbare Liebespaar der Serie vollkommen in den Hintergrund gerückt ist. Das macht man nun wieder gut, indem man uns die beiden von ihrer besten Seite präsentiert. Liebevoll, einander neckend und aufopferungsbereit unterhalten sich Jamie und Claire darüber, wie sie sich ihre gemeinsame Zukunft in North Carolina vorstellen. Während es außer Frage steht, dass Claire weiterhin als Heilerin tätig sein wird, bringt Jocasta Claire kurz vor deren Abreise noch zum Grübeln, denn womit wird Jamie sich eigentlich zukünftig die Zeit vertreiben? Als Ehrenmann ist es unziemlich, dem Beruf eines Druckers nachzugehen, was Jocasta auch sehr genau betont, außerdem ist Jamie laut seiner Tante zu größerem bestimmt.

Ich hatte bisher noch nie das Gefühl, dass Jamies Herz sehr an materiellen Dingen hängt und genau dieser Eindruck wird nun unterstrichen. Zufriedenheit ist für Jamie damit verbunden, seiner Frau die Welt zu Füßen zu legen und die Inbrunst, mit der er Claire dies darlegt, lässt sofort jedes Frauenherz höherschlagen. Wenn Jamie Claire glücklich machen kann, beginnen seine Augen stets zu leuchten und die tiefe Verbundenheit des Ehepaars konnte mit dieser Liebeserklärung wieder einmal wunderschön in Szene gesetzt werden.

Auch den Ort, an dem sie fortan leben wollen, scheinen die beiden bereits gefunden zu haben. Es ist unweigerlich ein schönes Fleckchen Land, schade ist nur, dass der Einsatz des Greenscreens hier recht deutlich zu sehen war. Da die Dreharbeiten weiterhin in Europa stattfinden, musste man an dieser Stelle auf einige technische Tricks zurückgreifen, wodurch das ursprüngliche Gefühl für die schöne Natur – das in Staffel 1 stets gegenwärtig war - ringsum etwas verloren geht.

Time Traveler

Als Claire in ihrem Versteck für die Nacht den Schädel entdeckt, fühlte ich mich sofort an #3.05 Der Entschluss erinnert. Damals untersuchten Claire und Joe die Gebeine einer Frau, die ermordet wurde. In #3.13 Im Auge des Sturms zeigte sich dann, dass es sich dabei um Gellis handelte, die Claire nach ihrer erneuten Reise in die Vergangenheit selbst umgebracht hatte. Daher bin ich nun gespannt, was für ein Geheimnis hinter dem Schädel aus dieser Episode steckt. Fest steht schon einmal, dass es sich dabei ebenfalls um einen Zeitreisenden handeln muss - genau wie es bei Gellis der Fall war – was uns anhand der Zahnfüllung und der Edelsteine gezeigt wird. Zudem scheint es sich bei der Indiander-Erscheinung, die Claire während des Sturmes gesehen hat, um genau diese Person zu handeln, da er die gleiche Wunde am Kopf hatte, die der Schädel erahnen lies. Auf die Auflösung des Mysteriums müssen wir sicher noch eine Weile warten, dennoch denke ich, dass "Outlander" diesen losen Faden wieder aufgreifen wird.

1970

Der Anblick eines Autos ist in einer Serie wie "Outlander" vollkommen ungewohnt, doch gleich als man uns verriet, dass man in der Eröffnungsszene das Jahr 1970 schreibt, habe ich einen kleinen Hüpfer gemacht. Schon am Ende von Staffel 3 hatte ich spekuliert, ob wir die Tochter der Frasers noch einmal zu Gesicht bekommen und wenn ja, wie lange dies wohl noch dauern wird. Nun ist es soweit und es hat Spaß gemacht, Brianna und Roger auf den Spuren der Schotten wandeln zu sehen.

Zuerst sind die Schnitte zwischen den Zeitebenen noch sehr hart, doch je weiter die beiden sich von Boston entfernen und ihrem Ziel in North Carolina näherkommen, desto weicher werden auch die Übergänge. Auf die gleiche Art zeigte man uns auch erst die Andersartigkeit Amerikas im Vergleich zu Schottland, nahm dann jedoch davon Abstand, indem wir das Clan-Treffen besuchten, dort den alt bekannten schottischen Klängen lauschen und an schottischen Traditionen teilhaben konnten.

Der einzige Störfaktor der Episode lag für mich in der Chemie zwischen Brianna und Roger. Bereits in Staffel 3 habe ich mich mit der Liebelei der beiden schwergetan und auch jetzt kann ich nicht behaupten, dass ich zwischen ihnen die Funken sprühen sehe. Von Roger geht zwar eine gewisse Verliebtheit aus, Brianna erscheint mir jedoch ziemlich gefühlskalt. Diesen Eindruck hatte ich sowohl bei ihrem Wiedersehen, als auch später bei der Szene in der Hütte. Auch sonst war ich von dem schnellen Voranschreiten ungefähr genau so überrumpelt wie Brianna von Rogers Heiratsantrag. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie lange die beiden sich nun kennen und eine Art Fernbeziehung führen, noch kann ich sagen, wie ernst es bisher zwischen ihnen war. Da sie jedoch auf verschiedenen Kontinenten gelebt haben, wirkt der Heiratsantrag wie zehn Schritte auf einmal, wo man sich zuvor nur langsam vorangetastet hat.

Die Reaktion Briannas war daher durchaus nachvollziehbar und auch das Roger hinterher verletzt war, konnte man verstehen. Unpassend fand ich jedoch die allgemeine Doppelmoral. Sowohl Brianna, die plötzlich ihre Bluse auszieht, als auch Rogers Anmerkung, er hätte Brianna schon längst flachlegen können, passen nicht richtig ins Bild. Von Briannas Seite aus fehlte mir, wie bereits erwähnt, die Leidenschaft Roger gegenüber, wohingegen zu Roger eher der schüchterne Verehrer passt und seine harschen Worte deplatziert sind.

Obwohl die beiden nun im Streit auseinander gegangen sind, zweifle ich nicht daran, dass man die Storyline weiterverfolgen wird. Mit dem Buch, das Brianna Roger schenkte, wird es sicher noch etwas auf sich haben, weshalb man sich denken kann, dass sie irgendwie dahinterkommen werden, dass Jamie und Claire in Amerika gelebt haben. Auf das Durchsuchen der Geschichte nach Hinweisen auf Briannas Eltern freue ich mich schon sehr und hoffe, dass man damit bereits in der nächsten Folge beginnen wird.

Randnotizen

  • Da wir John Quincy Myers nun bereits zum zweiten Mal gesehen haben und seine Erfahrungen in Sachen Indianer wieder erwähnt wurde, bin ich gespannt, welche Rolle er noch einnehmen wird und wann unsere Helden auf die Ureinwohner Amerikas treffen werden.
  • Es schien Jamie nicht ganz leicht zu fallen, sich von seiner Tante zu verabschieden. In dieser für ihn fremden Welt ist es schön zu wissen, dass er mit Jocasta jemanden aus seiner Heimat in der Nähe hat. Mal sehen, ob Jocasta noch einmal auftauchen wird.
  • Warum waren die Frasers auf dem Clan-Treffen nicht vertreten?
  • Was für ein Zufall, dass Brianna bei ihren Eltern erneut Thema war, nachdem sie sonst nur wenig über sie reden.
  • Genau wie Jamie, der sich noch nicht entschlossen hat, was er mit seiner Zukunft anstellen will, scheint es auch Brianna schwer zu fallen, in diese Richtung Pläne zu machen.
  • Rogers Lied The False Bride ist für diese Episode titelgebend und war wunderschön.
  • Von Stephen Bonnet haben wir nicht nochmal etwas gesehen. Da lag ich wohl falsch mit der Vermutung, dass er sich als Gegenspieler der Staffel entpuppen wird.

Fazit

Eine gelungene Folge mit interessanten Entwicklungen in beiden Zeitebenen. Man spürt es beinahe schon in den Fingern kribbeln, dass Brianna in den Geschichtsbüchern nach ihren Eltern suchen wird und ist gespannt darauf, was sie herausfindet.

Marie Florschütz - myFanbase

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