Bewertung

Review: #4.07 Hartes Regiment

Foto: Outlander - Copyright: 2018, 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Outlander
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Nachdem ich mich in den letzten Wochen ein wenig danach gesehnt habe, dass die Handlung rund um Brianna und Roger mehr Fahrt aufnimmt, kommt mit #4.07 Hartes Regiment die Episode, die uns ausgiebig in ihre Abenteuer abtauchen lässt. Wir verfolgen nun, wie sowohl Brianna als auch etwas später Roger durch die Steine gehen und ihre ersten vorsichtigen Schritte in der Vergangenheit machen.

Brianna

Ich habe mich sehr gefreut, dass wir nun miterleben, wie sich Briannas Suche nach ihren Eltern gestaltet, schnell wurde allerdings klar, dass sie wohl etwas unbedacht in die Vergangenheit abgetaucht ist. Mit nicht viel mehr als einer Karte und einem Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich ausgestattet – eine sehr schöne amerikanische Tradition, die allerdings augenblicklich betont, wie blauäugig Brianna sich auf den Weg gemacht hat – stapft Brianna durch die Highlands und es dauert nicht lange, bis sie stolpert und nicht mehr laufen kann. Einerseits finde ich diese Erzählweise dahingehend nützlich, indem man unterstreicht, wie anders das Leben 200 Jahre zuvor war, andererseits ist es ärgerlich, dass man Brianna als so unbedacht darstellt, denn ihre Vorbereitung auf die lange Reise lässt wirklich zu wünschen übrig.

Es dauert nicht lange, bis ein für uns altbekanntes Gesicht auftaucht und Brianna schützend unter ihre Fittiche nimmt. Laoghaire zählt nun nicht gerade zu den Publikumslieblingen, dennoch war es schön, Brianna auf eine wohlbekannte Figur treffen zu sehen. Man nutzt diese Gelegenheit, um uns ausgiebig zu erklären, dass es zwischen Laoghaire und Frank, der in zahlreichen Flashbacks zu sehen ist, viele Parallelen gibt. Ich persönlich liebe Tobias Menzies als Frank und mir ging sofort das Herz auf, als ich ihn sah.

Das freundschaftliche Miteinander von Brianna und Laoghaire schlägt schnell um, als letztere erkennt, um wen es sich bei Brianna handelt und augenblicklich kommen die Charakterzüge zur Geltung, die Laoghaire so wenig sympathisch machen. Zwar ist es authentisch, dass sich die Figur in ihrem Hass gegen Claire treu geblieben ist, dennoch wurde mir die Geschichte hier etwas zu sehr in die Länge gezogen, denn das Ende und Laoghaires Abneigung gegen die Tochter ihrer "Feindin" waren ziemlich vorhersehbar.

In den letzten Zügen der Episode stattet Brianna dann Lallybroch einen Besuch ab und dieser fiel für meinen Geschmack leider viel zu kurz aus. Es gibt ein sehr flüchtiges Wiedersehen mit Ian und die kurze Erklärung, dass Jenny die Geburt eines Enkels betreut. Briannas Reise in die Vergangenheit wäre eine schöne Gelegenheit gewesen, sie der Familie ihres leiblichen Vaters näher zu bringen. Mit den Flashbacks, die sich um Briannas Beziehung zu ihrem Ziehvater Frank drehen, führt man den Zuschauern vor Augen, was für ein gutes Verhältnis die beiden hatten. Man merkt es Brianna an, dass die Suche nach Claire und Jamie für sie nicht leicht ist, denn sie hatte in Frank eine starke und sehr liebevolle Vaterfigur, die sie nicht aus ihrem Leben verbannen möchte. Durch Jenny hätte man nun den ersten Schritt tun können, damit sich Brianna der Familie Fraser zugehörig fühlt.

Im Nachgang der Episode habe ich erfahren, dass Jenny-Darstellerin Laura Donnelly zum Drehzeitpunkt verhindert war und man Briannas Tante deshalb nicht zu sehen bekommt. Das ist sehr bedauerlich und ich hätte mir sehr gewünscht, dass man den Drehplan zurechtgerückt hätte. Viele Buchkenner haben sich bereits darüber beschwert, dass das Treffen von Jenny und Brianna nicht wie im Buch umgesetzt wurde und auch wenn ich das Buch noch nicht kenne, denke ich, dass es der Episode gutgetan hätte, sich an die Romanvorlage zu halten.

Man beendet die Episode für Brianna damit, dass sie sich die Überfahrt nach Amerika auf der Philip Alonso kauft. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich gehofft, dass man uns darüber aufklärt, in welchem zeitlichen Verhältnis die Geschichten von Brianna und Roger zueinanderstehen. Leider erfährt man nicht, mit wieviel Wochen Verzögerung Roger durch die Steine gegangen ist oder wie lange Brianna bei Laoghaire war. Man hat kein Gefühl dafür, ob Roger und Brianna gleichzeitig auf hoher See sind, oder ob einer von beiden schon längst Amerika erreicht hat, während der andere noch unterwegs ist. Es wäre ein interessanter Kniff gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass Brianna und Roger sich auf dem gleichen Schiff befinden, doch dies ist nicht der Fall.

Nicht recht einordnen kann ich Lizzie, das Mädchen, dem Brianna großzügig ein Ticket für das Schiff kauft. Es ist zwar nett, dass Brianna Lizzie davor bewahren will, als Konkubine zu enden, doch das Mädchen wirkt auf den ersten Blick nicht sonderlich interessant und ich frage mich, ob sie uns in der Geschichte lange begleiten wird.

Roger

Während Brianna sehr lange zu brauchen scheint, bis sie den Hafen erreicht, ist Roger im Nu vor Ort und heuert auf einem Schiff an, da man ihm als Passagier keine Überfahrt gewähren will. Neben Laoghaire gibt es in dieser Folge ein weiteres Wiedersehen mit einer Figur, die man nicht gerade ins Herz geschlossen hat, denn der Captain auf der Gloriana ist niemand geringeres als Stephen Bonnet aus dem Staffelauftakt. Nach der anfänglichen Vermutung, dass er in dieser Staffel eine größere Rolle spielen wird, hatte sich dieser Verdacht nach mehreren Episoden ohne die Figur wieder gelegt, weshalb ich sehr überrascht war, Bonnet an dieser Stelle wiederzusehen.

Die Szenen auf der Gloriana dienen dazu, die Charakterzüge von Roger scharf gegen die von Bonnet abzugrenzen. Man sieht in Roger den freundlichen Familienmensch, der Fremden bereitwillig hilft und stets ein Lächeln trägt. Bonnet hingegen ist kalt berechnend und legt keinen Wert auf zwischenmenschliche Interaktion, geschweige denn auf Nächstenliebe. Deutlich wird dem Zuschauer bewusst, dass Roger sich in eine gefährliche Lage gebracht hat, nicht zuletzt, weil wir wissen, wie kaltblütig Bonnet im Staffelauftakt geraubt und gemordet hat.

Weder Roger noch Brianna fällt es leicht, sich in diese fremde Welt einzufügen, ihre Schwächen liegen jedoch an vollkommen unterschiedlichen Punkten. Während Roger auf den ersten Blick einen guten Eindruck in der Vergangenheit macht und sich des Namens MacKenzie bedient, ist es sein Alleingang auf dem Schiff, durch den er sich von den restlichen Matrosen abgrenzt, denn niemand sonst stellt die Befehle des Captains in Frage. Brianna hingegen macht schnell einen unvorbereiteten Eindruck und ist zudem unter dem Namen Randall unterwegs, was nicht sehr durchdacht wirkt.

Frank

Obwohl sich die Episode hauptsächlich um die Reise von Brianna und Roger dreht, nutzt man den Gastauftritt von Tobias Menzies, um uns eine neue Sichtweise auf Franks Handlungen kurz vor seinem Tod zu gewähren. Staffel 3 zeigte uns sehr ausführlich, dass Frank und Claire nicht zu der liebenden Ehe zurückfinden konnte, die sie im Serienauftakt hatten. Dass Frank sich schließlich Zuneigung bei einer anderen Frau suchte und schlussendlich die Scheidung verlangte, überraschte daher nicht. Die Flashbacks werfen auf die Entwicklung allerdings ein ganz anderes Licht, denn Frank hielt damals den gleichen Ausdruck in Händen, den Roger in den 1970ern entdeckte und der von dem Feuer auf Fraser's Ridge berichtet. Einst versprach Claire Frank, dass sie mit der Vergangenheit und Jamie abgeschlossen hätte und nicht zu ihm zurückkehren würde. Frank hält mit dem Ausdruck aber den Beweis dafür in der Hand, dass Claire ihr Wort gebrochen hat. Es versetzt mir einen Stich ins Herz, wie schwer Frank diese Erkenntnis trifft, denn obwohl er und Claire keine glückliche Ehe führten, fühlt Frank sich nun hintergangen. Sehr überzeugend wird Franks Schmerz von Menzies dargestellt und für den Zuschauer ist es eine gute Erklärung dafür, weshalb Frank mit seiner Ehe abschließen wollte.

Fazit

Die Reise durch die Zeit mit Brianna und Roger konnte gut unterhalten und es störte nicht, dass die Handlung rund um Claire und Jamie vollkommen pausiert hat. Lieber hätte ich aber eine weniger ausgedehnte Geschichte in Bezug auf Laoghaire gehabt und Brianna stattdessen mit ihrer Familie auf Lallybroch gesehen. Durch die Flashbacks zeigt man uns die starke Verbindung zwischen Brianna und Frank, während sich Brianna langsam gegenüber der Zugehörigkeit zu Familie Fraser öffnet. Diesen Zusammenhang hätte man durch mehr Zeit auf Lallybroch gut untermauern können.

Marie Florschütz - myFanbase

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